Saudi Aramco: Saftige Dividende trotz herbem Gewinneinbruch
Gewinneinbruch für Saudi Aramco: Der weltgrößte Ölkonzern hat im Zeitraum von April bis Ende Juni deutlich weniger Gewinn gemacht als im Vergleichsquartal des Vorjahres.
Gewinneinbruch in Q2 nach Ölpreis-Boom im Vorjahr
Unterm Strich ging der Nettogewinn um satte 38 Prozent zurück auf gut 30 Milliarden US-Dollar. Im 2. Quartal vergangenen Jahres hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von mehr als 48 Milliarden Dollar verbuchen können. Das Betriebsergebnis ging ebenfalls deutlich zurück von 87 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum auf nun lediglich rund 57 Milliarden Dollar.
Die Gründe für die schwächeren Zahlen liegen auf der Hand. Im Frühjahr 2022 waren die Ölpreise unerwartet stark in die Höhe geschossen – eine Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Binnen kürzester Zeit erreichte der Preis je Barrel damals mehrjährige Höchststände im dreistelligen Bereich, zeitweise deutlich über der Marke von 120 Dollar pro Fass, die zuvor zuletzt 2014 verbucht wurden.
Ölpreis unter Druck – Förderkürzungen als Reaktion
Seitdem aber sind die Preise wieder kräftig gefallen auf zuletzt unter 85 Dollar je Barrel. Die weltweite Konjunktur kommt nicht in Schwung, die Nachfrage sinkt. Saudi Arabien als Führungsmacht innerhalb der Opec – dem Kartell Öl exportierender Länder, das gemeinsam mit Verbündeten, darunter auch Russland, seit einigen Jahren als Opec+ auftritt – konnte mehrfach Produktionskürzungen durchsetzen. Zuletzt drosselte der Wüstenstaat im Alleingang die tägliche Fördermenge um 1 Million Barrel. Dabei ließ man weitere Kürzungen als Option bei Bedarf ausdrücklich offen, es könnten also weitere Reduzierungen in der Produktion folgen.
Immerhin ein Ziel hat Saudi Arabien dadurch erreicht: Der Ölpreis hat sich in den vergangenen Monaten stabilisiert, allein auf Monatssicht verteuerte sich der Rohstoff der Sorte Brent um mehr als 12 Prozent, während die US-Sorte WTI im gleichen Zeitraum um knapp 10 Prozent stieg.
Dividende bleibt erhalten
Dass Saudi Aramco trotz der rückläufigen Geschäftszahlen an seiner saftigen Quartalsdividende festhält und insgesamt 19,5 Milliarden Dollar ausschütten will, hat in erster Linie politische Gründe. Der saudische Staat ist mit Abstand größter Anteilseigner bei Aramco, die Gewinnausschüttungen tragen einen erheblichen Teil der staatlichen Finanzen.
Diese will Kronprinz Mohammed bin Salman nicht zuletzt dafür nutzen, den Staat mittelfristig unabhängiger vom Ölexport zu machen. Die Diversifizierung der heimischen Wirtschaft fokussiert auch alternative Energiequellen – die Bilder vom deutschen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der im vergangenen Jahr beim Kronprinzen vorstellig wurde, um einen Gasdeal abzuschließen, dürften noch sehr präsent sein.
Wirtschaftsdiversifizierung: Aramco bezahlt eigene Marginalisierung
Bin Salman bereitet sein Land damit auf das Zeitalter der Elektromobilität und Nachhaltigkeit vor. Das reine Ölexportgeschäft, das dem Staat in den vergangenen Jahrzehnten zuverlässig Milliarden in die Kassen gespült hat, entwickelt sich angesichts strikterer Klimaziele mehr und mehr zum Auslaufmodell.
Saudi Aramco hat indes auch für die kommenden Quartale hohe Dividendenzahlungen in Aussicht gestellt. Allein für das laufende 3. Quartal plant der Konzern 29,4 Milliarden Dollar auszuschütten. Langfristig betrachtet finanziert Aramco damit seine eigene Marginalisierung bei gleichzeitiger Stärkung anderer Wirtschaftsfelder in Saudi Arabien.