Chartmuster: Basis für Analyse möglicher Kursentwicklungen

Chartmuster: Basis für Analyse möglicher Kursentwicklungen
Inhaltsverzeichnis

Chartmuster helfen Börsen-Charts zu interpretieren

Börsenkurse bilden die Entwicklung einer Aktie, eines Rohstoffes oder eines ganzen Indizes ab. Diese graphischen Veranschaulichungen zu interpretieren und auf ihrer Grundlage Trading-Entscheidungen zu treffen, ist der Kern des Börsenhandels.

Eine Möglichkeit zur Chart-Interpretation ist die Beobachtung von Chartmustern. Dies bezeichnet wiederkehrende Phänomene in der Kursentwicklung, aus denen sich Prognosen ableiten lassen.

Die einzelnen Muster sind auch davon abhängig, welche Chart-Formation beobachtet wird, z.B.

  • Linien-Charts
  • Balken-Charts
  • Candlestick-Charts

Bei zahlreichen Faktoren an den Börsen geht es bei Aktien darum, mit einer möglichst hohen Wahrscheinlichkeit vorherzusagen, wie sich die Kurse in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten entwickeln könnten. Zu diesem Zweck stehen insbesondere zwei Analysemethoden zur Verfügung. Zum einen handelt es sich dabei um die Fundamental- und zum anderen um die Chartanalyse, die häufig ebenso als technische Analyse bezeichnet wird.

In unserem Beitrag möchten wir näher auf die Chartanalyse und deren wichtigste Grundlage eingehen, nämlich sogenannte Chartmuster. In dem Zusammenhang erläutern wir, wofür Chartmuster genutzt werden, wie die Chartanalyse funktioniert und welche unterschiedlichen Konstellationen sowie Muster es innerhalb eines Charts geben kann. Ferner gehen wir darauf ein, wie Chartmuster analysiert werden können und welche Aussagekraft sie haben.

Worum handelt es sich bei einem Chartmuster?

Die Chartanalyse basiert darauf, dass es in der Vergangenheit bestimmte Kursverläufe und Konstellationen gegeben hat, die in unregelmäßigen oder auch regelmäßigen Abständen in der gleichen Form wiederkehren. Dementsprechend handelt es sich bei Chartmustern um Konstellationen innerhalb eines Charts, die sich in der Vergangenheit öfter wiederholt haben und somit ein Muster ergeben. 

Bildlich gesprochen handelt es sich bei einem Chartmuster meistens um eine geometrische Form. So gibt es beispielsweise Dreiecke, Rechtecke, Kerzen oder Keile, durch deren Aussehen die entsprechenden Formen gekennzeichnet sind. Die Aussagekraft solcher Chartmuster besteht darin, dass Analysten im Idealfall schon zu Beginn der sich bildenden Form erkennen, um welches Muster es sich handelt und wie sich die Aktienkurse dementsprechend in der Vergangenheit verhalten haben.

Wofür können Anleger Chartmuster nutzen?

Die wesentliche Aufgabe der Chartmuster besteht darin, den Anlegern und Analysten zu signalisieren, dass sich eine bestimmte Form aktuell wiederholt. Der zweite Schritt besteht nun darin bestehen, dass die Analysten sich näher betrachten, welche Kursentwicklung es in der Vergangenheit bei exakt der gleichen Formation gegeben hat. Dabei ist es natürlich nicht sinnvoll, das Ausbilden der gesamten Form und damit des Musters abzuwarten. Im Idealfall erkennen Analysten den Beginn der Formation möglichst frühzeitig und identifizieren somit das sich voraussichtlich ausbildende Chartmuster. Nur dann gibt es eine gute Chance, tatsächlich frühzeitig die weitere Kursentwicklung der Aktie einzuschätzen und dementsprechend agieren zu können. Die Analyse der Chartmuster führt dementsprechend zu den folgenden drei, möglichen Handlungen:

  • Position halten
  • Aktien kaufen
  • Aktien verkaufen

Wie funktioniert die technische Analyse?

Wie eingangs bereits erwähnt, sind Chartmuster ein wesentlicher Teil der Chartanalyse. Die sogenannte technische Analyse basiert – im Unterschied zur Fundamentalanalyse – nicht auf Kennzahlen und Geschäftszahlen der Aktiengesellschaft. Stattdessen geht es nahezu ausschließlich um historische Kursverläufe und dementsprechend darum, Chartmuster zu erkennen und die Charts anhand bestimmter Faktoren zu analysieren. Das Ziel der Chartanalyse besteht darin, im Idealfall den bestmöglichen Kauf- bzw. Verkaufszeitpunkt für die Aktie zu identifizieren. Innerhalb der Chartanalyse werden mehrere Mittel und Tools verwendet, wie zum Beispiel:

