In Silber investieren: Möglichkeiten, Chancen und Risiken

In Silber investieren: Möglichkeiten, Chancen und Risiken
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Silber ist ein begehrtes Edelmetall für die Geldanlage, das auch industriell vielfach Anwendung findet.
  • Anleger können Silber investieren in Form von: Münzen und Barren, Silber ETCs, Edelmetall ETCs, Aktien von Minenbetreibern und Edelmetall ETFs.
  • Silber kann eine sinnvolle Ergänzung zu einem breit gestreuten Aktienportfolio sein.
  • Der Silberpreis weist eine stärkere Volatilität als Gold auf, da der Silberpreis durch die industrielle Verwendung stärker auf konjunkturelle Schwankungen reagiert.

Nach Gold ist Silber das zweitbegehrteste Edelmetall für die Geldanlage. In diesem Beitrag klären wir, wie man in Silber investieren kann, ob sich Silber als Geldanlage lohnt, wie sich der Silberpreis in der Vergangenheit entwickelt hat und welche Aussichten das Edelmetall in der Zukunft hat.

Wie kann man in Silber investieren?

Privatanleger können auf verschiedene Weise in Silber investieren:

  1. Physisches Silber kaufen
  2. Silber ETCs und Edelmetall ETCs
  3. Silber Aktien
  4. Edelmetall ETFs

1. Physisches Silber kaufen

Der physische Besitz von Silbermünzen und Silberbarren ist die direkteste Möglichkeit, in Silber zu investieren. Münzen und Barren gibt es in den verschiedensten Stückelungen und Gewichtseinheiten. Bei Silbermünzen wird die Maßeinheit Unze verwendet, wobei die Feinunze Silber 31,103 Gramm beträgt.

Silberbarren gibt es in den verschiedensten Abstufungen zwischen 1-Gramm-Barren und 1000-Unzen-Barren (ca. 31,1 Kilogramm). Sehr kleine Barren mit einem Gewicht von unter 20 Gramm werden jedoch sehr selten gehandelt, da sie im Vergleich zum Materialwert ein deutlich höheres Aufgeld (die Differenz zwischen dem Weltmarktpreis und dem Händlerpreis) aufweisen. Sie sind aufgrund ihrer Seltenheit am ehesten für Sammler geeignet. Preisbewusste Anleger greifen hauptsächlich zu Standardeinheiten zwischen 1 Unze und 1000 Gramm, da diese am beliebtesten sind und auch das Verhältnis vom Preis zum Materialwert am günstigsten ist.

Neben klassischen Silbermünzen und Silberbarren gibt es für den Silberkauf noch weitere interessante Möglichkeiten, wie Sammlermünzen bzw. historische Silbermünzen, Münzbarren oder Silbertafeln.

Physisches Silber benötigt jedoch eine sichere Verwahrung, die in der Regel mit Kosten verbunden ist. Abgesehen davon muss beim Kauf von Silber im Unterschied zu Gold auch Mehrwertsteuer entrichtet werden.

2. Silber ETCs und Edelmetall ETCs

Wer sich um die sichere Verwahrung von Silber in Safes, Bankschließfächern oder Zollfreilagern keine Gedanken machen möchte, kann auch einfach und bequem über börsengehandelte Wertpapiere wie Silber ETCs (Exchange Traded Commodities) oder Edelmetall ETCs in Silber investieren. Bei ETCs handelt es sich um börsennotierte Schuldverschreibungen, die meist mit physischen Silberständen besichert sind.

Da Silber je Gewichtseinheit deutlich weniger kostet als Gold, ist ein Silber-Investment über einen ETC gegenüber dem physischen Besitz noch deutlich praktischer, als bei Gold. Anleger sollten jedoch beachten, dass das in ETCs veranlagte Fondskapital im Unterschied zu ETFs kein Sondervermögen darstellt, das im Falle der Insolvenz des Fondsanbieters geschützt ist. Daher sollte die physische Besicherung ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl von geeigneten ETCs sein.

Neben reinen Silber ETCs gibt es die Möglichkeit, in spezielle Edelmetall ETCs zu investieren, welche die Preisentwicklungen mehrerer Edelmetalle abbilden.

3. Silber Aktien

Anleger können durch ein Investment in die Aktien von Bergbauunternehmen bzw. Silberminenbetreibern auch indirekt vom Silberpreis profitieren. Da in den meisten Minen mehrere Erze und Metalle vorkommen, fördern die meisten Bergbauunternehmen im Edelmetall-Segment mehrere Edelmetalle und Industriemetalle.

Die kanadische Pan American Silver Corporation gilt beispielsweise als führender Silberproduzent und die mexikanische Fresnillo PLC als der weltweit größte Förderer von Silber.

