Anleihen kaufen – so funktioniert’s
In der aktuellen Niedrigzinsphase stehen viele Privatanleger vor einem Rätsel. Wenn das eigene Geld auf dem Sparbuch oder Tagesgeld bereits kaum einen Ertrag bringt, sind vielleicht Anleihen eine gute Alternative. Es gibt allerdings sehr viele und sehr unterschiedliche Anleihetypen. Insofern fällt er schwer, eine Position generell für oder gegen Anleihen zu beziehen.
Es hängt auch immer vom gewünschten Risiko des Anlegers ab, ob es überhaupt Sinn macht Anleihen zu kaufen. So können beispielsweise Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen gekauft werden. Allein hier gibt es Unterschiede wie Tag und Nacht, denn natürlich ist jeder Staat und jedes Unternehmen anders finanziell aufgestellt.
Grundsätzlich gilt: Wenn die Zinsen – auch für Staatsanleihen – wieder steigen, werden sie für Privatanleger wieder interessanter. Im aktuellen Umfeld ist aber von einer Investition in Staatsanleihen eher abzuraten.
Was sind Anleihen?
Als Anleihe wird ein festverzinsliches Wertpapier bezeichnet, das von dem jeweiligen Geschäftspartner herausgegeben wird. Es können Staaten, Gemeinden oder Unternehmen mit denen Anleger ein solches Geschäft abschließen.
Das Modell funktioniert dabei so, dass Investoren einen bestimmten Betrag an den Herausgeber der Anleihe zahlen. Im Gegensatz dazu garantiert der Geschäftspartner, dass der Investor zu einem bestimmten Zeitpunkt sein Geld wiederbekommt und dazu (meistens jährlich) eine festgelegten Zinsertrag.
Laufzeit der Anleihen
Auch hier gibt es Unterschiede. Je nach persönlicher Bevorzugung wählen Anleger die Dauer des Geschäfts aus. Es gibt Anleihen die nur 3 oder weniger Jahre laufen, bis hin zu Verträgen, die 10 oder mehr Jahre gelten.
Stückelung der Anleihen
Der Herausgeber einer Anleihe kann selbst entscheiden, in welcher Stückelung das Wertpapier erhält ist. Das bedeutet, wie hoch das minimale Investment beträgt. Eine Stückelung sind dabei meistens 1.000 € oder weniger. Sogar bis zu 0,01 € bei Bundesanleihen
sind möglich. In diesem Fall braucht ein Anleger mindestens diese Summe, um eine Anleihe kaufen zu können. Dieser Betrag wird in der Regel bei Staatsanleihen als Stückelung verwendet.
Bei Unternehmen kann die Stückelung aber deutlich höher ausfallen. Möchte eine Firma nur besonders finanzstarke Investoren als Geschäftspartner, so kann die Stückelung auch schnell 5- bis 6-stellige Beträge ausmachen.
Briefkurs der Anleihe
Als Briefkurs wird der Betrag bezeichnet, für den die Anleihe zum Kauf angeboten wird. Es ist letztlich der Kaufkurs für den Anleger. Davon abhängig ist auch der zu erwartende Gewinn.
Berechnung der Rendite
Die Rendite kann vor dem Kauf der Anleihe bereits berechnet werden. Entscheidend ist die Laufzeit, der jeweilige Briefkurs und die jährlichen Zinsen. Kauft ein Anleger zum Beispiel eine Anleihe mit folgenden Daten:
Faustformel zur Berechnung der Rendite von Anleihen
?
$$\bo\text"Rendite"↙\text"(einer Anleihe)" = 100*(\(\text"Nominalzins" + ((\text"Verkaufskurs – Kaufkurs")) / \text"Laufzeit"\)/\text"Kaufkurs")$$
Davon gehen aber wiederum noch Steuern und Gebühren ab.
Europäische Staatsanleihen
Die europäischen Staatsanleihen waren vor allem ab 2010 für Anleger interessant. Am Höhepunkt der Schuldenkrise und der drohenden Staatspleite von Griechenland, konnten Investoren über 30 % Rendite erwirtschaften. 2014 spielt dies trotz steigender Staatsverschuldung offensichtlich keine Rolle mehr. Das zeigt die folgende Grafik. Trotz immer höheren Schuldenbergen sind die Rendite der Anleihen im Keller.
Deshalb sind zumindest europäische Staatsanleihen für Renditejäger uninteressant. Auch die Theorie, dass Staatsanleihen 100 % sicher sind, ist nicht mehr Fall. Das hat gerade Argentinien gezeigt, das wieder einmal den Staatsbankrott bekannt geben musste. Insgesamt sind während der Niedrigzinsphase Staatsanleihen eher keine gute Anlageempfehlung.