Opec+ beschließt Förderkürzung – Ölpreis schnellt in die Höhe

Opec+ beschließt Förderkürzung – Ölpreis schnellt in die Höhe
William Potter / shutterstock.com
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Paukenschlag aus Wien: Nach gut einem Jahr der Erhöhung ihrer Förderkapazitäten hat die Opec+ in dieser Woche beschlossen, die Ölfördermenge ab November zu reduzieren – und zwar drastisch. Rund 2 Millionen Barrel weniger sollen pro Tag gefördert werden. Das ist die schärfste Kürzung seit Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020.

Opec+ kürzt Fördermenge drastisch

Es ist ein überraschender Schritt, und er kommt für Unternehmen wie Verbraucher zur Unzeit: Die Tage werden kürzer und kühler in Europa, die Wintermonate und mit ihnen die Heizperiode steht unmittelbar bevor. Zugleich versucht sich der Kontinent unabhängig zu machen von Energieimporten aus Russland. Das Verhältnis zwischen dem Kreml und dem Westen ist seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine Ende Februar zerrüttet. Wirtschaftssanktionen des Westens wurden durch Machthaber Wladimir Putin beantwortet durch erhebliche Kürzungen der Öl- und Gaslieferungen nach Europa.

Schon vor dem Beginn des Krieges waren die Energiepreise monatelang massiv gestiegen und hatten damit maßgeblich dazu beigetragen, die Inflation in die Höhe zu treiben. Inzwischen verzeichnen europäische Länder einen Anstieg der Verbraucherpreise um rund 10 Prozent, Ökonomen rechnen frühestens ab dem zweiten Quartal des kommenden Jahres mit einer allmählichen Entspannung. Im Umkehrschluss bedeutet das: In den Wintermonaten rechnen Experten im Allgemeinen mit einer sich weiter zuspitzenden Inflationsdynamik.

Ölpreis schnellt in die Höhe

Dazu dürfte der nun verkündete Schritt des Ölkartells erneut beitragen. Die Förderkürzung befeuert den Preisschub einmal mehr, allein im Laufe dieser Woche verteuerte sich das Barrel der US-Sorte WTI zweistellig auf nun knapp 92 Dollar. Die Nordseesorte Brent legte um gut 7 Prozent zu und könnte schon bald wieder dreistellige Werte je 159-Liter-Fass erreichen.

Die Entscheidung trifft nicht nur die angeschlagene Wirtschaft in Europa mit voller Wucht, sie ist auch ein Affront des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman gegen westliche Spitzenpolitiker. Die Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien, Deutschland und auch den USA waren in den vergangenen Monaten persönlich nach Riad gereist, um die Beziehungen zum wichtigsten Land der Opec+ zu verbessern. Diese waren seit der Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi vor wenigen Jahren deutlich abgekühlt.

Saudi-Arabien verfolgt eigene politische Agenda

Nun zeigt sich: Die Charmeoffensive hat nicht gefruchtet, selbst gegen die eigene Linie genehmigte Exporte von Rüstungsgütern konnte den saudischen Thronfolger nicht überzeugen, sich im Rahmen der Opec-Verhandlungen für die westlichen Belange einzusetzen. Stattdessen stärkt das Bündnis seine Beziehungen zu Russland, das nach wie vor zur Riege der Opec+ und damit zu den engsten Verbündeten des Ölkartells zählt.

Saudi-Arabien verfolgt dementsprechend seine ganz eigene Agenda. Dafür bezahlen werden in den Wintermonaten Unternehmen und Verbraucher, die ihren Energiebedarf immer teurer einkaufen müssen. Neben hohen Gaspreisen ist fortan auch mit wieder deutlich steigenden Ölpreisen zu rechnen.