Essilor-Luxottica bei GrandVision-Übernahme auf der Zielgeraden: GrandVision-Aktienkurs auf Achterbahnfahrt
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebten gerade die Aktionäre des niederländischen Optik-Einzelhändlers GrandVision. Die Muttergesellschaft GrandVision, zu der die Kette Apollo Optik gehört, sollte eigentlich für 7,2 Milliarden Euro an Essilor-Luxottica gehen. Doch der Megadeal stand kurz vor dem Scheitern. Ein niederländisches Schiedsgericht hatte vergangene Woche entschieden, dass Essilor-Luxottica die Übernahme von GrandVision aufgrund nicht eingehaltener Zusagen der Optikerkette ohne Zahlung von Gebühren stoppen könne. Essilor hatte danach angekündigt, seine Optionen zu prüfen und schickte damit den GrandVision-Aktienkurs auf Tauchstation.
Doch nun folgte die überraschende Trendwende: Nach intensiver Prüfung hat sich das Essilor-Management entschieden, den Deal doch durchzuziehen. Die Reaktion der Gandvision-Anleger fiel eindeutig aus. Sie trieben den Aktienkurs kurz nach der Meldung von unter 25 auf über 28 Euro in die Höhe.
Wer hinter dem potenziellen Bieter steckt
Anfang 2017 gingen der weltgrößte Brillenhersteller Luxottica , der unter anderem die Marke Ray-Ban und Oakley sowie Gestelle für Luxusmarken wie Armani, Chanel oder Prada produziert, und der französische Brillenglas-Spezialist Essilor zusammen. Die Fusion des italienischen Brillenherstellers Luxottica und des französischen Brillengläserproduzenten Essilor war eine der größten grenzüberschreitenden Fusionen in Europa der letzten Jahre.
Das Unternehmen hat einen jährlichen Umsatz von mehr als 14,4 Milliarden Euro sowie 140.000 Angestellte in rund 150 Ländern. Luxottica hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Konkurrenten übernommen und seine Jahresproduktion auf 70 Mio. Brillen ausgeweitet.
Mit GrandVision der nächste große Schluck aus der Pulle
Mit der 7,2 Milliarden Euro schweren GrandVision-Übernahme holt Essilor-Luxottica zum nächsten großen Schlag aus. Zum Hintergrund: GrandVision beschreibt sich selbst als der führende globale Einzelhändler im Bereich der Optik. Die Gruppe adressiert in erster Linie den Massenmarkt mit qualitativ hochwertiger und bezahlbarer Augenpflege. Dazu gehören zahlreiche optische Produkte, einschließlich verschreibungspflichtiger Brillen (Rahmen und Gläser), Kontaktlinsen sowie Kontaktlinsen-Pflegemittel und Sonnenbrillen.
In allen seinen Produktkategorien stützt sich GrandVision auf ein umfangreiches Portfolio an exklusiven Eigenmarken sowie bekannten Fremdmarken. Darüber hinaus bietet der Konzern Dienstleistungen auf den Gebieten Prüfung und Messung an, die von Optikern genutzt werden. GrandVision betreibt mehr als 7.200 Filialen in über 40 Ländern und ist auch mit einem Online-Angebot präsent. In 2020 erzielte GrandVision einen Jahresumsatz von 3,48 Milliarden Euro.
Einstieg bei Mr. Spex geplant
Unterdessen plant der italienisch-französische Brillenkonzern Essilor-Luxottica auch den Einstieg beim Apollo-Optik-Rivalen Mister Spex. Der Berliner Online-Optiker teilte in der letzten Woche mit, dass Essilor-Luxottica im Rahmen des Börsengangs für 50 Millionen Euro Mr. Spex-Aktien zeichnen wolle. Mister Spex macht den Platzhirschen Fielmann und Apollo zunehmend mit eigenen Filialen Konkurrenz.
Der Erlös soll Wachstum und internationale Expansion finanzieren sowie helfen, Kredite zurückzuzahlen. Neben der Tochtergesellschaft von Essilor-Luxottica haben zwei Fonds bereits die Zeichnung von Aktien über insgesamt 110 Millionen Euro zugesagt. Erster Handelstag der Aktien soll der 2. Juli sein.