Was gehört zum Börsenhandel? Börse einfach erklärt

Was gehört zum Börsenhandel? Börse einfach erklärt
solarseven / Shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • An der Börse werden Aktien, Anleihen, Investmentfonds, ETFs, Derivate, Rohstoffe und andere Waren gehandelt 
  • Für jedes Produkt eine passende Börse
  • Aktien, Fonds & ETFs als ideale Finanzprodukte für Neueinsteiger
  • Komplexere Finanzinstrumente wie Devisen und Derivate fordern ein hohes Maß an Wissen, Erfahrung und emotionaler Stabilität

Was ist eine Börse?

Eine Börse ist ein Marktplatz, an dem verschiedene Wertpapiere und Finanzprodukte wie Aktien, Anleihen, Derivate, Devisen und Kryptowährungen, aber auch Waren und Rohstoffe gehandelt werden können. Käufer und Verkäufer wickeln den Handel über die Börse ab, wofür die Börse für jede abgewickelte Transaktion eine Provision erhält.

Der klassische Parketthandel, wie er in der Vorstellung vieler Menschen noch existiert, spielt beim Börsenhandel tatsächlich keine große Rolle mehr, da der Handel mittlerweile größtenteils elektronisch abgewickelt wird. Dennoch gibt es einige bekannte und wichtige Handelsplätze, die international große Bedeutung haben, wie die New York Stock Exchange (NYSE) an der Wall Street in New York, die chinesische Shanghai Stock Exchange (SSE), die London Stock Exchange (LSE) oder die Frankfurt Stock Exchange (FSX)

Was kann man alles an der Börse handeln?

An einer Börse können verschiedene Arten von Wertpapieren (wie etwa der Aktienhandel) und eine Reihe anderer Vermögenswerte gehandelt werden. Dazu zählen unter anderem:

  • Aktien
  • Anleihen
  • Investmentfonds
  • Exchange Traded Funds (ETFs)
  • Derivate
  • Optionsscheine
  • Optionen
  • Futures
  • Zertifikate
  • Devisen
  • Kryptowährungen
  • Rohstoffe
  • Waren
  • Lebensmittel

Dabei gibt es für jedes Produkt eine passende Börse. Man unterscheidet zwischen:

  • Wertpapierbörse
  • Terminbörse
  • Devisenbörse
  • Kryptobörse
  • Warenbörse
  • Spezialbörse

Grundsätzlich können Privatanleger die meisten der oben genannten Finanzinstrumente handeln. Der Handel ist jedoch nicht für alle Anleger gleichermaßen geeignet. Je nach Anlagestrategie, verfügbarem Kapital, Erfahrungsschatz und Wissen über die verschiedenen Anlageinstrumente und deren zugrunde liegenden Märkte, kommen unterschiedliche Finanzprodukte infrage.

Welche Finanzinstrumente eignen sich für Neueinsteiger?

Vor allem für die Neueinsteiger unter den Privatanlegern dürften Aktien, Investmentfonds und ETFs von größtem Interesse sein. Wer nach einer Alternative zum Sparbuch sucht und von den Entwicklungen der weltweiten Aktienmärkte (Aktienhandel) profitieren möchte, ist bei diesen Wertpapieren an der richtigen Adresse. Sie werden an Wertpapierbörsen gehandelt.

Für Einsteiger kann es zum Zwecke der Risikostreuung (Diversifikation) besonders sinnvoll sein, in einen breiten Aktienkorb anstelle von einzelnen Aktien zu investieren. Diesen Zweck erfüllen Investmentfondsund ETFs, wobei Investmentfonds über ein aktives Fondsmanagement verfügen und daher mit höheren Kosten verbunden sind, die sich in den allermeisten Fällen nicht bezahlt machen.

Eine clevere und zudem sehr entspannte Methode ist das sogenannte Index-Investing mit ETFs. ETFs haben kein aktives Fondsmanagement, stattdessen bildet der Fonds einen kompletten Aktienindex ab, wie z.B. den S&P 500. ETFs sind im Vergleich zu aktiv gemangten Investmentfonds deutlich günstiger und erzielen gerade deshalb in den meisten Fällen auch die besseren Renditen. Zwar gibt es immer wieder eine Handvoll aktiv gemanagter Investmentfonds (im niedrigen einstelligen Prozentbereich), die in der Lage sind, bessere Renditen zu erzielen wie marktbreite ETFs, leider weiß man jedoch immer erst im Nachhinein, welche Fonds zu den Gewinnern zählen und welche nicht.

