Ölpreis steigt kurz vor Weihnachten

Kurz vor Weihnachten dreht der Ölpreis nochmal auf: Die US-Sorte WTI verteuerte sich auf Wochensicht bis zum Donnerstagnachmittag um knapp 3 Prozent, auch die Nordseesorte Brent notierte gut 1 Prozent fester.
Fallende US-Lagerbestände kurbeln Ölpreis an
Hintergrund waren unter anderem fallende Lagerbestände in den USA. Um die 80 US-Dollar je Barrel wurden zuletzt fällig, die US-Sorte WTI war dabei wie üblich etwas günstiger zu haben als die Nordseesorte Brent, die sich oberhalb der Schwelle von 80 Dollar bewegte.
Den sinkenden Ölpreis haben Verbraucher nicht zuletzt an der Zapfsäule bemerkt: Waren vor rund einem halben Jahr erstmals Benzinpreise von mehr als 2 Euro aufgerufen worden, bewegt sich der Literpreis an den Tankstellen inzwischen wieder auf etwas moderaterem Niveau um 1,65 Euro pro Liter.
Umstrittene Opec-Entscheidung
Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine war der Ölpreis in der ersten Jahreshälfte nach oben geschnellt. Zeitweise kostete das 159-Liter-Fass mehr als 120 Dollar – mit direkten Effekten auf die Inflation. Mit steigenden Energiekosten erhöhten sich auch die Erzeuger- und Verbraucherpreise immens, zweistellige Inflationsraten in Europa und anderswo auf der Welt waren die Folge.
Ausgerechnet in dieser Gemengelage fällte das Ölkartell um die Opec und seine Verbündeten im Herbst eine umstrittene Entscheidung: Nachdem die Fördermengen zuvor monatelang schrittweise ausgeweitet worden waren, wollten die Exporteure nunmehr die Fördermenge reduzieren, um den Preis wieder anzutreiben.
Westen erzürnt über Förderbeschluss
Nicht nur US-Präsident Joe Biden kritisierte die Opec+ scharf für diesen Entschluss. Tatsächlich ging die Fördermenge seit November um gut 1 Million Barrel pro Tag zurück, angekündigt hatte das Kartell sogar eine Reduzierung um 2 Millionen Barrel täglich.
Manch ein Beobachter wittert hier auch politisches Kalkül, immerhin zählt Russland zum losen Verbund der Opec+ und gilt nach Saudi Arabien als einflussreichstes Land in der Runde. Die Opec-Staaten selbst betonen hingegen, sich an rein marktwirtschaftlichen Faktoren zu orientieren bei ihrer Entscheidungsfindung über die weitere Förderpolitik.
Opec+ will an Fördermenge im neuen Jahr festhalten
Immerhin: Man will den aufkeimenden Konflikt mit den USA offenbar nicht weiter befeuern. Anfang Dezember gab das Bündnis bekannt, die für Dezember gültigen Fördermengen auch im neuen Jahr zunächst unverändert beibehalten zu wollen. Diese beläuft sich auf knapp 42 Millionen Barrel pro Tag. Erst im Februar soll über die weiteren Förderkapazitäten erneut beraten werden.
Auf Jahressicht notiert der Ölpreis derzeit knapp 8 Prozent (WTI) beziehungsweise gut 9 Prozent (Brent) höher. In den vergangenen 3 Monaten aber ging der Preis um rund 6 Prozent (WTI) und 9 Prozent (Brent) zurück.
Im eskalierenden Konflikt zwischen westlichen Verbündeten, die der Ukraine beistehen, und Russland spielt der Energiehandel eine zentrale Rolle. Zuletzt hatten die Europäische Union und die G7-Staaten neue Sanktionen gegen Russland verhängt und unter anderem einen Preisdeckel von 60 Dollar je Barrel für russisches Öl festgelegt. Davon betroffen sind unter anderem auch Exporte in Drittstaaten, die etwa durch Unternehmen aus den sanktionierenden Ländern versichert werden sollen.