Aktien von Bergbauunternehmen, insbesondere im Edelmetall-Segment, gelten jedoch als relativ volatil und risikoreich, da die Aktienkurse aufgrund einer Hebelwirkung die Edelmetallpreise oftmals überproportional widerspiegeln. Je nach Richtung der Preisentwicklung kann dies für Anleger zum Fluch oder Segen werden.

Abgesehen davon hängt die Wertentwicklung von Aktien nicht nur von den Edelmetallpreisen ab, sondern von vielen weiteren Einflussgrößen, wie unternehmensspezifischen Faktoren, Marktumfeld, Anlegerstimmung, Inflation und Zinspolitik. Silber Aktien sind also nur bedingt ein Ersatz für ein direktes Investment in Silber.

4. Edelmetall ETFs

Edelmetall ETFs können sich ebenfalls für ein Investment eignen, da diese die Klumpenrisiken von Einzelaktien vermeiden und ein diversifiziertes Investment in verschiedene Bergbauunternehmen darstellen, die neben Silber auch Gold und andere Edelmetalle bzw. ggf. auch Industriemetalle abbauen.

Bei der ETF-Auswahl geht man als Anleger am besten nach bestimmten Filterkriterien vor und achtet auf ein ausreichend großes Fondsvolumen, ein gewisses Mindestalter des Fonds sowie auf möglichst geringe Fondskosten.

ETFs, die sich nicht ausschließlich auf Goldminenbetreiber fokussieren und zudem ein Fondsvolumen von mindestens 100 Millionen Euro sowie ein Fondsalter von über 5 Jahren aufweisen, sind beispielsweise der L&G Gold Mining UCITS ETF, der VanEck Junior Gold Miners UCITS, der VanEck Gold Miners UCITS ETF oder der UBS ETF (IE) Solactive Global Pure Gold Miners UCITS ETF.

Ist Silber eine sinnvolle Geldanlage?

Edelmetalle wie Gold und Silber sind knappe und begehrte Rohstoffe, die sich seit Jahrhunderten als Wertanlage bewährt haben. In Krisenzeiten gelten sie unter Anlegern als „sicherer Hafen“ und als „harte Währung“. Sie können einen Schutz vor Inflation und Währungsschwankungen bieten und eine sinnvolle Ergänzung zu einem breit gestreuten Aktienportfolio darstellen.

Wovon sich Silber gegenüber Gold abgrenzt, ist die industrielle Anwendbarkeit des Edelmetalls. Unter allen Metallen hat Silber die höchste elektrische und thermische Leitfähigkeit, weshalb Silber sehr häufig in der Industrie und in der Elektrotechnik verwendet wird.

Als alleinige Geldanlage zur Erzielung von attraktiven Renditen eignen sich Edelmetalle hingegen nicht. Silber stellt dabei keine Ausnahme dar. Gemessen an der Volatilität und dem Preiseinbruchspotenzial weist Silber ein größeres Risiko auf, als ein breit gestreutes Aktienportfolio und auch im Vergleich zu Gold ist Silber noch deutlich schwankungsanfälliger.

Silber kommt also lediglich als Beimischung zu einem gut diversifizierten Aktienportfolio in Frage. Der Anteil am Gesamtportfolio sollte 10 Prozent nicht übersteigen. Die folgenden Vorteile und Nachteile können eine Entscheidungshilfe sein, ob man als Anleger in Silber investieren und das Edelmetall ins Portfolio aufnehmen möchte.

Gründe, die für Silber als Geldanlage sprechen

  • Begrenzte Reserven: Da die weltweiten Silberreserven begrenzt sind, wird Silber als Sachwert vermutlich nie völlig den Wert verlieren.
  • Etabliertes Zahlungsmittel: Silber wird wie Gold seit Jahrhunderten als Zahlungsmittel akzeptiert.
  • Niedrige Korrelation mit Aktien: Edelmetallpreise entwickeln sich oft gegensätzlich zu Aktien, wobei der Silberpreis einem größeren konjunkturellen Einfluss unterliegt.
  • Reduktion des Portfoliorisikos: Silber kann als Portfoliobeimischung Schwankungen am Aktienmarkt unter Umständen etwas abfedern und den maximalen Drawdown reduzieren.
  • Günstige Entwicklung bei Krisen und sinkenden Zinsen: Geopolitische Krisen und Zinssenkungen können sich förderlich auf den Silberpreis auswirken.
  • Inflationsschutz: Edelmetalle wie Gold und Silber können bei einer länger anhaltenden höheren Inflation einen gewissen Inflationsschutz bieten.
  • Hohe Liquidität: Auch wenn der Silbermarkt kleiner ist als der Goldmarkt, so weist er ebenfalls eine hohe Liquidität auf. Silber kann jederzeit zu fairen Preisen gehandelt werden und weist relativ enge Spreads auf (Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis).
  • Steuerfreie Gewinne: Die Gewinne aus einem Silberverkauf sind nach einer Haltedauer von mindestens einem Jahr steuerfrei.
  • Industrielle Verwendung: Im Unterschied zu Gold ist Silber auch ein gefragtes und wichtiges Industriemetall. Fast zwei Drittel der jährlich geförderten Silbermenge wird in irgendeiner Form industriell verwendet.
  • Steigende Nachfrage: Vor allem wegen der vielfältigen industriellen und zivilen Verwendbarkeit könnte die Nachfrage nach Silber weiter steigen.
  • Günstiger als Gold: Silber ist im Vergleich zu Gold erschwinglicher, weshalb es auch von Privatanlegern in größeren Mengen gekauft werden kann.