Wer sich etwas genauer mit den Aktienmärkten und börsennotierten Unternehmen auseinandersetzen und dem Portfolio eine individuelle Note verleihen möchte, kann sich natürlich auch mit Einzelaktien befassen. Hier sind jedoch bereits gute Kenntnisse in der fundamentalen Unternehmensbewertung und über die Portfoliogestaltung vonnöten, um ein gutes Aktienportfolio aufbauen zu können.

Anleihen eignen sich für Privatanleger zudem als Risikoanker im Depot. Sie sollen keine besonders hohen Renditen erbringen. Stattdessen sollen sie dem Portfolio Stabilität verleihen und es weniger schwankungsanfällig machen. Auch hier gibt es die Möglichkeit zu diversifizieren, indem man Anleihen-ETFs anstelle von einzelnen Anleihen kauft.

Eine Alternative zu Anleihen können übrigens auch Einlagen auf Tages- oder Festgeldkonten sein, zumindest im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung bis zu einer Höhe von 100.000 € pro Einleger und Kreditinstitut.

Welche Finanzprodukte eignen sich für Fortgeschrittene?

Erst deutlich fortgeschrittene Anleger sollten sich an komplexere Finanzprodukte wie Optionen, Optionsscheine, Futures oder andere Derivate wagen. Hier können Anleger zusätzlich auf Hebelwirkungen setzen und höhere Gewinne, aber auch deutlich größere Verluste erzielen. Diese Instrumente sollten daher erst gehandelt werden, wenn man über fundierte Kenntnisse und ausreichende Erfahrungen verfügt und sich zudem der Risiken bewusst ist. Auch sind die emotionalen Anforderungen beim Handel mit diesen Werten deutlich größer, als beim regulären Handel mit Aktien, Investmentfonds und ETFs.

Bei Finanzderivaten handelt es sich um Termingeschäfte. Sie zählen zu den komplexesten Finanzprodukten und lassen sich einerseits zur Absicherung gegen Wertverluste (Hedging), aber auch zur Spekulation einsetzen. Durch den hochspekulativen Charakter können Fehler im Umgang mit Derivaten jedoch zu massivem finanziellen Schaden führen.

Die meisten börsengehandelten Derivate sind Futures (unbedingte Derivate) und Optionsgeschäfte (bedingte Derivate), die über Terminbörsen gehandelt werden. Zu den weltweit größten Derivatebörsen zählen etwa die EUREX, die Chicago Mercantile Exchange (CME Group), die Chicago Board of Trade (CBOT), die NYSE Liffe oder die Korea Exchange (KRX) sowie die großen Warenterminbörsen ICE Futures U.S. und die New York Mercantile Exchange (NYMEX).

Um Optionen und andere Derivate handeln zu können, werden meist auch spezielle Broker und Trading-Plattformen benötigt.

Was ist der Unterschied zwischen Optionen und Optionsscheinen?

Optionsscheine werden von emittierenden Banken oder Wertpapierhäusern ausgegeben. Sie werden als Wertpapiere mit eigener WKN behandelt und können außerbörslich bzw. OTC („over-the-counter“) gehandelt werden.Optionen haben hingegen keinen Emittenten und werden an Terminbörsen gehandelt.

Zertifikate sind ebenfalls derivative Finanzinstrumente, die den Wert eines Basiswerts wie Aktien, Indizes oder Rohstoffe abbilden. Es gibt verschiedene Arten von Zertifikaten, wie Indexzertifikate, Knock-Out-Zertifikate oder Bonuszertifikate. Sie können über Banken und Online-Broker gehandelt werden. Es ist jedoch wichtig, die Bedingungen und Risiken der Zertifikate genau zu verstehen, da sie sehr komplex sein können.

Rohstoffe, wie Gold, Silber, Öl und Gas und Lebensmittel wie Getreide, Fleisch, Fisch oder Milchprodukte und andere Waren können prinzipiell physisch über spezielle Waren- und Rohstoffbörsen gehandelt werden. Für Privatanleger ist dies jedoch kaum sinnvoll. Wer diese Vermögenswerte handeln möchte, kann dies allerdings ebenfalls über Derivate bzw. Futures tun.

