Salzgitter Aktie: Endlich Gewinne – doch das Risiko bleibt!

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Kaum ein anderes Produkt ist so konjunkturabhängig wie Stahl. Der Grund: Stahl ist einer der wichtigsten Werkstoffe der Welt. Ob bei Autos, im Maschinenbau oder im Baugewerbe: Brummt die Konjunktur, steigt die Nachfrage nach Stahl.

Investitionen in entsprechende Aktien sind für Sie deshalb immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Beispiel: Salzgitter AG. Der zweitgrößte Stahlkonzern Deutschlands hatte im ersten Halbjahr 2020 wegen des Corona-Einbruchs einen Verlust von knapp 128 Millionen Euro eingefahren.

Nun, ein Jahr später, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Die globale Konjunktur konnte sich schneller als erwartet vom Corona-Tief erholen, was Salzgitter zugutekommt. Vor wenigen Tagen hat der Konzern nun seine Zahlen zum ersten Halbjahr 2021 präsentiert. Kurzum: Das Zahlenwerk ist sehr solide ausgefallen, wenngleich es den ein oder anderen Wermutstropfen gibt.

Salzgitter AG mit bestem Ergebnis seit zehn Jahren

Zwischen Januar und Ende Juni erzielte Salzgitter ein Ergebnis vor Steuern von 305,7 Millionen Euro. Das ist für die Niedersachsen das beste Ergebnis seit mehr als zehn Jahren. Salzgitter begründet die Ergebnisexplosion mit gestiegenen Erlösen beim Walzstahl, Flachstahl und beim Handel. Besonders die Nachfrage vonseiten der Autobranche sei enorm gewesen.

Auf der anderen Seite sorgte der Konjunkturboom für steigende Rohstoffpreise. Allen voran: Eisenerz. Dieses ist der Grundbaustein des Stahls und seit Monaten preistechnisch auf dem Höhenflug. Für den Eisenerz-Käufer Salzgitter geht das mit höheren Kosten einher.

Auch deshalb hat der Konzern trotz der hohen Stahl-Nachfrage die im Juni aufgedrehte Prognose für das Gesamtjahr nicht noch weiter nach oben geschraubt. Demnach erwartet Salzgitter für 2021 nach wie vor einen Vorsteuergewinn zwischen 400 und 600 Millionen Euro.

Sie merken: Das Ergebnis aus dem ersten Halbjahr könnte somit im schlimmsten Fall bereits 75 Prozent des Gesamtergebnis ausgemacht haben. Im besten Szenario aber könnte man im Restjahr noch einmal das starke Ergebnis aus den ersten sechs Monaten erreichen.

Stahlhunger lässt Auftragsbücher anschwellen

Die Auftragsbücher jedenfalls seien voll und die Produktionskapazitäten komplett ausgelastet. Das ist auf der einen Seite eine gute Nachricht, auf der anderen hätte Salzgitter aber noch mehr herausholen können, wenn denn die Kapazitäten frühzeitig erhöht worden wären. Mit Blick auf die Vorlaufzeit eines solchen Ausbaus kann man das dem Konzern aber eher nicht ankreiden.

Immerhin: Die Lieferkettenproblematik etwa in der Autobranche (Halbleiter-Mangel) habe sich bisher nicht im Auftragseingang der europäischen Stahlindustrie bemerkbar gemacht.  Auch die Flutkatastrophe im Westen sei bislang ohne Auswirkungen auf die Branche gewesen.

Es bleiben einige Risikofaktoren

Mein Fazit für Sie: Die Salzgitter AG ist endlich wieder profitabel. Dennoch sorgen die höheren Eisenerzpreise für Probleme. Hinzu kommen Befürchtungen, dass die Stahlnachfrage aus der Autobranche doch wegen gekürzter Produktion infolge des Chip-Mangels zurückgehen könnte.

Und natürlich könnte auch das Coronavirus noch einmal zuschlagen und im schlimmsten Fall die Stahlherstellung bzw. die Produktion der Abnehmerindustrien behindern.

Salzgitter jedenfalls hat die Gewinne bitter nötig. Der Konzern will schließlich größere Investitionen anstrengen, um künftig CO2-armen Stahl zu produzieren – besonders mithilfe von Wasserstoff. Ende 2025 wollen die Niedersachen hiermit großflächig loslegen.