Gründe, die gegen Silber als Geldanlage sprechen

  • Größere Vorkommen: Silber ist ein deutlich weniger knappes Gut als Gold.
  • Niedrigere Rendite als Aktien: Historisch erzielten Edelmetalle im Vergleich zu einem weltweit gestreuten Aktienportfolio deutlich geringere Renditen.
  • Hohe Volatilität: Der Silberpreis schwankte in der Vergangenheit stärker als ein weltweit diversifiziertes Portfolio aus Aktien und stärker als der Goldpreis.
  • Ungünstigere Risiko-Rendite-Kombination: Auch wenn es Phasen mit sehr guten Preisentwicklungen gab, erbringen Edelmetalle auf lange Sicht im Vergleich zu Aktien keine hohen Renditen. Da Silber noch schwankungsanfälliger als Gold ist, ist die Risiko-Rendite-Kombination schlechter als bei einem Gold-Investment.
  • Währungsrisiko: Da Silber überwiegend in US-Dollar gehandelt wird, besteht ein Wechselkursrisiko.
  • Kein fundamentaler Wert: Im Unterschied zu Aktien bemisst sich die Rendite eines Silberinvestments nur an der Preisentwicklung. Es gibt keine Zinsen und Dividenden.
  • Rebalancing erforderlich: Edelmetalle im Portfolio erfordern ein regelmäßiges Rebalancing, also die Wiederherstellung der ursprünglichen Gewichtung der Portfoliobestandteile, was Konsequenz und Zeit erfordert und mit Transaktionskosten verbunden ist.
  • Sichere Verwahrung: Physisches Silber in Form von Münzen und Barren erfordert eine sichere Verwahrung, die vor Diebstahl und Verlust schützt. Die Verwahrung ist in der Regel mit Kosten für die Lagerung und für Versicherungen verbunden.
  • Konjunkturanfälliger: Da Silber wesentlich mehr für industrielle Zwecke genutzt wird als Gold, reagiert der Silberpreis auch deutlich empfindlicher auf Konjunkturschwankungen.
  • Mehrwertsteuer beim Silberkauf: Im Unterschied zu Gold wird beim Kauf von Silber (ebenso wie beim Kauf von Platin und Palladium) Mehrwertsteuer fällig.
  • Kleinerer Markt: Der Silbermarkt ist kleiner als der Goldmarkt.

Wie hat sich der Silberpreis entwickelt?

Historisch hat der Silberpreis eine starke Volatilität gezeigt. Langfristig ist der Preis jedoch enorm gestiegen. Lag der Preis je Feinunze Silber zu Beginn des Jahres 1974 noch bei 3,31 US-Dollar, so liegt der Silberpreis zu Beginn des Jahres 2024 bei etwa 23 US-Dollar, was eine (nominale) Gesamtrendite von ca. 695 % über den Zeitraum von 50 Jahren bedeutet. Dabei kam es jedoch mehrfach zu drastischen Preiseinbrüchen. Die höchsten Silberpreise gab es am 17.1.1980 mit 48,70 US-Dollar sowie am 28.4.2011 mit 48,47 US-Dollar per Feinunze.

Der Silberpreis wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst. Die wichtigste Determinante des Silberpreises ist jedoch das Verhältnis von Silberangebot und Silbernachfrage. Auch die wirtschaftliche Lage hat einen großen Einfluss auf den Preis, ebenso wie Inflation und Zinspolitik.

Die Zukunft des Silberpreises ist ungewiss und kann niemals zuverlässig prognostiziert werden. Experten rechnen jedoch auch in Zukunft mit steigenden Preisen für Silber, allerdings weniger stark als für Gold. Grund dafür dürften nicht zuletzt die widersprüchlichen Eigenschaften von Silber für Anleger sein: Anleger kaufen Silber, um sich vor Krisen und Inflation zu schützen und andererseits beeinflusst eine geringere industrielle Nachfrage den Silberpreis negativ.

Für die Preisentwicklung in den kommenden Jahren dürfte es von wesentlicher Bedeutung sein, wie sich die industrielle Silbernachfrage, die Silbernachfrage auf Investorenseite, das Silberangebot und die Zinspolitik entwickeln werden.