Warum sind toxische Wertpapiere so gefährlich?
Die Finanzkrise hatte die europäische Bankenwelt in den letzten Jahren fest im Griff. Nur mit Mühe und mithilfe des Staates konnten sich die betreffenden Kreditinstitute etwas befreien – Leidtragende sind die Steuerzahler und Kreditnehmer.
Was sind toxische Wertpapiere?
Ein Grund für die Schieflage zahlreicher Banken waren sogenannte toxische Wertpapiere. Eine wissenschaftliche Definition dieses Begriffs gibt es zwar nicht. Als toxische Wertpapiere werden aber in der Regel Papiere wie Asset Backed Securities (ABS) und andere Wertpapiere bezeichnet, deren Börsenwert um das Vielfache über dem eigentlichen Wert liegt.
Diese Papiere entstehen häufig dadurch, indem verschiedene Anleihen und andere Forderungen (Hypotheken- und Immobilienkredite, Studentenkredite) gebündelt und als Wertpapierpaket weiterverkauft werden.
Hintergrund dieses Verfahrens ist es, die Risiken besser zu streuen. Diese Wertpapierpakete können wieder neu aufgeteilt und zusammengefasst sowie mit Ausfall-Versicherungen und Hebel-Produkten versehen werden. Damit können allerdings weder die Risiken noch der eigentliche Wert der Papiere mehr zuverlässig ermittelt werden.
Toxische Wertpapiere bringen Interbankenhandel zum Erliegen
Im Zuge des unüberschaubaren Risikos waren viele dieser Wertpapiere nicht mehr verkäuflich. Neben US-Banken saßen plötzlich auch deutsche Banken, welche US-Papiere gekauft haben, auf einer Vielzahl dieser „vergifteten“ Wertpapiere. Hieraus entstand für viele Kreditinstitute ein hoher Abschreibungsbedarf, der in Extremfällen auch zum Konkurs hätte führen können.
Aufgrund dieser bilanziellen Risiken sank auch das Vertrauen der Banken untereinander. Dadurch kam der direkte Handel unter den Banken fast zum Erliegen. Dies wirkte sich dann auf die Realwirtschaft aus und traf auch den Otto-Normalverbrauch sowie kleine und mittelgroße Unternehmen, die kaum noch Kredite erhielten.
Toxische Wertpapiere lähmten den Finanzmarkt und brachten das Wirtschaftsleben nahezu zum Erliegen. Um das Finanzsystem vor einem Kollaps zu bewahren, schnürte der Bund ein milliardenschweres Hilfspaket für große Privatbanken.
Bad Bank als Mülldeponie für toxische Wertpapiere
Als Ausweg hat die Regierung das sogenannte Gesetz zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung ins Leben gerufen, auch Bad-Bank-Gesetz genannt. Über dieses Gesetz sollte die Abwicklung toxischer Wertpapiere für Kreditinstitute erleichtert werden.
Die erste Abwicklungsbank (Bad Bank) wurde im Jahr 2009 eingerichtet. Sie dient einem angeschlagenen Kreditinstitut dazu, notleidende Kredite auszulagern. Im Gegenzug tritt die angeschlagene Bank sämtliche Kreditforderungen an die Bad Bank ab. Hierfür erhält die zu sanierende Bank eine Summe, die dem Nominalwert der Kredite abzüglich der möglichen Verluste entspricht.
Die Folgen der Finanzkrise für den Verbraucher
Die Folgen der Finanzkrise wirken auch heute noch nach. Viele große Banken haben den Eigenhandel beendet oder stark eingeschränkt. Zudem hat die EU eine höhere Kernkapitalquote für Banken beschlossen. Dadurch sind Banken verpflichtet, mehr Eigenkapital im Verhältnis zum Fremdkapital vorzuhalten.
Dies führt dazu, dass Privatverbraucher, aber auch kleine Unternehmer und Freiberufler nicht mehr so leicht Kredite ohne entsprechende Sicherheit erhalten.
Auch landeten viele Asset Backed Securities (ABS) in gewöhnlichen Renten- und Geldmarktfonds, ohne dass Kleinanleger informiert wurden. Inzwischen haben viele Geldmarkt- und Rentenfonds Abschreibungen vorgenommen und auch ihre Anlagestrategie geändert. Strukturierte Finanzprodukte werden nicht mehr gekauft.