Diamanten und Co. – Edelsteine sind ein schwieriges Investment
Klar, Aktien sind Sachwerte, Immobilien ebenso. Wer aber zur Abwechslung mal keine Unternehmen auf ihre Ertragskraft und Häuser auf Reparaturanfälligkeit hin analysieren will und Gold oder Platin langweilig findet, der mag auf eine alte aber reizvolle Idee verfallen: Edelsteine als Geldanlage. Und sei es nur, weil die Diamanten an der Halskette der Gattin gerade so schön funkeln.
Für Privatanleger kaum geeignet
Genau die aber eignen sich weniger als Geldanlage. Edelsteine als Achtelkaräter im Schmuckformat werden in Massen produziert. Der Markt ist überflutet damit, Wertsteigerungen sind kaum zu erwarten. Ringe, Broschen etc. sind in der Regel was für die Hochzeit und besondere Gelegenheiten.
Wer Edelsteine als Geldanlage in Betracht zieht, sollte eigentlich nicht unter 10.000 € anfangen. Die gute Nachricht: Die Preise steigen. Denn Edelsteine werden seltener. Wer sie besitzt, gibt sie kaum her und der Nachschub ist wegen der seit Jahren stagnierenden Minenproduktion dünn. Gleichzeitig steigt die Nachfrage, gerade Chinesen dürsten nach Diamanten. Dort sind Saphire im Trend, am liebsten in blau. Auch rote Rubine und gelbe sowie grüne Steine sind begehrt.
Überhaupt macht die Farbe einen Edelstein edler. Ein Farb-Edelstein mit fünf Karat Gewicht (1 Gramm) ist mitunter genauso viel wert wie ein Kilo Gold. Derzeit kostet es fast 35.000 €. Der Unterschied: Ein Edelstein passt in die Hosentasche. Entscheidend sind neben der Reinheit eben die Farbe und der Schliff, der ihr den besonderen Glanz verleiht. Der optimale Schliff, der einen Rohdiamanten erst zum Leuchten bringt, ist eine extreme Herausforderung.
Edelsteine als Geldanlage: Rekordpreise für Ausnahmeexemplare
Je nach Farbe und Beschaffenheit muss der Schleifer ein passendes Muster finden. Die kleinste Nachlässigkeit bei der Bearbeitung würde die Wirkung unwiederbringlich zerstören. Ein besonders gelungenes Exemplar wurde 2014 in Genf versteigert. Farbe: gelb, Name: Graff Vivid Yellow, Preis: 11,87 Mio. €. Der Stein wiegt rund 20 Gramm, genau: 100,09 Karat. Der Schliff dauerte gut ein Jahr.
Ganze zwei Jahre waren es für den Pink Star. Das mit 59,6 Karat viel leichtere Stück ist derart begehrt, dass es letzten April für 67 Mio. € in Hongkong an eine dortige Juwelierkette ging. Der rosafarbene Stein markiert damit den Weltrekord.
So sehr diese Ausnahmen faszinieren, ein verständiger Laie hätte das Wertpotenzial der Steine wohl kaum erkannt. Unabhängig von der Bearbeitung, sollte man wissen, dass Farben unterschiedlich häufig vorkommen. So sind rote, gelbe und blaue Edelsteine seltener als grüne. Letztere wiederum entstehen durch radioaktive Strahlung im Erdgestein.
Zudem wechseln in größeren Abständen die Modetrends. Neben Saphiren sind seit einigen Jahren auf einmal Tansanite gefragt. Entsprechend hat sich der Preis seit zehn Jahren mehr als verdoppelt. Interessanterweise ist der nach der Lehman-Pleite in der Finanzkrise eingebrochen, während Gold Anlauf auf neue Höhen nahm.
Diamant-Index nicht besser als Dow Jones
Der Markt für Edelsteine ist wenig transparent und schon gar nicht geregelt. Offizielle oder täglich ermittelte Preise gibt es nicht. Allerdings existiert ein Leitindex, der die generelle Preisentwicklung von insgesamt 26 verschiedenen Edelsteinarten auf Prozentbasis abbildet: der Gemval Aggregate Index (GVA).
Interessant ist die Vergleichsdarstellung zur Entwicklung des Dow Jones. Ausgehend von der 100 %-Marke im Jahr 2005 liegt die Kurve des GVA weitgehend über der des Dow Jones, wird aber 2016 vom US-Aktienindex überholt und landet bei einem aktuellen Plus von ca. 100 %. Der Dow Jones indes liegt gut fünf Prozentpunkte darüber: Punktsieg für Aktien. Ein entsprechender ETF für wenig Geld hätte kaum Arbeit gemacht.
Edelsteine als Geldanlage hingegen schon. Wer sich keine überteuerten Stücke andrehen lassen will, sollte unbedingt zu einem vertrauenswürdigen Juwelier gehen. Wichtig sind vor allem anerkannte Zertifikatsnachweise, entweder vom Deutschen Diamanteninstitut oder von weltweit anerkannten Institutionen wie dem Gemological Institute of America (GIA). Ohne sie ist ein Wiederverkauf kaum möglich.