Hybridanleihe: Zwischen Anleihen und Aktien

Ein Mann berechnet seine Zinserträge mit einem Taschenrechner. Symbolisch sind vor ihm steigende Münzhaufen aufgestellt.
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Hybridanleihe kombiniert die Eigenschaften von Aktien und klassischen Anleihen, indem sie dem Emittenten Kapital über die Börse beschafft und Anlegern Zinszahlungen bietet.
  • Hybridanleihen haben meist eine sehr lange oder unbefristete Laufzeit, wobei der Emittent häufig ein vorzeitiges Sonderkündigungsrecht hat.
  • Im Falle einer Insolvenz werden die Inhaber von Hybridanleihen erst nach erstrangigen Gläubigern, aber vor Aktionären bedient.
  • Im Unterschied zu klassischen Anleihen ist die Aussetzung von Zinszahlungen möglich.
  • Hybridanleihen eignen sich besonders für Anleger, die ein höheres Risiko als bei klassischen Anleihen, aber dennoch eine festere Rendite als bei Aktien suchen.

Was sind Hybridanleihen?

Hybridanleihen, auch bekannt als Nachranganleihen, kombinieren die Eigenschaften sowohl von Aktien, als auch von klassischen Anleihen. Sie sind spezielle börsengehandelte Wertpapiere, die Unternehmen ausgeben, um Kapital zu beschaffen. Der Inhaber einer Hybridanleihe erhält Zinszahlungen, für die allerdings spezielle Bedingungen gelten, wodurch sie sich von klassischen Anleihen unterscheiden.

Hier sind die wesentlichen Eigenschaften von Hybridanleihen, aus denen der hybride Charakter zwischen Aktien und Anleihen ersichtlich wird:

1. Zinszahlungen

Eine Hybridanleihe zahlt in der Regel feste oder variable Zinsen, ähnlich wie eine herkömmliche Anleihe. Diese Zinszahlungen können jedoch in bestimmten Situationen ausgesetzt werden. Da Hybridanleihen als riskanter gelten als klassische Anleihen, erwarten Anleger in der Regel auch entsprechend höhere Zinszahlungen.

2. Nachrangigkeit

Im Falle einer Liquidation oder Insolvenz des emittierenden Unternehmens haben Hybridanleihen eine niedrigere Priorität als andere Schulden. Dies bedeutet, dass Inhaber von Hybridanleihen erst nach den erstrangigen Gläubigern (zum Beispiel die Besitzer von sog. Senior Bonds), aber vor den Aktionären bedient werden.

3. Laufzeit und Sonderkündigungsrecht

Hybridanleihen können eine sehr lange Laufzeit haben (bis 100 Jahre) oder sogar unbefristet sein, was sie von herkömmlichen Anleihen unterscheidet, die eine feste Laufzeit aufweisen. Oft hat der Emittent die Möglichkeit, die Anleihe nach einer bestimmten Laufzeit vorzeitig zu kündigen.

4. Aussetzung von Zinszahlungen

Die Zinszahlungen können unter zuvor festgelegten Bedingungen verschoben oder sogar ausgesetzt werden können, da sie meist in Abhängigkeit vom Unternehmensergebnis stehen und somit an die Bilanz des Unternehmens gekoppelt werden. In finanziell schwierigen Zeiten kann das Unternehmen also beschließen, die Zinszahlungen auszusetzen, ohne diese später nachholen zu müssen. Dies ähnelt der Situation bei Aktien, wo Dividenden ebenfalls nicht garantiert sind und bei Bedarf ausgesetzt werden können.

5. Konvertierbarkeit

Einige Hybridanleihen können in Aktien des emittierenden Unternehmens umgewandelt werden. Diese Konvertierbarkeit bietet Anlegern ein gewisses Maß an Flexibilität, um sich zwischen Kapitalschutz einer Anleihe oder einer dynamischeren Wertentwicklung von Aktien zu entscheiden.

