Zu viel Strom und zu teuren Strom? Wir haben beides!

Große Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder ein kleines Balkonkraftwerk für den Grundbedarf. Inzwischen haben sich die meisten Deutschen mit Eigenheim zumindest kurz mit dem Thema beschäftigt. Bei rasant steigenden Strompreisen ist es schön, dass es Alternativen gibt.
Auf die Einspeisevergütung schaut wohl kaum noch jemand. Die größte Ersparnis ist nämlich: Selbstgemachten Strom nutzen anstatt teuren Strom einkaufen. Amortisierung ist da auch immer die Frage. Wann hat sich die Anlage gerechnet? Das geht heute viel schneller als vor einigen Jahren. Die Technik macht’s möglich – hätte ich gerne geschrieben. Aber die Regierung macht’s möglich.
Wer heimische Atomkraftwerke abschaltet, um nicht nur aus Frankreich, sondern jetzt vielleicht sogar Atomstrom aus der Ukraine zu importieren, ist schon ganz schön … clever!
Zu viel Strom
Das Thema des teuren Importstroms ist hinlänglich bekannt. Was mir letztens unter die Augen kam, war ein Artikel zur Infrastruktur in Deutschland. Die viele Stromgewinnung aus Solar hat nämlich tatsächlich ein Limit. Das ist sogar schon erreicht.
Dabei geht es jetzt zwar nicht um die Solarzellen auf Ihrem eigenen Dach – aber größere Solarparks produzieren zum Teil umsonst. Nicht gratis. Denn wenn es größere Anlagen gibt, die beispielsweise mehr als 100 kWp liefern, fehlt es am angeschlossenen Kabel.
Aber nicht nur die Stromleitungen sind leider nicht auf diese Menge ausgelegt. Dazu kommen noch Trafohäuser und Stromspeicher.
Und jetzt kommt der unglaubliche Wert: 6,1 Terrawattstunden Strom sind im vergangenen Jahr verpufft. Das sagt die Bundesnetzagentur. Rund 1 Prozent des bundesweiten Stromverbrauchs hat sich in Luft aufgelöst, weil die Infrastruktur nicht ausgebaut wurde.
Warten auf Regeln
Trotz dieser mangelhaften Ausstattung, die einen weiteren Ausbau fragwürdig erscheinen lässt, soll es aber weiter gehen. Mehr Solar. Mehr Solarfarmen. Mehr Energie verpuffen lassen. Eine Regel könnte das Problem lösen. Allerdings werden dadurch die großen Anlagen weniger attraktiv.
So könnte die Politik neue Anlagenbauer verpflichten, direkt vor Ort Speicher einzubauen. Bevor dann Strom umsonst produziert wird, könnte dieser solange gesammelt werden, bis er in den Abendstunden oder nachts verbraucht werden kann. Die Einspeisung ins Netz wäre damit verschoben und effizienter. Bei den Preisen für Stromspeicher ist das aber vermutlich einen Milchmädchenrechnung.
Die Bundesnetzagentur spielt diesen Ball auch wieder zurück. Demnach würden selbst große Speicher das Problem nicht lösen. Die entsprechenden Verteilnetzbereiche müssen ausgebaut werden.
Passend dazu hat letztlich das Bundesverfassungsgericht den Finger auf allem. Denn das will, dass die Klimaziele eingehalten werden. Es müssen also noch viel mehr Anlagen für erneuerbare Energien gebaut werden.
Abschaltung und Entschädigung
Was passiert aktuell in der Praxis? Wenn Sie eine Solarfarm in Deutschland haben und die tagsüber dermaßen viel Strom produziert, dass die Infrastruktur überlastet wird – dann wird Ihre Anlage automatisch abgeschaltet.
Fairerweise wird der Betreiber der Anlage für die abgeregelte Zeit auch vergütet. Allerdings passt das einfach hinten und vorne nicht zusammen, wenn gleichzeitig die Strompreise ins Unbezahlbare steigen!
Aktuell sind es „nur“ 6,1 Terrawattstunden Strom, die pro Jahr ungenutzt verloren gehen. Doch wenn der Ausbau der Solaranlagen weiter forciert wird und die Infrastruktur dagegen nicht, können wir uns ausmalen, wie das in einigen Jahren dann aussieht.
Außerdem: Wir hatten dieses Jahr im Juli einen Rekord: Deutschland hat 8,23 Terrawattstunden Strom im Monat produziert – nur mit Solaranlagen. Bravo! Fast der gesamte Monat dieses neuen Bestwertes geht also jedes Jahr verloren, weil wir nur Anlagen bauen, aber den Rest nicht passend aufrüsten…