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Rückkaufswert Lebensversicherung: Berechnen, Beispiel & Steuern

Rückkaufswert Lebensversicherung: Berechnen, Beispiel & Steuern
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Inhaltsverzeichnis

Alle Infos zum Rückkaufswert einer Lebensversicherung zusammengefasst

  • Definition: Der Rückkaufswert einer Lebensversicherung ist der aktuelle Kapitalwert des Guthabens, welches an den Versicherungsnehmer bei Beendigung des Versicherungsvertrages ausgezahlt wird. Ein Rückkauf einer Lebensversicherung bezeichnet demnach schlichtweg die vorzeitige Auflösung des Vertrages, zum Beispiel durch eine Kündigung.
  • Berechnung: Die Ermittlung des Rückkaufswertes erfolgt nach bestimmten Regeln und ist gesetzlich durch das Versicherungsvertragsgesetz (kurz: VVG) vorgeschrieben.
  • Höhe: Die Höhe des Rückkaufswertes hängt von mehreren Faktoren ab, beispielsweise von der Dauer der Einzahlungen und deren Höhe in die Versicherung.
  • Versteuerung: Da im Rückkaufswert meistens Erträge enthalten sein, muss oft eine Versteuerung erfolgen.

Wenn Sie als Versicherungsnehmer eine Lebensversicherung kündigen, möchten Sie zuerst den sogenannten Rückkaufswert erfahren. Dieser ist auch die maßgebliche Größe, wenn es zum Beispiel darum geht, die Versicherung zu beleihen und einen Kredit zu erhalten. In unserem Beitrag erfahren Sie unter anderem, was der Rückkaufswert bei der Lebensversicherung ist. Ferner gehen wir darauf ein, wie die Berechnung des Rückkaufswertes erfolgt, wie hoch der Rückkaufswert ist und ob Sie die Auszahlung der Versicherer versteuern müssen.

Was ist der Rückkaufswert einer Lebensversicherung?

Beim Rückkaufswert handelt es sich um den aktuellen Wert einer Lebensversicherung und einen Betrag, der zum Zeitpunkt der Kündigung durch den Versicherungsnehmer angesammelt wurde und dementsprechend auszahlungsreif ist. Wenn Sie als Versicherungsnehmer Ihren Vertrag und damit die Police kündigen, wird Ihnen exakt dieser Betrag seitens der Versicherung ausgezahlt werden. Der Versicherte vollführt demnach einen „Rückkauf“. Regelungen zur Auszahlung bei Rückkauf befinden sich im VVG (Versicherungsvertragsgesetz).

Woraus setzt sich der Rückkaufswert einer Lebensversicherung zusammen?

er Rückkaufswert setzt sich vornehmlich aus den folgenden Komponenten zusammen:

  • Beiträge
  • Zinsen
  • Überschussanteile

Anschließend werden allerdings Kosten wie Abschlussgebühren vom ermittelten Rückkaufswert vom Versicherer subtrahiert. Manchmal kann es passieren, dass der Rückkaufswert geringer ausfällt als die Summe der Beiträge, die der Versicherungsnehmer zuvor in die Versicherung eingezahlt hat. 

Was bedeutet der Rückkauf einer Lebensversicherung?

Der Begriff Rückkauf ist im Zusammenhang mit einer Lebensversicherung etwas irreführend: Offiziell kauft der Versicherungsnehmer dabei den Versicherungsvertrag zurück. Im Grunde handelt es sich bei dem Rückkauf einer Lebensversicherung jedoch um eine Kündigung.

Wie findet die Ermittlung des Rückkaufswertes bis 2007 statt?

Wenn es um die Ermittlung des Rückkaufswertes und das Rechenverfahren geht, dann muss zwischen einem Vertrag bis einschließlich 2007 und den Verträgen, deren Abschluss danach stattfand, differenziert werden. Grundlage ist ein Urteil des Verfassungsgerichtes, welche sich auf Lebensversicherungen bezieht, deren Verträge zwischen 1994 und 2007 abgeschlossen wurden. 

In dem Fall ist es vorgeschrieben, dass der Rückkaufswert mindestens die Hälfte der eingezahlten Beiträge hoch sein muss, nachdem Verwaltungskosten abgezogen wurden. Sowohl Stornogebühren als auch Abschlusskosten darf der Versicherer hingegen nicht vom Rückkaufswert subtrahieren.

