Warum „blauer“ Wasserstoff so wichtig ist und welche 2 Aktien jetzt interessant sind!
Alle Welt redet derzeit vom „grünen“ Wasserstoff. Dennoch sollten Sie sich als Rohstoff-Anleger stets bewusst sein, dass jener klimaschonende Energieträger vor allem eines ist: ferne Zukunftsmusik. Um „grünen“ Wasserstoff in wirtschaftlich relevantem Volumen zu erzeugen, braucht es schließlich Unmengen an Strom aus erneuerbaren Energien. Bis diese nachhaltige Strommenge verfügbar ist, werden jedoch sehr viele Jahre vergehen.
Deshalb braucht es Übergangslösungen. Eine hört auf den Namen „blauer“ Wasserstoff. Zunächst für Sie zur Einordnung: Wasserstoff wird derzeit vor allem aus fossilen Brennstoffen gewonnen, zumeist aus Erdgas. Dabei gelangen pro Tonne Wasserstoff etwa 10 Tonnen CO2 in die Atmosphäre. Jene Form des Wasserstoffs bezeichnet man als „grau“, eben weil dadurch keine wirklichen Klimavorteile erreicht werden.
So wird der Wasserstoff „blau“
Etwas anders sieht es beim „blauen“ Wasserstoff aus. Dieser wird zwar auch mit Erdgas erzeugt. Das dabei entstehende CO2 aber wird aufgefangen, gespeichert und später in der industriellen Produktion weiterverarbeitet. Natürlich hat das Ganze auch seine Haken. So gibt es bisher noch keine marktfähige Technologie, um wirklich 100 Prozent des CO2s abzuscheiden. Zudem werden bei der Förderung des nötigen Erdgases weiterhin Treibhausgase freigesetzt.
Somit lässt sich festhalten: Die Klimabilanz des „blauen“ Wasserstoffs ist deutlich besser als die der „grauen“ Variante, allerdings nicht so gut wie der „grünen“, die komplett auf erneuerbaren Energien basiert.
„Blauer“ Wasserstoff: Uniper und Shell planen große Anlage in England
Als Übergangslösung aber dürfte der „blaue“ Wasserstoff in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Wie das Ganze wirtschaftlich funktionieren kann, wollen nun zwei große europäische Konzerne zeigen. Vor wenigen Tagen hat der Kraftwerksbetreiber Uniper eine Kooperation mit dem Öl- und Gasgiganten Shell angekündigt.
Im Mittelpunkt: der „blaue“ Wasserstoff. So wollen die Partner am Uniper-Standort Killingholme in England die Produktion dieser Wasserstoffvariante voranbringen. Konkret umfasst das Projekt die Pläne für eine Produktionsanlage mit einer Kapazität von bis zu 720 Megawatt. Dabei kommen Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2 zum Einsatz.
Das gewonnene CO2 soll dann per Pipeline zu Industriefirmen entlang der englischen Ostküste geliefert werden – in den sogenannten „East Coast Cluster“. Dort haben sich Gemeinden, Wissenschaft und die Privatwirtschaft zusammengeschlossen, um eine gigantische Infrastruktur für „blauen“ Wasserstoff zu etablieren.
Staatliche Hilfen wahrscheinlich
Kein Wunder also, dass sich Uniper und Shell in Killingholme auf staatliche Hilfen einstellen dürfen. Laut Uniper ist das Projekt bereits in der engeren Auswahl für eine staatliche Finanzierung. Eine endgültige Investitionsentscheidung soll wahrscheinlich im Jahre 2024 getroffen werden. Die Inbetriebnahme der Anlage selbst ist für 2027 angedacht.
Uniper zufolge könne die geplante Anlage pro Jahr rund 1,6 Millionen Tonnen CO2 abscheiden. Damit werde man einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz in Großbritannien leisten. Die britische Regierung plant bis 2030 eine landesweite CO2-Abscheidung im Volumen von 10 Millionen Tonnen CO2.
Uniper kann dadurch seine Stellung im britischen Markt entscheidend ausbauen und auf Zukunftskurs bringen. Der Konzern ist bereits heute mit etlichen Strom- und Gasanlagen auf der Insel präsent und somit ein wichtiger Player bei der Versorgung der britischen Bevölkerung. Ähnlich sieht es übrigens bei Shell aus. Erst kürzlich hatte der Öl-Riese seinen Sitz aus steuerlichen Gründen nach Großbritannien verlegt.
Mein Fazit für Sie
Die geplante Wasserstoff-Anlage im englischen Killingholme ist meiner Meinung nach sowohl für die Uniper-Aktie als auch für das Shell-Papier eine gute Nachricht. Natürlich wird es noch einige Jahre dauern, bis die Anlage in Betrieb genommen werden kann. Dass man aber großzügige Finanzhilfe aus London erwarten kann, senkt das Investitionsrisiko beträchtlich.
Gerade für den Uniper-Konzern, der wegen des Ukraine-Kriegs sein wichtiges Russland-Geschäft aufgeben muss und deshalb in Schieflage gerät, ist die Offensive beim „blauen“ Wasserstoff endlich wieder ein Lichtblick, der ordentlich Zukunftsfantasie schürt. Die Hoffnung jedenfalls stirbt zuletzt – das gilt insbesondere für die derzeit schwer strauchelnde Uniper-Aktie.