Quantamental Investing: Neuer Hype mit großen Haken
Als Anleger lernt man mit der Zeit die wichtigsten Ansätze und Strategien, das eigene Portfolio zu optimieren.
Beim Aktienhandel setzt der eine mehr auf die klassische Variante der Fundamentalanalyse, während sich aktivere Trader eher auf die Charttechnik konzentrieren. Um Irrtümer und Emotionen auszuschließen, kann man auch beide Vorgehensweisen verbinden.
Quantamental Investing ist im Kommen
Und schon taucht verbreitet ein weiterer Begriff zu einem Vorgehen auf, mit dem einige Fondsanbieter werben: Quantamental Investing. Was man da liest, klingt durchaus beeindruckend, und vor allem nicht ganz einfach. Will man aber wissen, wie es funktioniert und ob es für Privatanleger anwendbar ist, so gibt das Netz wenig her. Eine Definition sucht man ebenfalls vergeblich. Was also ist Quantamental Investing?
Quantamental ist zunächst eine Wortschöpfung, die sich aus quantitativ und fundamental zusammensetzt. Es ist also die Verbindung von fundamentaler und quantitativer Analyse. Die Fundamentalanalyse gibt zum Beispiel Aufschluss über die Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen eines Unternehmens, dessen Wachstumspotenzial oder Managementqualität.
Parallel dazu gibt es eine ganze Reihe von Kennziffern und Daten zu Kursbewegungen einer Aktie. die werden beim Quantamental Investing in der quantitativen Analyse mithilfe spezieller Rechenprogramme verarbeitet und nach optimalen Kriterien gefiltert.
Mit diesem Quantamental Investing versuchen beispielsweise Investmentbanken herauszufinden, ob oder wie viele Aktien zu teuer sind. Vereinfacht gesagt, setzen sie die Erwartung fürs operative Geschäft ins Verhältnis zu den Kursdaten der Aktie. Dabei sind etwa das KGV oder die Dividendenrendite nur zwei von zahlreichen Bestandteilen in der algorithmischen Optimierungsmaschine.
Das Beste aus zwei Ansätzen
In der Regel werden noch verschiedene Zeiträume betrachtet. Im Ergebnis lassen sich unter einer Masse von Aktien überbewertete Titel aussortieren oder unterbewertete mit Potenzial aufspüren.
Das Ganze funktioniert, je nach Schwerpunkt, bei allerlei Strategien wie Momentum, Growth oder Value. Neben den klassischen Kennziffern lassen sich technische Faktoren wie Volatilität oder Relative Stärke mitverarbeiten. Vor allem Charttechnikern und Anwendern von Indikatoren dürfte das bekannt vorkommen.
Der Gedanke bei der Verbindung von fundamentaler und quantitativer Methode ist, dass sich die jeweiligen Vor- und Nachteile so relativieren, dass die Vorteile überwiegen. Mit dem rein fundamentalen Ansatz besteht beispielsweise die Gefahr, Wachstumsunternehmen zu teuer zu kaufen. Nach rein quantitativem Vorgehen holt man sich schnell zu viele Titel mit unterdurchschnittlichem Potenzial ins Depot.
Rechnerleistung mit Risiken
Doch so logisch ein solcher ganzheitlicher Ansatz auch erscheint, allein die Verarbeitung der enormen Datenmengen ist für Privatanleger kaum zu bewältigen. Deshalb bleibt Quantamental Investing weitgehend Banken, Profiinvestoren und Fonds vorbehalten. Aber auch als Kunde sollte man einen kühlen Kopf bewahren.
Quantamental passt zum allgemeinen digitalen Trend. Letztlich trifft zunehmend der Computer die Handelsentscheidungen. Die Risiken und Nebenwirkungen sind nicht jedem bekannt. So funktionieren fundamental gesteuerte, quantitative Strategien in Bullenmärkten, während sie in Bärenmärkten Schwächen zeigen.
Eine weitere Gefahr besteht im Trend zur Überoptimierung: Werden Einzelergebnisse so lange gefiltert und spezialisiert, dass sie quasi an der rechnerisch optimalen Nadelspitze enden, bleibt kein Raum mehr für Alternativen. Schon bei kleineren Marktanomalien kommt das System an seine Grenzen.