  • Chartmuster
  • Technische Indikatoren
  • Durchschnittswerte eines Kurses
  • Trendlinien
  • Kurskanäle

Ein ebenfalls wichtiger Teil der Chartanalyse sind markante Punkte, die es beim Kurs in der Vergangenheit gab und wie sich der Aktienkurs in dieser Situation verhalten hat. Man spricht in dem Zusammenhang häufig auch einerseits von Unterstützungen und zum anderen von Widerständen. Eine Unterstützungslinie kennzeichnet zum Beispiel einen Kurs in der Vergangenheit, ab dem eine bis dato fallende Aktie gestoppt hat und der Kurs nicht mehr weiter gefallen ist. Es hat sich dementsprechend eine Unterstützung gebildet, sodass – zumindest kurzfristig – in der Vergangenheit der Kurs anschließend wieder etwas gestiegen ist. 

Genau das Gegenteil geschieht bei sogenannten Widerständen oder Widerstandslinien. Ebenfalls handelt es sich dabei um einen Kurspunkt innerhalb des Charts, an dem der Kurs in der Vergangenheit mehrfach „abgeprallt“ ist und manchmal sogar eine Trendumkehr stattgefunden hat. Zusammenfassend basiert die Chartanalyse also nahezu ausschließlich auf Kursverläufen in der Vergangenheit, die sich Analysten genau betrachten und im Idealfall bestimmte Muster identifizieren.

Welche Chartmuster existieren am Markt?

Am Markt gibt eine Reihe unterschiedlicher Chartmuster, die – wie eingangs erwähnt – häufig geometrische Formen sind. Mit einigen dieser Muster möchten wir uns im Folgenden kurz beschäftigen, insbesondere:

  • Channel
  • Konsolidierungsformation
  • Doubletop
  • Schulter-Kopf-Schulter
  • Trendfolgeformationen

Channel: Kanäle als Chartmuster

Zu den bekanntesten Chartmustern zählen unter anderem die sogenannten Channel, was so viel wie Kanäle heißt. In dem Fall besteht die wesentliche Eigenschaft darin, dass innerhalb des Charts zwei diagonale Einzellinien entstehen, die parallel verlaufen. Es handelt sich allerdings nur dann um einen relevanten Channel, wenn die zwei Linien nicht horizontal sind, sondern in die eine oder andere Richtung (oben oder unten) gekippt verlaufen. Immer dann, wenn ein solcher Channel im Chart eingezeichnet werden kann, bedeutet das einen vergleichsweise stabilen Trend. Erst dann, wenn mindestens einmal oder sogar mehrfach durch den Kurs eine der zwei Trendlinien des Chartskanals berührt werden, könnte es eine größere Änderung der Kursentwicklung geben.

Flaggen und Rechtecke als Konsolidierungsformationen

Ebenfalls zu den bekannten Chartmustern zählen Flaggen, Rechtecke oder auch Wimpel. Diese fallen in den Bereich der sogenannten Konsolidierungsformationen, die eine Art Pause in einem Trend sind. Typisch für derartige Flaggen oder Rechtecke ist es, dass diese sowohl innerhalb eines Aufwärtstrends als auch in einem Abwärtstrend erscheinen können. Durch Flaggen, Wimpel und Rechtecke wird also vor allem darauf aufmerksam gemacht, dass der eigentlich intakte Trend vorübergehend unterbrochen ist, also eine Pause macht. 

Doubletop als bekanntes Chartmuster

Ebenfalls den bekannteren Chartmustern zählt das sogenannte Doubletop (doppelte Spitze). Diese Formation gehört zur Gruppe der sogenannten Trendumkehrmuster. Das bedeutet, dass beim Auftreten eines Doubletops davon auszugehen ist, dass ein bis dato vorhandener Trend sich ins Gegenteil umkehrt. Man spricht in dem Zusammenhang häufiger auch von einer sogenannten Trendermüdung. Ein sogenanntes Doubletop gibt es allerdings nicht zwangsläufig immer dann, wenn zwei Hochpunkte entstanden sind. Stattdessen sind mindestens zwei Regeln zu erfüllen, nämlich:

  • Rechter Hochpunkt. (Zweites Top) muss mindestens den Eröffnungskurs des linken Hochpunktes erreichen
  • Schlusskurs darf nicht über dem ersten Hochpunkt (Linkes Hoch) liegen

Unter dieser Voraussetzung handelt es sich bei der Formation um ein echtes Doubletop. Analysten entnehmen daraus meistens, dass ein Trend sich umgekehrt und in dem Fall eher fallende Kurse zu erwarten sind.

