Zinsänderungsrisiko: So findet man die passenden Anleihen
Was, wenn sich die Zinsen ändern? Die Frage stellt sich gerade bei festverzinslichen Anlagen wie Anleihen. Hier muss man dem Zinsänderungsrisiko differenziert begegnen. Dabei kommt es darauf an, wie lange die Papiere laufen. Außerdem spielen die Duration sowie modifizierte Duration eine Rolle.
Beide sind Kennzahlen als Risikomaß für Kursänderungen, die durch veränderte Zinsen entstehen. Die modifizierte Duration – auch Modified Duration – zeigt, wie stark der Kurs auf Zinsänderungen reagiert. Die klassische und modifizierte Duration hängen eng zusammen und erklären sich mit den spezifischen Eigenheiten von Anleihen.
Modifizierte Duration im Kontext
Der Kurs von Anleihen hängt vom Marktzins ab. Bei steigenden Zinsen sinkt er bis die Rendite ungefähr dem Marktzins entspricht. Grund: Die neuen höher verzinsten Anleihen sind gefragter als die bisherigen mit niedriger Verzinsung. Dasselbe umgekehrt.
Die Rendite ist die Effektivverzinsung und wird vom nominalen Zinssatz, dem Ausgabe- und Rückzahlungskurs sowie der Restlaufzeit bestimmt. Das Ausmaß, mit dem eine Anleihe auf eine Marktzinsänderung reagiert, wiederum vom Nominalzins, dem Kupon und der Restlaufzeit. Je länger die Laufzeit, desto größer die Kursänderung.
Wenn mit steigenden Zinsen gerechnet wird, empfehlen sich Anlagen in kurzlaufende Papiere, denn die reagieren weniger stark auf Zinsänderungen. Sie verringern das Risiko zugunsten besserer Renditen.
Duration: Wie Zinsänderungen den Kurs beeinflussen
Will man aber eine Anleihe verkaufen und in neue investieren, muss man überlegen, inwieweit der neue höhere Zins den entsprechenden Kursverlust beim Verkauf aufwiegt. Hier kommt die Duration ins Spiel. Mit ihr wird das Zinsänderungsrisiko berechnet.
Sie beschreibt als Kennzahl die mittlere Kapitalbindungsdauer und erfasst, anders als die einfache Restlaufzeit die Kapitalbindung aller einzelnen Zahlungsströme. Das Ergebnis der Analyse wird in Jahren dargestellt und markiert den Zeitpunkt der Laufzeit, an dem sich die Effekte von steigenden Zinsen und sinkenden Kursen aufheben.
Generell haben Anleihen mit hohem Kupon eine geringere Duration als die mit niedrigerer Verzinsung. Das Risikomaß erlaubt eine Einschätzung, wie Zinsänderungen den Preis, also den Kurs bzw. Barwert der Anleihe beeinflussen. So kann sich beispielsweise zeigen, dass eine Anleihe mit einer Duration von 5 Jahren eine Wertsteigerung von 5 % für jeden Zinsrückgang um einen Prozentpunkt erwarten lässt.
Eine Ausnahme übrigens sind Nullkuponanleihen. Bei ihnen entspricht die Duration exakt deren Laufzeit. Zerobonds reagieren viel stärker als Zinsänderungen.
Modifizierte Duration: So stark reagiert der Kurs
Will man nicht nur sehen, wie, sondern wie stark der Kurs auf veränderte Marktzinsen reagiert, kommt die modifizierte Duration zum Zug. Sie zeigt die prozentuale Kursänderung an. Die Ermittlung der modifizierten Duration basiert auf der komplexen Berechnung der Duration. Duration-Rechner im Internet erleichtern die Arbeit.
Ansonsten verläuft die Berechnung der modifizierten Duration so: Die abgezinsten Zahlungen werden mit der Anzahl von Jahren, zu der die Zahlung jeweils stattfindet, multipliziert. Dabei erfolgt die Abzinsung für die Zahl der Jahre plus 1. Das Zwischenergebnis ist die Duration und wird dann durch den aktuellen Barwert, den Kurs dividiert.
Im Ergebnis könnte sich beispielsweise zeigen, dass beim Zinsanstieg um 1 % mit einer Kurseinbuße von 2,49% zu rechnen ist. Dieser Prozentwert, der je nach Papier auch bei gut 18 % liegen kann, wird manchmal angezeigt, steht aber nicht für alle Anleihen zur Verfügung.
Basis zur richtigen Auswahl
Insgesamt kann man über die Duration Anleihen mit unterschiedlichen Restlaufzeiten und Kupons vergleichen und die durchschnittliche Bindungsdauer entsprechend den eigenen Vorstellungen aussuchen.
Eine Anleihe mit einer Duration von 6 Jahren reagiert doppelt so empfindlich wie die mit einer Duration von 3 Jahren. Erwartet man als Anleger also steigende Zinsen, zieht man Papiere mit kürzerer Duration vor, um den Einfluss der höheren Zinsen zu begrenzen.