Ölpreis schwächelt, Opec schweigt

Die Weltwirtschaft zeigt sich robuster als gedacht, in den USA herrscht die geringste Arbeitslosigkeit seit mehr als 50 Jahren – und das trotz der geopolitischen Spannungen zwischen dem Westen einerseits und Russland und China andererseits.
Ölpreis fällt unter 80 Dollar
Dennoch befindet sich der Ölpreis in einem Abwärtstrend. In der vergangenen Woche fiel die Nordseesorte Brent auf unter 80 Dollar je Barrel, für ein Fass der US-Sorte WTI wurden gerade noch 73,20 Dollar fällig. Binnen drei Monaten ging es damit für beide Ölsorten um rund 20 Prozent bergab.
Von Anspannung war demnach wenig zu spüren, und das obwohl die Europäische Union am Wochenende die dritte Stufe ihres Öl-Embargos gegen Russland zündete. Ziemlich wenig zu hören ist dazu auch von Seiten des Ölkartells und seiner Verbündeten, die gemeinsam unter dem Label Opec+ agieren und auch Russland zu ihrem erweiterten Kreis zählen.
Opec+ lässt Fördermengen unangetastet
Seit einigen Monaten nun lassen die Ölexporteure ihre Fördermengen unangetastet. Mit Beginn der Pandemie wurden die Förderungen zunächst drastisch gekürzt und schließlich schrittweise wieder ausgeweitet. Inzwischen verharrt man unverändert, auch von den Treffen der Gruppe, die inzwischen nicht mehr im monatlichen Turnus, sondern nur noch alle 2 Monate stattfinden, dringt nur noch wenig an die breite Öffentlichkeit.
So entschied sich das Kartell vor wenigen Tagen, die Fördermenge vorerst konstant zu halten. Zum einen will man die wirtschaftliche Entwicklung in China abwarten, zum anderen die Auswirkungen der EU-Sanktionen auf das russische Ölgeschäft. Chinas Wirtschaftswachstum könnte ausgebremst werden, wenn es in anderen Ländern wirtschaftlich nicht rund läuft, so die Befürchtung. Die konkreten Auswirkungen des EU-Embargos auf Russlands Förderquoten scheinen ebenfalls noch zu unklar, um darauf basierend eine weitere Entscheidung zu treffen. Stattdessen trifft man sich nun erst im April wieder zu weiteren Beratungen über das weitere Vorgehen bei den Fördermengen.
Shell verbucht Rekordgewinn – Dividende steigt
Zumindest im vergangenen Jahr aber sprudelten die Gewinne im Ölgeschäft, wie nicht zuletzt die jüngsten Bilanzen des Energiekonzerns Shell verdeutlichen. Das Unternehmen erzielte einen Rekordgewinn von bereinigt fast 40 Milliarden US-Dollar und damit in etwa doppelt soviel wie im Jahr zuvor. Die in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine stark gestiegenen Energiepreise befeuerten das Geschäft.
Davon profitieren auch Aktionäre: Nicht nur fiel die Quartalsdividende für den Zeitraum von Oktober bis Ende Dezember mit 28,75 Cent je Aktie rund 15 Prozent höher aus als noch im Vorjahresquartal, auch ein weiteres umfassendes Aktienrückkaufprogramm hat Shell in Aussicht gestellt. Insgesamt sollen dabei Aktien im Wert von 4 Milliarden US-Dollar zurückgekauft werden. Damit setzt das Unternehmen seinen Kurs aus dem Vorjahr fort: Auch im Jahresverlauf hatte es mehrfach größere Aktienrückkäufe gegeben, sehr zur Freude der Anleger.