Schulter-Kopf-Schulter: Das vielleicht bekannteste Chartmuster

In den Medien wird im Zusammenhang mit einem Chartmuster oft der Begriff der Schulter-Kopf-Schulter-Formation erwähnt. Bildlich setzt sich dieses Chartmuster aus den folgenden Komponenten zusammen:

  • Linke Schulter: Schwächeres Hoch
  • Kopf: Deutliches Hoch
  • Rechte Schulter: Schwächeres Hoch

Man kann sich diese Formation also tatsächlich wie eine menschliche Schulter nebst Kopf vorstellen, wenn man davon ausgeht, dass der Kursverlauf zum Beispiel bei den Oberarmen beginnt. Die Schulter-Kopf-Schulter Formation fällt ebenfalls in den Bereich der Trendumkehrmuster. Wenn sich also ein derartiges Muster im Chart zeigt, gehen Analysten in der Regel davon aus, dass ein Trendwechsel bevorsteht.

Trendfolgeformationen: Keil, Flagge und Wimpel

Insbesondere Flaggen und Wimpel gehören nicht nur zu den sogenannten Konsolidierungsformationen, sondern gleichsam zu den Trendfolgeformationen. Das liegt daran, dass sich der Trend lediglich konsolidiert, also pausiert, insgesamt betrachtet jedoch weiterhin intakt bleibt. Sowohl der Wimpel als der Keil zeichnen sich in dem Zusammenhang durch Kursschwankungen aus, die allerdings relativ schnell abnehmen. Unterschiede gibt es lediglich darin, in welchem Umfang sich die entsprechende Formation gegen den aktuellen Trend richtet.

Wie werden Chartmuster korrekt analysiert?

Auf den ersten Blick mag es vielleicht relativ einfach klingen, anhand bestimmter Chartmuster vorherzusagen, wie Aktienkurse in naher Zukunft verlaufen werden. Dennoch handelt es sich durchaus um eine Art Wissenschaft. Es ist keineswegs leicht und immer eindeutig, Chartmuster im ersten Schritt zu erkennen und im zweiten Schritt die auftreten Informationen auch korrekt zu analysieren. Das ist allerdings notwendig, damit daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden und Maßnahmen ergriffen werden können. Ein wichtiger Aspekt ist zum Beispiel die Zeit. Was ist damit gemeint?

Sämtliche Kursverläufe aus der Vergangenheit, die man betrachtet, um daraus Chartmuster zu erkennen, können ganz verschiedene Zeiträume haben. So gibt es zum Beispiel Sekundencharts, Minutencharts, Tagescharts, Wochen- oder Monatscharts. Hier muss bereits der richtige Chart ausgewählt werden, denn zum Beispiel für einen sogenannten Daytrader ist es relativ unbedeutend, wie sich der Kursverlauf in den Monatscharts zeigt. 

Darüber hinaus gehört zum grundlegenden Werkzeug der Chartanalyse, dass die bedeutenden Chartformationen bekannt sind und daher erkannt werden. So müssen Chartanalysten zum Beispiel die verschiedenen Aussagen der einfachen Kursdarstellungen kennen, vor allem sogenannte Candle-Sticks (Kerzen-Charts, Linien- und Balkencharts sowie die Bedeutung von Widerständen und Unterstützungen. Nur wenn alle Komponenten berücksichtigt werden, ist es der Praxis möglich, Chartmuster korrekt zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Wie hoch ist die Aussagekraft der Chartmuster?

Auch wenn Chartmuster nach einer Wissenschaft klingen, muss dies doch etwas relativiert werden. Garantien gibt es nämlich nie, dass sich der Kurs in der nahen Zukunft genauso verhält, wie er es eigentlich aufgrund der Historie und des identifizierten Chartmusters tun musste. Trotzdem: Mit der richtigen Analyse der Charts liegt die Wahrscheinlichkeit oberhalb von 50 Prozent, dass die Kursentwicklung tatsächlich so eintrifft, wie es sich aus der Analyse ableiten lässt. Manche Experten beziffern die Erfolgschancen, die aus der korrekten Analyse von Chartmustern resultieren, auf etwa 65 bis 80 Prozent. 

Es bleibt also stets ein nicht unerhebliches Restrisiko, dass der Kurs doch anders verläuft, als es eigentlich laut Formation sein müsse. Aus diesem Grund verwenden zahlreiche Analysten die technische Analyse ergänzend zur Fundamentalanalyse. Wenn sowohl Chart- als auch Fundamentalanalyse zu dem gleichen Ergebnis kommen, was den zukünftigen Aktienkurs angeht, ist das noch einmal ein deutlicheres Zeichen. Aber auch dann können stets kurzfristige Entwicklungen an den Finanzmärkten, politische Krisen oder sonstige Ereignisse dazu führen, dass die vielleicht schon begonnene Chartformation abrupt unterbrochen wird und sich das Chartmuster dementsprechend überhaupt nicht mehr wie gewohnt weiterbildet.