Gold zeigt sich unbeeindruckt von Fed-Zinswende

Der Krieg in der Ukraine bestimmt weiterhin das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten. Das betrifft nicht nur den Aktienhandel, wo die Stimmung seit gut vier Wochen deutlich gedämpft ist. Auch an den Rohstoffmärkten hinterlässt die militärische Auseinandersetzung deutliche Spuren.
Werden die 2.000 Dollar bald wieder geknackt?
Anfang März schnellte der Goldpreis auf ein Jahreshoch von knapp 2.050 Dollar je Feinunze. Auf dem Niveau hat sich das Edelmetall zwar nur kurzzeitig halten können, doch die Marke von 2.000 Dollar ist durchaus nach wie vor in Reichweite.
Dies gilt umso mehr, da sich im Konflikt zwischen Russland und westlichen Bündnissen keine Entspannung abzeichnet. Hatte Kreml-Chef Wladimir Putin anfangs offenbar auf eine zügige Kapitulation der ukrainischen Seite gesetzt, deutet nun vieles auf eine länger andauernde militärische Auseinandersetzung hin.
Dieser Krieg könnte länger dauern
Die Ukrainerinnen und Ukrainer verteidigen engagiert ihr Land, während russische Truppen mit hohen Verlusten zu kämpfen haben. Je aussichtsloser die Lage, desto grausamer werden unterdessen die Angriffe, zunehmend auch auf zivile Ziele. Gleichzeitig wird ein gesichtswahrender Rückzug Russlands immer schwieriger. Das Risiko einer weiteren Eskalation steigt mit jedem Tag. Selbst der Einsatz von Massenvernichtungswaffen wird inzwischen offen diskutiert.
Besonders schmerzlich für den Westen: Um keine offene Konfrontation Russlands mit der Nato auszulösen, sind die Bündnispartner zum Zusehen von der Seitenlinie verdammt. Zwar wird die Unterstützung der ukrainischen Regierung tagtäglich mit starken Worten betont, hier und da wird auch militärische Ausrüstung geliefert. Doch ein tatsächlich kriegsentscheidendes Eingreifen bleibt aus. Niemand will für einen Dritten Weltkrieg unter möglichem Einsatz von Atomwaffen verantwortlich sein.
Gold-ETFs so gefragt wie lang nicht mehr
Dennoch zeigt sich ein Effekt, der noch vor wenigen Monaten schwer vorstellbar erschien: Im Angesicht einer akuten Krise überwinden Nato, G7 und EU innere Auseinandersetzungen und schließen sich eng zusammen – selbst wenn die Sanktionen gegen Russland auch die eigene Wirtschaft belasten.
Kein Wunder also, dass nach wie vor starke Verunsicherung herrscht – und Anleger einen sicheren Hafen suchen. Als solcher kann das gelb glänzende Edelmetall seit jeher punkten und enttäuscht auch diesmal nicht. Gold-ETFs sind dieser Tage so gefragt wie schon lange nicht mehr.
Goldpreis von Fed-Zinswende unbeeindruckt
Wie stark die Furcht angesichts des geopolitischen Weltgeschehens ist, zeigt sich auch darin, dass die Zinswende der US-Notenbank den Goldpreis kaum beeinflusst hat. Normalerweise ist ein sinkender Goldpreis eine direkte Folge, wenn die Währungshüter an der Zinsschraube drehen. Nun aber hat die Federal Reserve erstmals seit 2018 den Leitzins um ein Viertel Prozent angehoben – und der Goldpreis zeigte sich davon weitgehend unbeeindruckt.
Selbst die Aussicht auf weitere Zinssteigerungen im Jahresverlauf und eine möglicherweise beginnende Zinsanhebung auch in Europa zum Jahresende hin konnten Goldfans nicht vom Kauf abhalten. Zuletzt notierte das Edelmetall bei knapp 1.960 Dollar je Feinunze und damit gut 14 Prozent höher als noch vor einem Jahr.