Unterschiede zwischen Chartanalyse und Fundamentalanalyse
Grundsätzlich verfolgt eine Aktienanalyse das Ziel, einen Aktienwert zu beurteilen und Prognosen über künftige Kursentwicklungen zu ermöglichen.
Die Chartanalyse und die Fundamentalanalyse haben dabei sehr unterschiedliche Ansätze, um dieses Ziel zu erreichen.
Es ist umstritten, welche Form der Analyse zu größerem Erfolg führt. Viele Experten empfehlen eine Kombination aus beiden Verfahren.
Um selbst entscheiden zu können, welchem Analyseverfahren mehr Vertrauen entgegengebracht wird, ist es für Anleger wichtig, die Unterschiede zwischen Chartanalyse und Fundamentalanalyse zu kennen.
Wie funktionieren Chartanalyse und Fundamentalanalyse?
Grundsätzlich wird in der Chartanalyse davon ausgegangen, dass sich alle kursrelevanten Informationen bereits in dem Kursverlauf widerspiegeln.
Aus diesem Grunde werden betriebs- und volkswirtschaftliche Indikatoren nicht hinzugezogen, um die Aktie zu beurteilen und eine Prognose zu geben.
Vielmehr wird erwartet, dass Kursverläufe bestimmten Mustern folgen, die sich unter gleichen Vorzeichen in ähnlicher Weise wiederholen werden.
Somit werden Trends und Entwicklungen aus der Vergangenheit analysiert, um daraus ableiten zu können, wie sich ein Wert in Zukunft verhalten wird.
Mehr dazu: Aussagekraft von Chartanalysen – wie groß ist sie?
Die Fundamentalanalyse verfolgt hingegen einen ganz anderen Ansatz. Mit ihrer Hilfe wird versucht, den Wert eines Unternehmens oder einer Aktie anhand von Fundamentaldaten zu ermitteln.
Dabei werden die betriebs- und volkswirtschaftlichen Daten eines Unternehmens betrachtet, um eine Kaufs- oder Verkaufsempfehlung abgeben zu können.
Viele wichtige Unternehmenszahlen werden hierbei in ein Verhältnis zu dem aktuellen Aktienkurs gesetzt. Zu den wichtigsten Kennzahlen gehören zum Beispiel der zu erwartende Gewinn je Aktie, der Buchwert des Unternehmens, der Cashflow oder die Kapitalrendite.
Mehr dazu: Benjamin Graham: Die Wertpapier-Analyse
Unterschiede zwischen Chartanalyse und Fundamentalanalyse: Stärken und Schwächen der beiden Verfahren
Eine große Stärke der Chartanalyse ist es, dass Trends und Entwicklungen theoretisch frühzeitig erkannt werden, so dass der Nutzer des Verfahrens zeitige Signale zum Kauf oder Verkauf erhält.
Ein potenzieller Vorteil ist dabei auch der Faktor Mensch. Nutzen viele Anleger die Chartanalyse und erhalten dieselben Signale, erhöht dies die Chance auf die Erfüllung der Prognose.
Im Sinne der sich selbst erfüllenden Prophezeiung heißt dies konkret: Erhalten viele Anleger eine Verkaufsempfehlung und setzen diese um, kann der Kurs aufgrund der zahlreichen Verkäufe tatsächlich fallen.
Doch der Mensch kann auch eine Schwäche im System bedeuten. Das Anlegerverhalten ist nie wirklich vorherzusagen, so dass auch die Charttechnik fehleranfällig ist.
Da die Fundamentalanalyse im Unterschied zur Chartanalyse den Fokus auf Unternehmensdaten richtet, spielt das Anlegerverhalten hier eine geringere Rolle.
Spricht das Ergebnis einer Fundamentalanalyse für den Kauf einer Aktie, deuten also die Unternehmenszahlen klar darauf hin, dass die Aktie viel Luft nach oben hat.
Unsicher bleibt jedoch, ob das Anlegerverhalten dieser Prognose folgen wird und es zu einem tatsächlichen Gewinn kommen wird.
Ein weniger beachteter Nachteil der Fundamentalanalyse ist oftmals die emotionale Bindung eines Anlegers zu einer Aktie, die aufgrund dieses Verfahrens gekauft wurde.
Nachdem viel Arbeit in die Analyse gesteckt wurde, sind Anleger vielfach derart von ihrer Investition überzeugt, dass sie bei einem langfristigen Kursverlust nicht den Absprung schaffen.
Welches Analyseverfahren ist zu empfehlen?
Auch wenn man die Unterschiede zwischen Chartanalyse und Fundamentalanalyse kennt, bleibt es letzten Endes eine persönliche Entscheidung, zu welchem Verfahren man tendiert.
Beide Analysemethoden liefern wichtige und interessante Informationen, die ein erfolgreiches Handeln mit Aktien erleichtern können. Doch beide Verfahren haben auch ihre Schwächen und können niemals eine gänzlich sichere Vorhersage treffen.
Für Privatanleger ist es daher wohl empfehlenswert, beide Quellen zu nutzen, die Informationen zu kombinieren und darüber hinaus nie den gesunden Menschenverstand außer Acht zu lassen.