Exxon Mobil: Rockefellers trennt sich von Aktien – ist Öl am Ende?
Mit dem Rückgang der Ölpreise sinkt auch die Zahl der aktiven Öl- und Gasbohranlagen. Existierten Anfang 2012 noch 3.900 solcher Anlagen, ist diese Zahl Anfang 2016 auf etwa 1.760 gesunken (Quelle: Baker Hughes).
Für viele Ölfirmen wird die Förderung von Öl bei Preisen unter 60 US-$ pro Barrel unrentabel – die goldenen Zeiten für Ölmultis scheinen vorbei.
Auch immer mehr professionelle Anleger wie zum Beispiel die Rockefeller-Familie (der Rockefeller-Familienfonds) verabschieden sich aus dem Ölgeschäft. Eine der reichsten Familien in den USA hat jüngst ihre Anteile am Ölgiganten Exxon Mobil verkauft – dies sollte auch Kleinanlegern zu denken geben.
Der Grund: Der Aufstieg und der Reichtum der Rockefeller-Familie beruht zum Großteil auf dem Ölgeschäft, hier hat die Familie in den letzten Jahrzehnten Milliarden verdient – doch das ist nun vorbei.
Die Rockefellers: Raus aus Exxon Mobil und dem Ölgeschäft – die Gründe
Die Rockefellers ziehen sich nicht nur aus Exxon Mobil und dem Ölgeschäft zurück, sondern auch aus allen anderen Investments mit fossilen Energieträgern. Die Familie verweist hierbei nicht nur auf ökologische, sondern auch auf wirtschaftliche Gründe.
Es gibt nach Meinung der Rockefeller-Familie keinen vernünftigen Grund für Unternehmen, noch mehr Geld in die Erforschung und Förderung von fossilen Energieträgern wie Öl, Erdgas, Kohle zu investieren. Damit spielt die amerikanische Öldynastie auf den fortschreitenden Trend hin zu regenerativen Energien wie Solar und Wind an, die fossile Energieträger nach und nach ersetzen.
Zudem werfen die Rockefellers Exxon Mobil vor, seit den 1980er Jahren die Öffentlichkeit über die Auswirkungen des Klimawandels und dessen Risiken getäuscht zu haben – aus rein wirtschaftlichen Interessen.
Der Klimawandel erfasst die Finanzbranche – und Exxon Mobil
Für den weltgrößten Ölkonzern Exxon Mobil sind die Vorwürfe der Rockefeller-Familie nicht nur ein Image-Problem, inzwischen hat sich auch die US-Wertpapieraufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) in den Fall eingeschaltet.
Exxon Mobil muss auf Anweisung der SEC einen entsprechenden Antrag auf seiner Hauptversammlung im Mai zulassen, die den Ölkonzern möglicherweise dazu zwingt, stärker auf finanzielle Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel hinzuweisen.
Eine Untersuchung im Rahmen des Government Accountability Project kam außerdem zu dem Schluss, dass Exxon Mobil über Jahre hinweg falsche Angaben bezüglich möglicher Risiken des Klimawandels und möglicher Kosten im Rahmen ihres 10-K-Geschäftsberichts gemacht hat.
Inzwischen überprüft sogar eine Sparte des FBI (Federal Bureau of Investigation) mögliche Beweise, wonach Exxon Mobil über die negativen Auswirkungen des Klimawandels schon frühzeitig gewusst und etwaige Risiken verschwiegen haben könnte.
Der Klimawandel und die Auswirkungen auf die Ölindustrie
Egal wie die Ermittlungen gegen Exxon Mobil ausgehen, beim New Yorker Beratungshaus Mercer schätzt man, dass die Marktkapitalisierung der an der Börse notierten Ölfirmen bis zum Jahr 2050 um zwei Drittel schrumpfen wird. Damit würde der Klimawandel direkt auch Anleger treffen, die noch in Ölfirmen investiert sind.
Der Grund ist der Trend hin zu erneuerbaren Energien wie Wind und Solarkraft, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Jedes Windrad und jedes Solarmodul, das neu installiert wird, ersetzt Schritt für Schritt den Energieträger Erdöl.
Schon heute stellen moderne Technologiefirmen wie Apple oder Tesla Motors ihre komplette Infrastruktur auf erneuerbare Energien um. Bei Apple hat man dieses Ziel zum Beispiel schon fast erreicht. 93 % der benötigten Energie kam im Jahr 2015 bereits aus erneuerbaren Energien.
Die Zukunft des Transportwesens ist elektrisch
Doch nicht nur einzelne Technologiefirmen denken um, auch in der Logistikbranche bahnt sich ein radikaler Umbruch an. Zum Beispiel setzen große Transportfirmen wie FedEx und UPS bereits heute auf Hybrid- oder reine Elektrofahrzeuge in ihrer Flotte – Tendenz steigend.
Der Grund: Die gesamten Betriebskosten (Total Cost of Ownership) bei Hybrid- und Elektroautos sind heute schon niedriger als bei Trucks mit Verbrennungsmotoren.
Auch bei den Privatverbrauchern steigt stetig das Interesse an Elektroautos – wenn auch bisher recht langsam. In Deutschland haben sich die Zulassungszahlen von Elektroautos binnen drei Jahren verdoppelt (über 12.300 Neuzulassungen in 2015).
Fazit: Die Ölindustrie ist der große Verlierer des Klimawandels
Diese Entwicklung hat natürlich Folgen für Ölfirmen wie Exxon Mobil, die sich bislang auf eine stabile Ölnachfrage von 94 Mio. Barrel (159 Liter) pro Tag verlassen konnten.
Die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) erwartet zwar bis 2020 eine stabile Nachfrage nach Öl, wovon zwar große Ölkonzerne wie Exxon Mobil und Chevron noch profitieren dürften, auf lange Sicht steht der Energieträger Öl jedoch auf dem Abstellgleis – dies erklärt auch den Rückzug der Rockefeller-Familie aus Exxon Mobil und dem Ölgeschäft.
Denn die Ölindustrie wird gleich von 2 Entwicklungen in die Zange genommen: Zum einen geht der Trend hin zu erneuerbaren Energieträgern wie Wind- und Solarenergie, zum anderen sorgt der Trend hin zum Elektroauto dafür, dass Öl bis 2030 als wichtigster Industrierohstoff wohl ausgedient haben dürfte.
Industrieexperten wie Tony Seba (Stanford University) rechnen damit, dass spätestens in 2030 nur noch Elektroautos auf den Straßen fahren werden – mit verheerenden Auswirkungen für die Ölindustrie. Der Grund: der Großteil der Ölnachfrage kommt aus der Logistikbranche (Waren- und Personentransport).
Anleger, die noch in Ölkonzernen investiert sind, sollten sich jetzt Gedanken über einen Ausstieg aus der Ölbranche machen. Andere Zukunftsbranchen wie zum Beispiel die Elektromobilität bieten hier langfristig deutlich bessere Chancen als die Ölindustrie.