TER (Gesamtkostenquote): Berechnung und Alternativen

TER (Gesamtkostenquote): Berechnung und Alternativen
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Die TER fasst die laufenden Kosten von Fonds zusammen
  • Zur Berechnung werden die Kosten und das Fondsvolumen ins Verhältnis gesetzt
  • Je nach Fondsart ist die TER unterschiedlich hoch
  • Passive ETFs sind wesentlich günstiger als aktiv gemanagte Investmentfonds
  • Es gibt Alternativen zur TER, die ein umfassendes Abbild der Fondskosten bieten

Die sogenannte Total Expense Ratio (TER) ist ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl von Investmentfonds und ETFs und bietet eine gute Basis für Produktvergleiche.

Was ist die TER?

Die Abkürzung TER steht für Total Expense Ratio. Dabei handelt es sich um die Zusammenfassung der laufenden Kosten eines ETFs oder Fonds und wird infolgedessen auch als Gesamtkostenquote bezeichnet. Für den Anleger soll damit transparent gemacht werden, wie hoch die laufenden Kosten eines Fonds sind, die jedes Jahr aufs Neue fällig werden. Seit 2004 müssen alle in Deutschland vertriebenen Fonds die TER im Fondsprospekt („Factsheet“) ausweisen.

Die TER wird in Prozent angegeben und gilt jeweils für ein Jahr. Sie besagt im Wesentlichen, um welchen prozentualen Betrag die Fondsrendite durch die Kosten geschmälert wird. Daher wird sie auch als Effektivkostenquote bezeichnet.

Beläuft sich die TER eines Fonds beispielsweise auf 0,3 % p. a. und beträgt die Rendite dieses Fonds in einem Jahr 8 %, so kommen beim Anleger abzüglich der Kosten nur 7,7 % an. Die Kosten werden dem Anleger dabei nicht etwa vom Verrechnungskonto abgebucht, sondern werden von der Fondsgesellschaft täglich aus dem Fondsvermögen entnommen. Als Privatanleger bekommt man von diesem Vorgang in der Regel nichts mit.

Welche Kosten sind in der TER enthalten und welche nicht?

Welche Positionen in die TER einbezogen werden und welche nicht, ist nicht einheitlich definiert (auch in Deutschland nicht) und können je nach Herkunft des Fonds variieren. Üblicherweise umfasst die TER eines Fonds jedoch folgende Positionen:

  • Verwaltungsgebühren
  • Managementgebühren
  • Depotkosten, die der Fonds für die Verwahrung der Wertpapiere bezahlen muss
  • Prüfungskosten für den Wirtschaftsprüfer bzw. für den jährlichen Rechenschaftsbericht
  • Marketingkosten
  • Lizenzgebühren, die ETFs zahlen, um einen Index nachbilden zu dürfen (sind unter Umständen auch nicht in der TER ausgewiesen)
  • Mehrwertsteuer
  • Sonstige Betriebskosten (z.B. Anwaltskosten)

Damit sind jedoch bei weitem nicht alle Kosten abgedeckt, die für Privatanleger relevant werden können (Vorschlag: Artikel zu „ETF Kosten“ verlinken). Weitere Kostenfaktoren sollten ebenfalls noch berücksichtigt werden, wie:

  • Transaktionskosten, die der Fonds für Käufe und Verkäufe im Jahr tätigen muss (variabel)
  • Performance Fee (eine Art Erfolgshonorar für den Fondsmanager bei aktiv gemanagten Fonds)
  • Ausgabeaufschlag (Agio), wenn Fondsanteile direkt von der Fondsgesellschaft erworben werden
  • Ordergebühren, die statt dem Ausgabeaufschlag anfallen, wenn Fondsanteile über die Börse erworben werden
  • Rückgabeaufschlag (Disagio), wenn Fondsanteile an die Fondsgesellschaft zurückgegeben werden
  • Lizenzgebühren, für die Nachbildung eines Index (sofern sie nicht in der TER ausgewiesen sind)
  • Depotgebühren für Anleger
  • Transaktionsgebühren für Transaktionen seitens des Anlegers

Wie hoch darf eine „gute“ TER sein?

