Kupfer: Wie China und Chile den Preis treiben
Rohstoffe können äußerst spannend sein. Während Gold oder Silber in vergleichsweise ruhigen Bahnen verlaufen, bieten Industriemetalle abhängig von Angebot, Lagerbeständen und Nachfrage mitunter Chancen, die sich sehen lassen. Der aktuelle Renner ist Kupfer. Die Entwicklung ist beachtlich.
Kupfer: Entwicklung wie seit Jahren nicht
Gemessen an der Fördermenge ist es unter den Nichteisenmetallen nach Aluminium die Nummer zwei. Mit Blick auf die Preisentwicklung aber die Nummer eins. Der Kurs stieg seit einem Jahr um über 32 %. Nach einer längeren Plateauphase legte er im Juli erneut um über 7 % zu. Selbst Zink, das letztes Jahr ähnliche Sprünge machte, kann da nicht mithalten.
Die jüngste Entwicklung bei Kupfer trieb den Preis auf mittlerweile 6.364 US-$ pro Tonne. So hoch war er zuletzt Mitte 2015, bevor er in den Keller ging. Schaut man weiter zurück, sieht man den Höchststand Anfang 2011 bei über 10.000 US-$. Danach kam ein sechs Jahre langer Abwärtstrend.
Der Auftrieb, der im Oktober 2016 sprunghaft einsetzte, wurde durch eine Reihe von Faktoren gestützt. Unter anderem litt im Februar die Fördermenge unter einem Streik in der weltweit größten und von BHP Billiton betriebenen Kupfermine in Chile. Fast zeitgleich musste die zweitgrößte Mine von Freeport McMoRan auf Druck der indonesischen Regierung ihre Förderung zurückfahren.
Der Streik in Chile dauerte 43 Tage bis weit in den März hinein und endete ohne greifbare Lösung. Und Indonesien blieb bei seinem restriktiven Kurs und erteilte dem Betreiber eine auf acht Monate begrenzte Lizenz. Entsprechend ging die Weltbank im April in ihrem Rohstoffbericht von einer insgesamt geringeren Produktion in diesem Jahr aus und von einem Preisanstieg auf über 7.000 US-$.
Gutes Wirtschaftswachstum der Abnehmerländer
Danach kam eine Phase der Zurückhaltung. Es ging es um die Frage, wie es um das Wirtschaftswachstum in den großen Abnehmerländern steht. Mit leichter Skepsis richtete sich der Blick nicht nur auf die USA. Auch China schien nicht vom Fleck zu kommen, was umso bedeutender ist, als das Land der größte Kupferkonsument ist. China kommt auf 48 % der weltweiten Nachfrage.
Doch dann kamen die Zahlen fürs zweite Quartal, die dem Kupferpreis Auftrieb gaben. Die Konjunkturbelebung in China hat sich gefestigt. Das Wachstum von 6,9 % überstieg die bisherigen Prognosen. Stark zugelegt hat unter anderem die Industrieproduktion. Sie ist der Hauptverwerter von Kupfer, das etwa für Kühlschränke und Klimaanlagen gebracht wird.
Auch in den USA und der Eurozone zieht die Produktion an. In Deutschland wird fürs laufende Jahr mit einem besonders ausgeprägten Wirtschaftswachstum von 1,8 % gerechnet. All das lässt eine stabile Nachfrage erwarten. Auch was China angeht.
Ende des Preisauftriebs in Sicht
Denn im Juli hatte Peking zudem überraschend angekündigt, dass es in Zukunft weniger Kupferschrott importieren will. Da Recyclingkupfer den Preis für Kupfererz drückt, schoss der entsprechend in die Höhe. Der aktuell schwache Dollar tat sein Übriges.
Im Spiel von Angebot und Nachfrage zeigen die Zahlen des britischen World Bureau of Metal Statistics folgendes Bild: Trotz zwischenzeitlicher Unsicherheiten auf der Produktionsseite standen in der ersten Jahreshälfte 9,6 Mio. Tonnen raffinierter Kupfer einer Nachfrage von 9,7 Mio. Tonnen gegenüber. Erwartet wird, dass sich das leichte Produktionsdefizit 2018 in einen leichten Überschuss verwandelt. Auf dieser Basis zumindest sind mittelfristig keine größeren Preissprünge mehr zu erwarten.