Wie erfolgt die Berechnung des Rückkaufswertes ab 2008?

Für alle Verträge, die ab 2008 abgeschlossen wurden und werden, gilt eine etwas andere Berechnung des Rückkaufswertes. Ab diesem Zeitpunkt dürfen Abschlusskosten mit dem Rückkaufswert verrechnet werden. Allerdings muss zumindest eine Aufteilung auf die ersten fünf Jahre erfolgen, nachdem Versicherte den Vertrag abgeschlossen haben. Sollten Sie die Lebensversicherung vorzeitig kündigen, darf der Versicherer zudem Stornokosten abziehen. Diese belaufen sich in der Regel auf etwa ein Prozent der vereinbarten Versicherungssumme. Auf die eingezahlten Beiträge hingegen werden noch Überschussanteile und Zinsen aufgerechnet.

Beispiel für die Berechnung des Rückkaufswertes

Anhand des folgenden Beispiels möchten wir Ihnen aufzeigen, wie die Berechnung des Rückkaufswertes aussehen kann. Wir gehen davon aus, dass der Rückkauf der Lebensversicherung für einen Vertrag stattfindet, der im Jahre 2011 abgeschlossen. In dem Fall ergibt sich die folgende Rechnung:

  • Eingezahlte Beiträge: 28.800 Euro (200 Euro monatlich)
  • + Zinsen: 1.500 Euro
  • + Überschussanteile: 3.000 Euro
  • – Abschlusskosten: 1.800 Euro
  • – Stornokosten vom Versicherer: 600 Euro
  • = Rückkaufswert: 30.900 Euro

Der Rückkaufswert fällt in diesem Beispiel nicht sonderlich hoch aus, weil Sie nur eine Dauer von zwölf Jahren in die Versicherung eingezahlt haben. Gemessen an Ihren Einzahlungen erhalten Sie jedoch eine akzeptable Summe ausgezahlt.

Wie hoch ist der Rückkaufswert bei Lebensversicherungen?

Bei der klassischen Lebensversicherung ist der Rückkaufswert von mehreren Faktoren abhängig. Gerade zu Beginn kann es passieren, dass nach einer Kündigung Ihr Rückkaufswert sogar geringer als Ihre eingezahlten Beiträge sind. Die Auszahlung würde dementsprechend weniger Geld beinhalten, als Sie im Zuge der monatlichen Beiträge vorher in die Lebensversicherung eingezahlt haben. Abhängig ist die Höhe des Rückkaufswertes insbesondere von den folgenden Faktoren:

  • Angespartes Deckungskapital (Ihre Beiträge)
  • Erträge
  • Abschlusskosten
  • Stornokostenabzug

Der Betrag des Rückkaufswertes ist umso höher, desto länger Sie eingezahlt haben (Deckungskapital) und je größer die Erträge und Zinsen waren. Zudem hängt die Höhe des Rückkaufswertes davon ab, wie erfolgreich die Versicherungsgesellschaft Ihr Kapital investiert hatte. Die Erträge müssen in diesem Fall ebenfalls in die Berechnung des Rückkaufswertes einbezogen werden.

Wie hoch ist der Rückkaufswert bei einer fondsgebundenen Lebensversicherung?

Bei der fondsgebundenen Lebensversicherung hängt der Rückkaufswert davon ab, welchen Wert der einzelne Fondsanteil bei Kündigung des Vertrages hat und wie viele Anteile Sie im Laufe der Jahre angesammelt haben. Die Versicherungsgesellschaft ermittelt demnach den Rückkaufswert auf Basis der Fondsanteile, zieht allerdings wie bei der klassischen Lebensversicherung noch bestimmte Kosten ab.

Welche Lebensversicherungen besitzen einen Rückkaufswert?

Nicht jede Lebensversicherung besitzt einen Rückkaufswert. Lediglich die Kapitallebensversicherung sowie die fondsgebundene Lebensversicherung besitzen einen Rückkaufswert, da es hier sowohl um den Schutz bei Todesfall als auch um die Altersvorsorge geht.

Wird auch bei Risikolebensversicherungen ein Rückkaufswert ausgezahlt?