6. Wertpapierstatus

Wie Aktien werden auch Hybridanleihen oft als Eigenkapital (oder eigenkapitalähnliches Instrument) in der Bilanz des Unternehmens betrachtet, insbesondere wenn sie unbefristet sind und keine Verpflichtung zur Rückzahlung besteht.

Was sind die Vorteile und Nachteile von Hybridanleihen?

Hybridanleihen bieten Anlegern eine interessante Mischung aus Eigenschaften von Anleihen und Aktien, was sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Hier sind die wichtigsten Vor- und Nachteile von Hybridanleihen für Anleger:

Vorteile von Hybridanleihen für Anleger

Hohe Rendite: Eine Hybridanleihe bietet in der Regel höhere Zinsen als eine herkömmliche Anleihe, da sie aufgrund ihres höheren Risikos auch höhere Renditen bieten muss, um für Anleger attraktiv zu sein.

Regelmäßige Zinszahlungen: Anleger erhalten regelmäßige Zinszahlungen, was eine verlässliche Einkommensquelle darstellt, ähnlich wie bei klassischen Anleihen. Allerdings sollte bedacht werden, dass diese bei Hybridanleihen auch ausgesetzt werden können.

Kapitalstruktur: Im Falle einer Liquidation oder Insolvenz des Unternehmens haben Hybridanleihen eine höhere Priorität als Aktien. Das bedeutet, dass Anleger eher eine Rückzahlung erhalten als Aktionäre.

Konvertierbarkeit: Einige Hybridanleihen sind in Aktien umwandelbar, was Anlegern die Möglichkeit gibt, von Kurssteigerungen des Unternehmens zu profitieren, wenn sie ihre Anleihen in Aktien umwandeln.

Diversifikation: Hybridanleihen bieten eine Möglichkeit zur Diversifikation des Portfolios, da sie sowohl Eigenschaften von Anleihen als auch von Aktien enthalten.

Handelbarkeit an der Börse: Eine Hybridanleihe ist ein börsengehandeltes Wertpapier.

Nachteile von Hybridanleihen für Anleger

Nachrangigkeit: Im Falle einer Insolvenz des Unternehmens steht eine Hybridanleihe nach den vorrangigen Gläubigern an. Das bedeutet, dass das Risiko eines Totalverlusts höher ist als bei herkömmlichen Anleihen.

Aussetzung der Zinszahlungen: Unternehmen können unter bestimmten Bedingungen bzw. in Abhängigkeit zum Unternehmenserfolg, die Zinszahlungen aussetzen. Anleger haben somit nicht die gleiche Sicherheit wie bei herkömmlichen Anleihen.

Lange Laufzeit: Viele Hybridanleihen haben eine sehr lange Laufzeit oder sind unbefristet. Das investierte Kapital ist somit für einen längeren Zeitraum gebunden und möglicherweise nicht so leicht zugänglich ist wie bei kurzfristigen Anleihen.

Sonderkündigungsrecht: Der Emittent von Hybridanleihen hat häufig das Recht, nach einer gewissen Laufzeit die Anleihe vorzeitig zu kündigen.

Marktrisiko: Hybridanleihen unterliegen im Vergleich zu klassischen Anleihen stärkeren Kursschwankungen, vor allem in Zeiten finanzieller Instabilität des Unternehmens oder bei steigenden Zinsen. Dies kann zu Kapitalverlusten führen, wenn die Anleihe vorzeitig verkauft werden muss.

Komplexität: Die Struktur von Hybridanleihen kann komplex und schwer zu verstehen sein, was es für weniger erfahrene Anleger schwierig macht, die Risiken und potenziellen Erträge vollständig zu beurteilen.

Geringe Auswahl: Hybridanleihen werden von Anlegern eher wenig nachgefragt, weshalb die Wertpapier-Auswahl auch entsprechend geringer ist, als bei anderen Anleihen.

Gibt es Alternativen zu Hybridanleihen?

