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Finger weg von strukturierten Anleihen?

Inhaltsverzeichnis

Strukturierte Anleihen sind eine Geldanlage mit hohem Verwirrfaktor. Das beginnt schon damit, dass sie eigentlich keine Anleihen sind. Der Begriff ist die beschönigende Verpackung für ein strukturiertes Produkt, das mit besserer Rendite winkt aber wesentlich höhere Risiken hat.

Alles hängt von verschiedenen Zusatzbedingungen ab

Die Gemeinsamkeit mit echten Anleihen besteht nur darin, dass es eine Laufzeit gibt, zu deren Ende das eingesetzte Geld zurückgezahlt wird. Voraussetzung ist die Bonität bzw. Zahlungsfähigkeit des Schuldners.

Geworben wird mit höheren Zinsen als bei klassischen Anleihen doch anders als bei denen ist die Rendite nicht vorhersehbar. Die Zinsen sind lediglich für die ersten 2 oder 3 Jahre garantiert. Danach kommt die große Unbekannte: Die Verzinsung hängt von der Entwicklung am Kapitalmarkt ab.

Schon generell gibt es je nach Art einer strukturierten Anleihe bestimmte Zusatzbedingungen, nach denen sich die Rendite richtet. Je nachdem, ob ein bestimmtes Ereignis eintritt, gibt es Gewinne oder Verluste, und vor allem letztere sind in der Vergangenheit schon öfter aufgetreten.

Das Ganze ist nichts anderes als eine Wette auf die zukünftige Entwicklung, und das in Form von Zertifikaten. Zu den bekannteren Arten gehören Corporate Debt Linked Anleihen und Credit Linked Notes, die es wiederum in verschiedenen Untervarianten gibt.

Wette auf die Zahlungsfähigkeit

Grundprinzip: Die Rückzahlung hängt vom Kreditereignis ab, und damit von der Zahlungsfähigkeit des sog. Referenzschuldners. Hierbei handelt es sich um synthetische Unternehmensanleihen als spezielle Form von Kreditderivaten kombiniert mit einer Anleihe. Im Gegenzug zu diesem Ausfallrisiko, das allein Anleger tragen, gibt es auf die Zinsen einen Risikoaufschlag.

Bei der Variante der Stufenverzinsung erhöht sich der Zins in den ersten Jahren. Danach können sich Anleger entscheiden, ob er das Investment kündigt oder auf Basis der allgemeinen Marktzinsentwicklung weitermacht. Kommt es aber vorher zum Zahlungsausfall oder nur zu Umschuldungen, bekommen Anleger keine Zinsen mehr und einen Barausgleich, der im schlimmsten Fall bei Null liegt.

Nach demselben Strickmuster funktionieren Bonitätsanleihen, mit der Abwandlung, dass das Ausfallsrisiko sowohl des Unternehmens als auch der herausgebenden Bank zählt. Gerät die Bank in Schwierigkeiten, nützt auch das zahlungskräftigste Unternehmen nichts.

In einer anderen Variante werden mehrere verschiedene Unternehmens- oder Staatsanleihen in einen Korb gepackt. Das erhöht zwar die Rendite im Vergleich zu einer Einzelanleihe, doch das zu eigenwilligen Spielregeln: vermischt werden Bonitätsrisiken unterschiedlichster Ratingklassen. Fällt nur eines der Referenzunternehmen oder Banken in Insolvenz, oder wird ein Staat zahlungsunfähig, kommt es zum Kreditereignis mit den oben genannten Folgen.

Wenn Diversifikation das Risiko erhöht

Dieses Vorgehen bewirkt das Gegenteil von dem, was ein Anleger auf Anhieb erwarten würde. Normalerweise wird bei mehreren Basiswerten in einem Korb das Risiko gesenkt.

Hier aber ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer von mehreren Schuldnern pleite geht, höher als dies bei einem ausgesuchten einzelnen der Fall wäre. Hat nur ein einziger ein Problem, kegelt er die anderen mit raus. Die komplette strukturierte Anleihe wird wertlos.

Dass die Wette auf die Zahlungsfähigkeit daneben gehen kann, liegt schon mit Blick auf Argentinien, jetzt Griechenland oder Lehman Brothers vor 7 Jahren auf der Hand. Hier gingen auch Anleger mit strukturierten Anleihen unter Namen wie COBOLD (DZ-Bank) oder Colibri (Commerzbank) baden.

Zu hoher Rechercheaufwand

Das komplexe Geflecht von Zusatzbedingungen bei verschiedenen Szenarien macht strukturierte Anleihen zu einem unkalkulierbaren Risiko. Anleger, die sich mit ihnen beschäftigen möchten, müssen einen viel größeren Rechercheaufwand betreiben.

Allein die Emissionsbedingungen hängen von den individuellen Vereinbarungen und Spielregeln ab. Hinzu kommt eine detaillierte Analyse der Basiswerte. Kurzum: Laien sollten lieber die Finger von strukturierten Anleihen lassen.