Der Devisenmarkt ist der größte und liquideste Finanzmarkt der Welt. Privatanleger können über Forex-Broker am Devisenhandel teilnehmen und auf Währungsschwankungen spekulieren. Eine gründliche Analyse und ein ausgeprägtes Verständnis der Währungsmärkte werden dabei jedoch vorausgesetzt. Kryptowährungen können über spezielle Kryptobörsen gehandelt werden.

Wie funktioniert der Börsenhandel?

Der Handel an der Börse folgt üblicherweise einem gewissen Ablauf. Wir wollen einen genauen Blick auf diesen Ablauf am Beispiel eines Aktienkaufs werfen.

Wie läuft der Aktienkauf ab?

Anlagestrategie festlegenDepoteröffnungSuche und Auswahl der AktieWahl des BörsenplatzesAuftragserteilung und Festlegung des OrdertypsAusführung der Transaktion – Einbuchung der Aktie

Bevor man die ersten Wertpapiere handelt, sollte man sich eine Anlage- oder Handelsstrategie überlegen, die man gemäß der eigenen Risikobereitschaft und Risikotragfähigkeit auch längerfristig umsetzen kann. Man sollte vor allem auch klären, welchen Zweck der Handel erfüllen soll – der kurzfristigen Spekulation oder der langfristigen Vermögensbildung. Auch sollte man genau festlegen, wieviel Kapital man investieren bzw. handeln möchte. An der Börse sollte nur Geld investiert werden, das nicht zur Rücklagenbildung gedacht ist.

Wer an der Börse Aktien und andere Wertpapiere handeln möchte, benötigt zunächst ein Wertpapierdepot. Dieses kann man bei klassischen Direktbanken wie Comdirect oder Consorsbank eröffnen, oder man nutzt die besonders günstigen Konditionen der beliebten Online- und Neo-Broker wie Trade Republic oder Scalable Capital. Zwar lassen sich auch Wertpapierdepots bei klassischen Filialbanken eröffnen, die Konditionen sind für Privatanleger meist aber sehr unattraktiv.

Einige Broker bieten auch die Möglichkeit an, zunächst ein Demokonto zu eröffnen und in einer Simulation mit virtuellem Geld zu handeln, bevor man schließlich echtes Geld investiert. Dies ist vor allem bei Finanzprodukten für fortgeschrittene Anleger und Händler empfehlenswert.

Hat man sich für eine bestimmte Aktie entschieden, gibt der Anleger die WKN (Wertpapierkennnummer) oder die ISIN (International Securities Identification Number) in die Suchmaske der App oder der Webanwendung ein. Unter Umständen kann der Anleger noch entscheiden, an welchem Börsenplatz die Transaktion ausgeführt werden soll. Meist sind die Handelsplätze, an denen Aktien gehandelt werden können, aber bereits durch den Broker vorgegeben.

Nun erfolgt die Auftragserteilung durch den Investor. Es gibt dabei verschiedene Arten von Aufträgen wie Market Orders, bei denen der Handel zum aktuellen Marktpreis abgeschlossen wird, oder Limit Orders, bei denen der Handel zu einem bestimmten Preis oder besser erfolgen soll.

Danach kümmert sich die Börse um das Ordermatching, bringt also die Kauf- und Verkaufsaufträge zusammen, was entweder durch einen Spezialisten oder durch ein computergesteuertes Handelssystem wie XETRA erfolgt.

Sobald diese Abgleichung erfolgt ist, wird die Transaktion ausgeführt und der Verkäufer überträgt die Wertpapiere an den Käufer und erhält dafür den vereinbarten Geldbetrag. Unter Umständen werden bei der Transaktion Gebühren und Provisionen fällig, wie das Transaktionsentgelt und die Maklercourtage.

Trifft eine Order nicht auf ein ausreichend großes Gegenangebot, so kann es sein, dass ein Auftrag in mehrere einzelne Transaktionen aufgeteilt wird (Teilausführungen). Xetra bzw. die Frankfurter Börse stellt dabei üblicherweise keine zusätzlichen Transaktionskosten in Rechnung, sie fallen aber möglicherweise bei der Bank bzw. beim Broker an.