Ölpreis mit fulminantem Comeback
Im Zuge der Corona-Pandemie geriet der Ölpreis stark unter Druck. In Erwartung eines wirtschaftlichen Stillstands ging die Nachfrage zeitweise deutlich zurück. Doch das Blatt wendete sich schnell. Nach dem erdrutschartigen Kurseinbruch Anfang März bis Mitte April 2020 ging es mit dem Ölpreis rasch und steil wieder aufwärts. Aktuell notiert der Ölpreis sogar über dem Vorkrisenniveau.
Die bereits wieder anziehende Konjunktur in Teilen Asiens wurde von einer Drosselung der Produktion in Saudi-Arabien begleitet. Hinzu kam das kalte Winterwetter in Teilen der USA, was die Ölproduktion beeinträchtigte. Die Aussicht auf ein Ende der Pandemie durch den Impfstart und die damit einhergehend steigende Nachfrage auch aus Europa und Amerika feuerte den Preisanstieg zusätzlich an.
Positiver Ausblick auf 2021
Eine aktuelle Studie der U.S. Energy Information Administration (IEA) geht davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Öl das Angebot im laufenden Jahr übersteigen wird. Die Pandemie werde die Nachfrage zwar im 1. Halbjahr noch etwas belasten. Dennoch wird die Wirtschaftsleistung erwartungsgemäß wieder zulegen und die Nachfrage ankurbeln. Zugleich haben sich sowohl die OPEC-Staaten als auch ihre Partnerländer zu einer Limitierung der Produktion verpflichtet. Auch in den USA wird die Ölproduktion sinken.
Vor diesem Hintergrund rechnet die IEA mit einem Nachfrageüberhang. Genauso argumentieren die Branchenexperten von Goldman Sachs, dass die Nachfrage bereits im Juli das Vorkrisenniveau erreichen könnte, während das Angebot limitiert bleibt. So könne der Ölpreis auf 75 $ pro Barrel im 2. Quartal steigen.
Ölaktien im Aufwind
Damit sind auch die Ölaktien wieder im Aufwind, die Anleger mit einem wiedererstarkten Gewinnausblick und der Aussicht auf anhaltend hohe Dividenden locken. Gerade in Zeiten von Niedrigzinsen erscheinen die Ölwerte als Dividendenpapiere damit wieder zunehmend interessant. Das muss sich auch der Investor Warren Buffett gedacht haben.
Dieser sorgte mit dem jüngsten Kauf von Chevron-Aktien im Wert von über 4 Mrd. $ für Aufsehen. Auch wenn das Geschäft mit dem schwarzen Gold 2021 wieder Gewinne verspricht, steht die Branche vor einem tiefgreifenden Wandel. Die Corona-Pandemie zeigte einmal mehr, wie abhängig die meisten Konzerne von einem hohen Ölpreis und einer wachsenden Nachfrage sind.
Nur Konzerne wie OMV konnten im Krisenjahr Gewinne verbuchen, da ihr Geschäft bereits für die Zukunft ausgerichtet ist. Im Rahmen der Klimaneutralität und in Zeiten hoher Volatilität im Ölpreis haben die Unternehmen die Nase vorn, die sich frühzeitig auf Gas, Biokraftstoffe und erneuerbare Energien fokussiert haben.
Die politische Pipeline
Die Fertigstellung der Gaspipeline Nord Stream 2 wird auch weiterhin von verschiedenen politischen Kräften verzögert. Der Umgang der neuen Biden-Regierung mit dem Thema ist zwar weniger scharf als die Rhetorik des Vorgängers Trump, dennoch bleibt das Projekt eine „Bedrohung für die Nationale Sicherheit“.
Diese politischen Aussagen sind von dem wirtschaftlichen Interesse motiviert, selbst mehr Flüssiggas nach Europa exportieren zu können. Auch in Deutschland werden immer mehr Stimmen lauter, die das Projekt, an dem neben dem russischen Staatskonzern Gazprom auch OMV und Shell beteiligt sind, für politische Interessen in Geiselhaft nehmen möchten.