Depot-Absicherung im Sommerurlaub – Praxisbeispiele

Wie gestern bereits angekündigt, beantworte ich Ihnen heute folgende Fragen: Wie kümmere ich mich im Sommerurlaub um mein Wertpapierdepot? Welche Absicherungsstrategien gibt es? Hierzu ist es zunächst notwendig, dass Sie sich die folgenden Fragen stellen:
Wie lange dauert Ihr Sommerurlaub?
Wenn Sie weniger als drei Wochen in den Urlaub fahren, müssen Sie in der Regel nichts unternehmen. Es sei denn, dass Sie neben Fonds, Aktien und Anleihen auch spekulative Derivate (beispielsweise Optionsscheine, Optionen, CFDs oder Hebel-Zertifikate) im Depot führen, mit denen auf Marktentwicklungen „gewettet” wird. Diese Positionen sollten Sie – sofern Sie risikoscheu sind – absichern, minimieren oder sogar ganz abbauen.
Welche Absicherungsstrategien gibt es?
Die drei grundsätzlichen Möglichkeiten sind Folgende: Besonders riskante Papiere verkaufen, Stop-Loss-Limits setzen oder Gegengeschäfte eingehen. Gegengeschäfte eignen sich gut, um den schwankungsstärkeren Teil eines Depots abzusichern.
Hier bietet sich zum Beispiel der Einsatz von Put-Optionsscheinen an. Die Funktionsweise: Fallen die Aktienkurse, steigt der Wert des Put-Optionsscheins. Wie die Depot-Absicherung mittels Put-Optionsscheinen funktioniert, erfahren Sie jetzt anhand eines Musterbeispiels.
Praxisbeispiel für Ihre Depot-Versicherungs-Formel
Sie besitzen für 10.000 Euro Index-Fonds auf den DAX (oder Einzelwerte aus dem DAX). Der DAX notiert am Stichtag bei 16.000 Punkten. Sie suchen dann einfach über eine Börsenseite im Internet wie etwa www.comdirect.de, www.onvista.de, www.finanzen.net oder www.finanztreff.de einen Put-Optionsschein auf den DAX mit dem Basispreis 16.000 und einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Ein Put-Optionsschein mit dem Basispreis 16.000 erlaubt Ihnen, den DAX am Tag der Fälligkeit für 16.000 Punkte zu verkaufen (auch wenn der Index dann nur noch bei 10.000 Punkten notieren sollte).
Die Anzahl der erforderlichen Put-Optionsscheine können Sie rechnerisch ermitteln:
10.000 (Depotwert)
——————————————————— = 62,5
16.000 x 0,01 (Indexstand x Bezugsverhältnis)
Ergebnis: Wenn Sie (aufgerundet) 63 dieser Put-Optionsscheine kaufen, haben Sie eine Art Depot-Versicherung abgeschlossen.
Die Wirksamkeit einer Depot-Versicherung
Angenommen, ein Jahr nach dem Kauf der Put-Optionsscheine notiert der DAX nur noch bei 8.000 Punkten (-50%). Ihre DAX-Indexfonds wären dann nur noch 5.000 Euro wert (10.000 Euro – 50%). Gleichzeitig wäre der Wert der Put-Optionsscheine sprunghaft gestiegen.
Wie beschrieben, verbrieft der ausgewählte Put-Optionsschein das Recht, dass Sie den DAX für 16.000 Punkte verkaufen dürfen. Da der DAX nur noch bei 8.000 Punkten notiert, würden Sie die Differenz zwischen 16.000 und 8.000 Punkten (multipliziert mit dem Bezugsverhältnis des Optionsscheins) kassieren.
Die Rechnung lautet:
8.000 x 0,01 = 80,00 Euro je Put-Optionsschein. Da Sie 63 Put-Optionsscheine gekauft haben, würde Ihr Wertpapier-Depot wie folgt aussehen:
• Position 1: Die Indexfonds auf den DAX sind noch 5.000 Euro wert
• Position 2: Die 63 Put-Optionsscheine sind 5.040 Euro wert (63 x 80,00 Euro)
Ihr Gesamt-Depot läge damit bei 10.040 Euro.
Fazit: Während der DAX in diesem Beispiel innerhalb von zwölf Monaten um 50% eingebrochen ist, hätte sich Ihr Depot-Wert quasi nicht verändert. Sie besäßen noch immer Wertpapiere im Wert von rund 10.000 Euro.
Der Haken: Wenn Sie eine solche Depot-Absicherung das ganze Jahr über „laufen lassen” kostet Sie die Absicherung zwischen 5 und 12% Rendite jedes Jahr.
In welchen Fällen sind Stop-Loss-Marken sinnvoll?
Wenn Sie mit Derivate-Geschäften (z.B. Put-Optionsscheine) nichts zu tun haben wollen, können Sie auch Verkaufs-Limits (Stop-Loss-Marken) setzen. Im Unterschied zu der Variante mit Put-Optionsscheinen werden bei der Kurslimit-Variante Verkäufe automatisch ausgelöst, wenn der Kurs eine vorher gesetzte Stop-Loss-Marke einmal erreicht.
Wenn Sie Ihr Depot mit Stop-Loss-Marken absichern wollen, sollten Sie die Marken jedoch nicht zu eng am aktuellen Kurs platzieren, da ansonsten schon bei kleineren Schwankungen automatische Verkäufe ausgelöst werden.
Mein Fazit: Wenn Ihr Depot eher konservativ mit Fonds, ETFs, Value-Aktien und soliden Dividenden-Titeln ausgerichtet ist, würde ich Ihnen empfehlen, einfach nichts zu tun und entspannt Ihren Urlaub zu genießen. Da gute Aktien langfristig im Prinzip immer steigen (wie schon mehrfach beschrieben), besteht auch bei zwischenzeitlichen Schwankungen kein Grund zur Sorge.