Um abzuschätzen, ob sich die TER eines Geldanlageprodukts im Rahmen bewegt, kann man sich an gewissen Durchschnittswerten orientieren. Je nach Fondstyp gelten die folgenden TER als durchschnittlich:

  • Aktienfonds: 1,3 % p. a.
  • Anleihenfonds: 0,7 % p. a. – 0,8 % p. a.
  • Geldmarktfonds: 0,5 % p. a.
  • Mischfonds: 0,8 % p. a. – 1,4 % p. a.
  • Immobilienfonds: 0,8 % p. a.
  • Aktien-ETFs: 0,2 % p. a. – 0,5 % p. a.

Wie man anhand dieser Aufstellung sieht, haben ETFs in punkto TER die Nase vorn. Die niedrigeren Kosten ergeben sie dadurch, dass ETFs „passive“ Anlageprodukte sind, die lediglich einen Index abbilden sollen. Somit entfallen die Kosten für ein aktives Fondsmanagement. Die geringeren Kosten von ETFs sind letztlich der Hauptgrund, dass sie auf lange Sicht eine tendenziell bessere Wertentwicklung aufweisen, als die meisten aktiv gemanagten Fonds.

Wie wird die TER berechnet?

Um die TER zu ermitteln, müssen nur zwei Werte ins Verhältnis gesetzt werden:

  • Die jährlichen Kosten für den Betrieb eines Fonds
  • Das Fondsvolumen

Die Formel zur Berechnung sieht dabei wie folgt aus:

TER = jährliche Fondskosten / Fondsvolumen x 100

Ein Fonds mit einem Volumen von einer Million Euro und laufenden jährlichen Kosten von 3.000 Euro ergibt somit eine TER von 0,3 % p. a.:

TER = 3.000 / 1.000.000 x 100 = 0,3 %

Ein Investment von beispielsweise 10.000 Euro in einen ETF mit einer TER von 0,3 % p. a. geht also mit jährlichen Kosten in der Höhe 30 Euro einher:

10.000 x 0,003 = 30 €

Übrigens

Anhand des Fondsvermögens und der TER können auch Rückschlüsse gezogen werden, wie hoch die jährlichen Ausgaben eines Fonds sind. Beispiel: Der größte hierzulande handelbare ETF auf den MSCI World Index ist der iShares Core MSCI World UCITS ETF (WKN: A0RPWH). Da er eine TER von 0,2 % p. a. und ein Fondsvolumen von 48.828 Millionen Euro aufweist, kann durch Umwandeln der Formel auf jährliche Fondskosten von 97.656.000 Millionen Euro geschlossen werden:97.656.000 / 48.828.000.000 x 100 = 0,2 % p. a.

Warum ist es wichtig, die Kosten bei der Fondsauswahl zu berücksichtigen?

Die TER sollte niemals alleiniges Kriterium in der Fondsauswahl sein. Warum es dennoch wichtig ist, die laufenden Kosten eines Aktienfonds zu berücksichtigen, soll das folgende Rechenbeispiel verdeutlichen.

Beispiel:

Angenommen, ein Anleger möchte 10.000 Euro in einen Fonds anlegen und steht vor der Wahl zwischen einem aktiv gemanagten Fonds mit einer TER von 1,3 % p. a. und einem passiven ETF mit einer TER von 0,2 % p. a. Da beide Fonds denselben Anlageschwerpunkt haben (z.B. Aktien aus Industrieländern) unterstellen wir dieselbe Wertenwicklung von 6 % p. a. Wie schlagen die unterschiedlichen Kostenquoten bei einem Anlagezeitraum von 10 Jahren zu Buche?

AnlageproduktAktiv gemanagter FondsPassiver ETF
Anlagesumme10.000 €10.000 €
Wertzuwachs6 % p. a.6 % p. a.
TER1,3 % p. a.0,2 % p. a.
Endwert nach 10 Jahren15.734,15 €17.555,54 €

Wie obiger Vergleich zeigt, entsteht nur aufgrund der unterschiedlichen TER der beiden Fonds am Ende einer 10-jährigen Anlagedauer eine Differenz von 1.821,39 Euro zugunsten des günstigeren ETFs.

Im Falle einer noch längeren Anlagedauer von 30 Jahren sind die Unterschiede noch dramatischer, wie die folgende Tabelle zeigt:

AnlageproduktAktiv gemanagter FondsPassiver ETF
Anlagesumme10.000 €10.000 €
Wertzuwachs6 % p. a.6 % p. a.
TER1,3 % p. a.0,2 % p. a.
Endwert nach 30 Jahren38.952,08 €54.105,62 €

Nach einer Haltedauer von 30 Jahren entsteht eine Differenz im Endwert von 15.153,54 Euro zugunsten des günstigeren ETFs. Der Grund dafür liegt in der kumulativen Wirkung des Zinseszinses.

