Hagi Top-Index: Marktbarometer für alte Edelkarossen

Hagi Top-Index: Marktbarometer für alte Edelkarossen
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Es müssen nicht immer Aktien sein. Alternative Geldanlagen haben ihren eigenen Reiz, vorausgesetzt, man hat Sinn und Verständnis fürs jeweilige Segment.

Auf den kleinen und schwierigen Märkten rund um Weine, Kunst und Antiquitäten sollte man sich auskennen, bevor man investiert. Das gilt auch für edle, alte Autos. Nicht alle Oldtimer sind gefragt und nicht in jedem Zustand. Zudem ist der Markt mal in Kauflaune, mal gesättigt.

Hagi Top-Index: Sammelbarometer für Oldtimer

Das wichtigste Barometer für die Preisentwicklung ist der Hagi Top-Index. Im Gegensatz zum Dox, dem Deutschen Oldtimer-Index ist er international ausgerichtet und spiegelt das gesamte Premiumsegment für PS-Pretiosen. Der Hagi Top-Index ist der Sammelindex von insgesamt fünf Hagi-Indizes und umfasst 50 Modelle für 18 Edelmarken von Aston Martin bis Rolls-Royce und alten Exoten.

Neben dem Hagi-Top 50 gibt es den Hagi MBCI-Index für Mercedes-Klassiker, den Hagi P für Porsche, den Hagi F für Ferraris sowie den Mischindex Hagi Top ex P&F ohne Porsche und Ferrari. Mit den Indizes kam 2007 erstmals Transparenz in den bis dahin unübersichtlichen Markt, der Millionen begeistert und dessen Umsätze mittlerweile im Milliardenbereich liegen.

Da seltene Autos immer weniger selten für Millionenbeträge den Besitzer wechselten, erkannte der ehemalige Investmentbanker und Autoliebhaber Dietrich Hatlapa Bedarf an zuverlässigen Marktinformationen. Gemeinsam mit dem Index-Experten Bruce Johnson gründete er den Historic Automobile Group Index, kurz Hagi Top. Nach dem Vorbild üblicher Indizes, wie DAX oder S&P 500, enthält er Einzelwerte, die prozentual gewichtet werden.

Professionelle Indexfamilie mit Schwerpunkten

Zu den Schwergewichten zählen der Mercedes 300 SL Roadster, Porsche Carrera GT und Ferrari 250 GT SWB Coupé. Um den Hagi 2007 erstmals und dann monatlich neu berechnen zu können, brauchte er zunächst eine zuverlässige Datenbasis, die nicht nur auf Schätzungen beruht. Er trug 100.000 dokumentierte Transaktionen seit 1980 zusammen – eine mühsame Kleinarbeit, denn einen zentralen Handelsplatz gibt es nicht.

Somit entstanden neben einem Sammelindex auch Subindizes, die noch genauere Werte liefern und eine langfristige Analyse erlauben. In der Rückrechung seit 1980 brachte der Hagi-Top etwa bis 2008 eine jährliche Rendite von 12,6%, der Hagi P brachte es bis 2009 sogar auf 17,1%. Damit entwickelte sich der Oldtimer-Markt viel besser als der S&P 500.

Gerade nach der Finanzkrise suchten Autoliebhaber einen Markt mit echten Werten und guter Rendite. Die Rallye ging in den Folgejahren weiter, wobei einige Typen besonders gefragt waren. Ein Ferrari 250 LM Baujahr 1965 etwa, der 1992 noch 1,8 Mio. US-$ wert war, brachte vor zwei Jahren 15 Mio. US-$.

Bis 2013 stiegen die Preise hochwertiger Klassiker um über 45%. 2014 wurde ein Ferrari GTO für ganze 38,1 Mio. US-$ versteigert. Ab Herbst 2015 jedoch kühlte der Markt spürbar ab.

Fahrzeuge mit Qualität gesucht

Zum einen wurden die noch frisch auf dem Markt agierenden Chinesen sparsamer. Zum anderen aber ist der Markt aktuell ausgetrocknet. Im Hype waren überall fast vergessene Edelkarossen aus alten Heuschobern und Garagen geholt, auf Vordermann gebracht und verkauft worden. Die sind nun erst einmal in fester Hand. Derzeit suchen Auktionshäuser händeringend nach interessanten Objekten.

Außerdem sind die Kunden aufgeklärter und kritischer. Längst geht nicht mehr alles zu jedem Preis weg. Statt aufgepeppter Rostlauben sind Qualitätsfahrzeuge gefragt oder Schnäppchen mit Wertsteigerungspotenzial.

In der Folge boomt das Geschäft mit Restaurierungen. Hier zeigt sich, dass man ohne das nötige Kleingeld kaum mitmischen kann. Allein die Generalüberholung des Motors eines Mercedes S600 aus den 60er Jahren schluckt einige Zehntausend Euro.

Kapitalaufwand und Sachverstand

Hinzu kommt die fortlaufende Pflege. Bleibt sie zu lange aus, kann sich der Reparaturstau schnell auf über 60.000 € summieren. Es reicht also beileibe nicht, ein gutes altes Stück einfach in die Garage zu stellen und auf Wertzuwächse zu warten. Am ehesten gelingt das noch mit dringend gesuchten Typen wie Sportwagen aus den 50er und 60er Jahren, von denen nur wenige Exemplare gebaut wurden. Der jüngste Trend sind offenbar die letzten luftgekühlten Porsche.

Abgesehen vom Pflegeaufwand haben Oldtimer eines mit Aktien bzw. Unternehmen gemeinsam: Zur Auswahl der richtigen Investition gehört eine gute Portion Sachverstand, im Gegensatz zu Wertpapieren aber auch eine Extra-Garage. Der jüngste Preiseinbruch ist eher eine Korrektur, die unkalkulierbare Blasen und drastische Einbrüche verhindert. Die 15% durchschnittlicher Wertzuwachs, die sich nun für den Hagi Top-Index seit 1980 ergeben, sind immer noch beachtlich.