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Opec+ beschließt Symbolpolitik

Opec+ beschließt Symbolpolitik
William Potter / shutterstock.com
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Richtungsentscheidung vertagt: Die Opec und ihre Verbündeten, die gemeinsam als Opec+ auftreten und unter anderem Russland umfassen, haben sich bei ihrer Schaltkonferenz am Mittwoch auf reine Symbolpolitik verständigt.

Minimale Förderausweitung im September

Nach dem jüngsten Beschluss sollen die täglichen Förderkapazitäten ab September um 100.000 Barrel erhöht werden. Das ist nicht einmal der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein und dürfte vor allem bei westlichen Regierungen für Unmut sorgen.

Seit Monaten bewegt sich der Ölpreis auf hohem Niveau. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine Ende Februar notiert der Preis je Barrel oftmals im dreistelligen Bereich – zum ersten Mal seit 2014. Die hohen Rohöl- und Energiepreise sind ein wesentlicher Auslöser der galoppierenden Inflation, die derzeit Privathaushalte ins Straucheln und die Wirtschaft an den Rand einer Rezession bringen.

Biden-Reise nach Saudi-Arabien: Außer Spesen nichts gewesen?

Dementsprechend hatten vor allem westliche Industriestaaten auf ein Einlenken der Opec+ und eine spürbare Ausweitung der Ölfördermengen gehofft. US-Präsident Joe Biden war erst kürzlich persönlich nach Saudi-Arabien gereist – nicht zuletzt, um die dortigen Verantwortlichen zu überzeugen.

Nun zeigt sich: Der Appell des mächtigsten Mannes der Welt verhallt weitgehend ungehört. Die Ausweitung der Förderkapazitäten um 100.000 Barrel pro Tag ist eine der niedrigsten, die die Opec je beschlossen hat. Hinzu kommt, dass sie womöglich nur auf dem Papier steht: Schon die bislang vereinbarten Fördermengen werden tatsächlich nicht gefördert, weil es einigen Opec-Staaten schlichtweg an Kapazitäten dafür fehlt. Auffangen könnten die Lücke Staaten wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate, doch vor allem Saudi-Arabien lotet derzeit seine politische Position aus.

Saudi-Arabien auf Richtungssuche zwischen Moskau und Washington

Auf der einen Seite ist der Golfstaat ein Verbündeter der USA, auf der anderen Seite arbeitet man im Rahmen der Opec+ eng mit Russland zusammen. Der Kreml aber profitiert von den geringen Fördermengen und damit verbundenen hohen Ölpreisen, die am Markt durchgesetzt werden können und ist dementsprechend nicht wirklich daran interessiert, an der Gesamtlage etwas zu verändern.

Für die Saudis ist der Balanceakt zwischen den Wünschen Moskaus einerseits und den Forderungen Washingtons andererseits eine Herausforderung. Eine grundlegende Richtungsentscheidung hat man sich in dieser Woche offenbar nicht zugetraut, stattdessen wurden die Märkte um einen weiteren Monat vertröstet.

Opec+ ringt um Antworten

Eine Ausweitung der Fördermengen könnte zu einem Preisrückgang und damit einer zumindest teilweisen und allmählichen Entspannung mit Blick auf die Inflationsdynamik beitragen. Eine Verknappung hingegen würde zwar den Ölpreis anheizen, zugleich aber droht die Wirtschaft in eine Rezession abzugleiten – was wiederum die Nachfrageseite einbrechen lassen würde.

Auf diese schwierige politische, wirtschaftliche und strategische Gemengelage haben die Opec+ bislang offenbar keine tragfähige Antwort finden können. Der Beschluss aus dieser Woche mit einer lediglich minimalen Ausweitung der Fördermengen auf dem Papier illustriert die Ratlosigkeit des Kartells und weist auch auf mögliche interne Unstimmigkeiten hin.

Kapazitätsgrenzen erreicht?

Doch auch der ausdrückliche Hinweis auf ein Erreichen der Grenzen der verfügbaren Förderkapazitäten darf nicht unterschätzt werden. Wenn die Produktion bereits am Limit läuft und nicht viel Luft nach oben bleibt, um den Durst der Industrie zu stillen, könnte es schon bald düster werden für die Wirtschaft.

Der Ölpreis gab auf Wochensicht zuletzt deutlich nach. Das Barrel der US-Sorte WTI verbilligte sich um 6 Prozent auf knapp 91 US-Dollar. Die Nordseesorte Brent gab binnen Wochenfrist um fast 10 Prozent nach auf nur noch gut 96 Dollar.