Welche Auswirkungen haben eingesparte Kosten auf den Zinseszins?

Jeder Ertrag, der jährlich durch ein Investment erzielt und nicht durch Kosten aufgezehrt wird, kann im nächsten Jahr vom Wertzuwachs des Fonds profitieren. Die eingesparten Kosten können sich so über eine lange Anlagedauer zu enormen Summen akkumulieren und es kommt zu einer exponentiellen Wertentwicklung der Geldanlage.

Gibt es Alternativen zur TER?

Nachdem die TER keine vollständige Auskunft über die tatsächlich anfallenden Kosten eines Investmentfonds gibt, kann es sinnvoll sein, weitere Kennzahlen zu berücksichtigen, die einen umfassenderen Überblick über die Fondskosten geben:

Real Total Expense Ratio (RTER oder realTER)

Die Real Total Expense Ratio umfasst zusätzlich zu den in der TER ausgewiesenen Kosten auch Transaktionsgebühren, performanceabhängige Gebühren und etwaige sonstige Kosten auf Fondsebene.

Total Cost of Ownership (TCO)

Die Kennzahl Total Cost of Ownership geht noch einen Schritt weiter und versucht zusätzlich jene Kosten zu berücksichtigen, die auf Anlegerebene anfallen. Da es hier zu sehr großen interindividuellen Unterschieden kommt, ist es problematisch, einheitliche Standards festzulegen, was die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Produkten kaum möglich macht.

Tracking Difference (TD)

Viele ETF-Anleger ziehen es außerdem vor, anstelle der TER lieber die Tracking Difference eines ETFs aus Auswahlkriterium heranzuziehen. Die Kennzahl gibt Auskunft darüber, wie gut sich ein ETF im Vergleich zu seinem Index entwickelt hat.

Die TD beinhaltet alle Kosten und Gebühren eines ETFs und berücksichtigt unter anderem auch Einnahmen durch Wertpapierleihe. Sie bietet daher im Vergleich zur TER ein exakteres Abbild der tatsächlichen Kosten. Je näher sie Richtung 0 tendiert, umso exakter wird der Index abgebildet.

Die Kennzahl wird auf Basis der vergangenen Wertentwicklung berechnet und kann nicht unmittelbar auf die Zukunft fortgeschrieben werden. Um aussagekräftig zu sein, sollte sie daher über einen längeren Zeitraum überprüft werden, im Idealfall über verschiedene Marktphasen hinweg.

Welche Tipps gibt es für Privatanleger?

Zunächst sollten Anleger darauf achten, die richtigen Anlageprodukte auszuwählen. Möchte man auf Fondsbasis beispielsweise in Aktien investieren, so gibt es nur sehr wenige plausible Argumente, die für aktiv gemanagte Fonds im Vergleich zu den wesentlich günstigeren ETFs sprechen.

Innerhalb einer Assetklasse sollte man ähnliche Produkte im Hinblick auf ihre Kosten miteinander vergleichen. Ein ETF mit einer TER von 0,2 % p. a. ist wesentlich günstiger, als ein ETF mit einer TER von 0,5 % p. a.

Allerdings sollte man keinen „Äpfel-Birnen-Vergleich“ vornehmen. So sind ETFs für Large- & Mid-Caps in Industrieländern mit einer TER zwischen 0,12 % p. a. und 0,45 % p. a. wesentlich günstiger, als ETFs für Small-Caps in Schwellenländern mit einer TER zwischen 0,55 % p. a. und 0,74 % p. a.

Anleger sollten zudem bedenken, dass die TER nur einen Teil der laufenden Fondskosten berücksichtigt. Ergänzend sollte man also weitere Kennzahlen heranziehen, wie die RTER, die TCO oder die TD.

Man sollte ein Investment nie alleine von den Kosten abhängig machen. Zwar bilden Kennzahlen wie die TER eine gute Vergleichsbasis. Ein sehr renditestarker Fonds kann unter Umständen jedoch eine höhere TER kompensieren und darüber hinaus größere Erträge bringen, als ein kostengünstigerer Fonds, der eine schlechtere Wertentwicklung aufweist.