Den Rückkaufswert gibt es ausschließlich bei der Kapitallebensversicherung. Die Risikolebensversicherung (RLV) ist hingegen ein Sonderfall, da sie alleine dem finanziellen Schutz der Hinterbliebenen dient. Das bedeutet, dass nach Kündigung eine RLV kein Rückkaufswert ausgezahlt wird. 

Wie erziele ich einen möglichst hohen Rückkaufswert?

In größerem Umfang haben Sie es selbst in der Hand, einen möglichst hohen Rückkaufswert zu erreichen. Sie sollten keine vertraglichen Rückstände bei der Versicherung haben und eine lange Laufzeit wählen. Wenn Sie sich für eine fondsgebundene Lebensversicherung statt der klassischen Variante entscheiden, erhöht das oft ebenfalls den Rückkaufswert.

Welche Alternativen zur Kündigung der Lebensversicherung gibt es?

Die Kündigung einer Lebensversicherung ist nicht immer die beste Option. Vor allen Dingen in den ersten Jahren nach Vertragsabschluss fällt der Rückkaufswert relativ gering aus, weil in den ersten fünf Jahren die Abschlusskosten verrechnet werden. Es gibt jedoch am Markt einige Alternativen zur Kündigung, nämlich:

  • Verkauf der Lebensversicherung am Zweitmarkt
  • Widerruf der Lebensversicherung
  • Beleihung
  • Beitragsfreistellung

Unter anderem im VVG (Versicherungsvertragsgesetz) ist festgelegt, was bei den entsprechenden Optionen nachfolgend passiert. Eine Variante besteht darin, dass Versicherungsnehmer ihre Police am Zweitmarkt verkaufen. Diese Option ist insbesondere sinnvoll, wenn der Versicherte schnell Geld benötigt. Der Rückkaufswert fällt dann allerdings in der Regel geringer aus, weil der Ankäufer einen Abschlag vornimmt.

Finanziell am attraktivsten ist in der Regel der Widerruf der Lebensversicherung. Dieser hat zum Beispiel Aussicht auf Erfolg, wenn es eine nicht korrekte Widerrufsbelehrung gegeben hat oder bestimmte Klauseln des Versicherungsvertrages mit dem entsprechenden Recht nicht vereinbar sind.

Wenn Versicherungsnehmer das Geld aus der Versicherung benötigen, ist ebenfalls die Beleihung eine mögliche Option. Die Versicherten treten die Lebensversicherung in dem Fall zwar ab, erhalten jedoch auf Grundlage des Rückkaufswertes ein Darlehen. Dies vergeben entweder die Versicherungsgesellschaft selbst oder Banken.

Wenn Versicherte das Kapital in Form des Rückkaufswertes nicht unbedingt benötigen, sondern lediglich derzeit wird kein Geld für die monatlichen Einzahlungen haben, kommt auch die Beitragsfreistellung als Option infrage. Versicherungsnehmer würden die Lebensversicherung dann zum Beispiel ein Jahr Ruhe lassen, um danach die Beiträge wie gewohnt weiterzuzahlen.

Wann wird der Rückkaufswert der Lebensversicherung ausgezahlt?

Eine pauschale Antwort gibt es leider nicht, denn die Schnelligkeit der Auszahlung ist allem davon abhängig, wann Versicherte Ihre Police kündigen und ob die Kündigung sofort wirksam ist. Als eine Art Mittelwert hat sich in der Praxis herausgestellt, dass ab dem Zeitpunkt der Kündigung ungefähr 45 bis 60 Tage vergehen, bis die Gutschrift auf dem Girokonto des Versicherungsnehmers erfolgt ist. Nachdem die Kündigung wirksam geworden ist, dauert es in der Regel zwei bis drei Wochen, bis die Auszahlung des Rückkaufswertes abgeschlossen ist.

Ist der Rückkaufswert der Lebensversicherung steuerpflichtig?

Ob die Auszahlung der Lebensversicherung in Form des Rückkaufswertes vom Versicherungsnehmer versteuert werden muss oder nicht, hängt vor allem davon ab, wann Sie als Versicherter den Vertrag abgeschlossen haben.

Ist das vor 2005 geschehen, ist die Auszahlung in der Regel steuerfrei. Für alle anderen Lebensversicherungsverträge ab 2005 gilt, dass im Normalfall auf den Ertragsanteil des Rückkaufswertes die Abgeltungssteuer anfällt. Manchmal müssen Versicherungsnehmer davon jedoch nur die Hälfte versteuern.