Es gibt mehrere Wertpapier-Alternativen zu Hybridanleihen, die je nach Anlagezielen, der Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont des Privatanlegers möglicherweise besser geeignet sind. Hier sind einige dieser Alternativen:

Staatsanleihen werden von Regierungen ausgegeben, bieten hohe Sicherheit Stabilität, und regelmäßige Zinszahlungen und geringes Ausfallsrisiko. Die Renditen sind in der Regel relativ niedrig, vor allem in Zeiten niedriger Zinsen.

Unternehmensanleihen werden von Unternehmen zur Finanzierung ihrer Aktivitäten ausgegeben. Die Wertpapier-Auswahl ist aufgrund der Vielzahl an Emittenten und Laufzeiten relativ groß. Unternehmensanleihen bieten in der Regel höhere Renditen als Staatsanleihen, die jedoch mit einem höheren Risiko verbunden sind. Die Kreditwürdigkeit der emittierenden Unternehmen sollte besonders gut geprüft werden, bevor in ein entsprechendes Wertpapier investiert wird.

Kommunalanleihen sind Anleihen, die von Städten, Bundesstaaten oder lokalen Behörden ausgegeben werden. Sie bieten in vielen Ländern steuerfreie Zinszahlungen und eine relativ hohe Sicherheit. Das Risiko ist abhängig von der finanziellen Gesundheit der emittierenden Kommune, die Wertpapier-Liquidität ist meist geringer.

Inflationsgeschützte Anleihen (TIPS): Hierbei handelt es sich um Anleihen, deren Zins- und Rückzahlungen an die Inflation gekoppelt sind. Sie bieten daher neben regelmäßigen Zinszahlungen auch einen gewissen Schutz vor Inflation. Bei niedriger Inflation fallen die Renditen jedoch geringer aus, auch die Liquidität dieser Anleihen ist potenziell geringer.

Hochzinsanleihen (High-Yield-Bonds) sind Unternehmensanleihen mit niedrigem Kreditrating, hohem Ausfallsrisiko und hoher Volatilität. Sie bieten höhere Renditen und eignen sich für risikofreudigere Anleger.

Emerging Market Bonds sind Anleihen, die von Regierungen oder Unternehmen in Schwellenländern ausgegeben werden. Sie bieten höhere Renditen und Diversifikationsmöglichkeiten, bergen jedoch ein hohes wirtschaftliches und politisches Risiko. Außerdem können Währungsrisiken zum Tragen kommen.

Senior Bonds: Hierbei handelt es sich um die oben erwähnten Anleihen, die im Falle einer Insolvenz des Emittenten vorrangig behandelt werden. Sie bieten somit eine höhere Sicherheit als nachrangige Anleihen wie Hybridanleihen und Anleger erhalten ebenfalls regelmäßige Zinszahlungen. Dafür sind die Renditen niedriger als bei Hybridanleihen, abhängig von der Bonität des Emittenten.

Fazit: Eignen sich Hybridanleihen als Investment für Privatanleger?

Hybridanleihen kombinieren die festen Zinszahlungen und die Verpflichtung zur Rückzahlung von Anleihen mit der Nachrangigkeit und Flexibilität von Aktien. Dies macht sie für Investoren attraktiv, die ein höheres Risiko eingehen können als bei herkömmlichen Anleihen, aber dennoch eine festere Rendite als bei Aktien suchen. Der Emittent erhält mit Hybridanleihen die Möglichkeit, Kapital über die Börse zu beschaffen, ohne die strikten Rückzahlungsverpflichtungen traditioneller Anleihen einzugehen.

Hybridanleihen eignen sich gut für diversifizierte Portfolios und für Anleger, die bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen. Allerdings sollten sich Anleger auch der potenziellen Nachteile wie Nachrangigkeit, mögliche Aussetzung von Zinszahlungen, lange Laufzeit und Marktrisiken bewusst sein und sicherstellen, dass sie die sowohl die Struktur und die Bedingungen der jeweiligen Hybridanleihe genau verstehen.