Goldpreis präsentiert sich volatil – hohe Nachfrage trotz Zinswende

Normalerweise sorgt eine Zinsanhebung dafür, dass der Goldpreis nachgibt. Immerhin werden dadurch andere Kapitalanlagen attraktiver. Gold hingegen verursacht Kosten, wirft aber abseits der Kursentwicklung keinerlei Gewinne ab. Es dient daher vorrangig der Absicherung von Kapitalpolstern gegen einen möglichen Wertverlust und gilt gerade in Krisenzeiten den Anlegern als „sicherer Hafen“.
Ukraine-Krieg treibt Goldpreis in die Höhe
Krise ist praktisch immer, vor allem seit 2020. Die Pandemie hat weltweit für wirtschaftliche Verwerfungen gesorgt, die längst nicht überwunden sind. Geopolitische Konflikte wie jüngst der Krieg in der Ukraine, aber auch die Probleme mit der Energieversorgung halten die Verunsicherung hoch und lassen Anleger ins glänzende Edelmetall flüchten.
Das war auch in den vergangenen Wochen deutlich zu beobachten. Der Goldpreis bewegte sich Anfang März nahe der 2.050 Dollar und näherte sich damit seinem Allzeithoch an, das im Sommer 2020 während der Corona-Pandemie bei 2.075 Dollar gelegen hatte.
Zinswende lässt Goldfans kalt
In der zurückliegenden Handelswoche verkündeten nun gleich mehrere Notenbanken eine Leitzins-Anhebung: Die US-Notenbank Federal Reserve legte vor, die Bank of England zog kurze Zeit später nach. Beide Zentralbanken erhöhten den jeweiligen Leitzins um 0,25 Prozent. Die Europäische Zentralbank hat eine mögliche Zinsanhebung für die zweite Jahreshälfte in Aussicht gestellt.
Dennoch blieben Anleger auf der Suche nach Gold und investierten unter anderem in Gold-ETF. Grund ist vor allem das Kriegsgeschehen in der Ukraine, das an den Finanzmärkten weltweit für Unruhe sorgt. Hinzu kommt die anhaltend hohe Inflation, die im Euroraum zuletzt deutlich über 5 Prozent lag und in den USA sogar mit 8 Prozent angegeben wurde. Im Gegensatz zu Papierwährungen, die durch die Inflation immer weiter entwertet werden, bleibt der Werterhalt in Gold weitgehend bestehen.
Goldman Sachs: Goldpreis bald über 2.500 Dollar?
Die US-Investmentbank Goldman Sachs sieht dementsprechend gute Chancen für einen auch weiterhin steigenden Goldpreis. Anleger, Zentralbanken und Verbraucher, insbesondere aus China und Indien, würden derzeit mit ihrer insgesamt hohen Nachfrage den Goldpreis stützen und weiter ankurbeln, hieß es von Seiten der Rohstoffexperten. Innerhalb der nächsten 6 bis 12 Monate könnte der Goldpreis den Einschätzungen der Analysten zufolge in neue Rekordsphären schnellen und womöglich sogar die Schwelle von 2.500 Dollar je Feinunze erreichen.
Der rasante Anstieg beim Goldpreis in den Tagen nach Kriegsausbruch in der Ukraine war – ebenso wie hochschnellende Ölpreis – nur von kurzer Dauer. Inzwischen bewegt sich der Goldpreis mit rund 1.920 Dollar etwa 1 Prozent über Vorkriegsniveau. Insgesamt reagieren die Rohstoffmärkte ebenso wie die Aktienmärkte mit hoher Volatilität auf die neuen geopolitischen Unsicherheiten.
Auf Jahressicht notiert die Feinunze Gold rund 10 Prozent fester. Wer vor drei Jahren in Gold investiert hat, verzeichnet mittlerweile eine Wertsteigerung des eingesetzten Kapitals um knapp 50 Prozent.