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$LUNA-Crash: Wie ein Hedgefonds Anleger zu Selbstmord-Gedanken treibt

Inhaltsverzeichnis

Ein Währungscrash, wie Sie ihn noch nie erlebt haben: Im Schatten der Abstürze von Bitcoin, Ether und auch den großen Tech-Aktien, ist etwas schier Unglaubliches passiert. Ich versuche es in möglichst verständliche Worte zu fassen. Das Thema und was hier geschehen ist, ist nicht ganz einfach. Umso wichtiger ist es aber, dass diese Dinge an die Öffentlichkeit geraten. Gerade für Sie als Anleger kann das entscheidend sein.

Das Spielfeld der letzten Wochen sah folgendermaßen aus: Anleger haben ihre Kryptowährungen und Tech-Aktien verkauft. Kursverluste von 50 Prozent waren keine Seltenheit. Alleine Bitcoin ist seit dem letzten Hoch bei gut 48.000 auf unter 27.000 US-Dollar gefallen. Ether hat sich direkt halbiert von 3.580 auf 1.792 US-Dollar. In diesem Umfeld steigert die US-Notenbank aggressiv die Zinsen und zieht Milliarden an US-Dollar (Covid-19 Stimulus) aus dem Markt – in der Hoffnung die Rekordinflation in den Griff zu bekommen.

Krypto-Bankansturm

Jetzt kommen immer mehr Details ans Licht, wie es vor allem zu den extremen Verkäufen der Kryptos diese Woche kam. Im Zentrum steht dabei der „Stablecoin“ TerraUSD ($UST). Stablecoins wie UST, Tether oder USDC sind wie eine Art Bankkonto in der Kryptowelt. Ihre Werte sind an Fiat-Währungen geknüpft wie den US-Dollar.

In der Theorie können Sie Ihre Gelder also sicher in diese Stablecoins umtauschen und haben immer denselben Wert in US-Dollar. Das ist das krasse Gegenteil zu den sehr volatilen Kryptowährungen.

Luna im Tageschart

Terra war eine der wertvollsten und stabilsten digitalen Währungen. War. Am Dienstag entkoppelte sich der Wert plötzlich vom US-Dollar und stürzte von 1 US-Dollar auf aktuell 0,00007 US-Dollar. Wer am Montag 100.000 US-Dollar in UST hatte, hat heute davon noch 7 US-Dollar!

(Quelle: Tradingview.com)

Der Knackpunkt ist hier, dass die meisten Stablecoins Cashreserven als Sicherheit haben. Wenn also Anleger Stablecoins kaufen, sollte das Netzwerk entsprechend Geld auf die Seite legen. Nachdem aber in der Kryptowelt noch wenig reguliert ist, kann ein Stablecoin letztlich machen, was er will. Das geht solange gut, bis einer kommt, der die Welt brennen sehen will.

Wie ging es schief?

Terra (UST) ist ein algorithmischer Stablecoin, dessen Wert durch den Schwester-Token Luna gesichert ist. Luna läuft auf vorprogrammierten Smart Contracts. Wenn Terra unter 1 US-Dollar fällt, kann es in Luna getauscht werden. Theoretisch wird hier Geld aus dem Nichts gedruckt. Ziel des ganzen Systems ist es, dass Terra immer bei 1 US-Dollar steht.

Jedoch haben die Algorithmen versagt. Und zwar spektakulär. Wobei sie auch absichtlich ordentlich unter Druck gebracht wurden. UST ist zur selben Zeit wie Luna gecrasht. Investoren zogen dann Gelder schneller ab, als der Algorithmus die Währungen stabilisieren konnte. Die Marktkapitalisierung schrumpfte von 40 Milliarden US-Dollar auf heute unter 7 Millionen.

Wo kommt der Hedgefonds ins Spiel?

BlackRock und Citadel Securities werden hier als Spieler genannt, die mit massiven Trades für den Crash gesorgt haben sollen. Beide haben bereits Meldungen veröffentlicht, dass sie unschuldig seien. Allerdings sind sich Profis in der Szene einig, dass dieser vermeintlich größte Trade in der Kryptogeschichte nicht ohne Absprache hätte funktionieren können.

Und so funktionierte der böse Plan: Ein Käufer hat für etwa 1 Milliarde US-Dollar UST gekauft. Zur selben Zeit setzte er auf einen fallenden Bitcoin-Preis. Auffällig wird es jetzt, denn der Zeitpunkt, an dem dieser Käufer aktiv wird, ist mehr als fragwürdig. Samstag wird er nachts aktiv – wenn grundsätzlich sehr wenig Handelsvolumen vorhanden ist. Der Käufer fängt an große Mengen von UST zu verkaufen. Zu dem Zeitpunkt hält kaum jemand dagegen, also stürzt der Preis massiv und UST entkoppelt sich vom US-Dollar! Der Algorithmus kommt nicht mehr hinterher.

Praktisch sieht das dann so aus: Immer, wenn jemand UST verkauft, wird mehr Luna geschaffen. Wenn es aber keine Käufer gibt, fällt der Preis, und die Panik der Anleger erledigt den Rest. Schließlich hatten viele Kryptoanleger ihre Gelder in Sicherheit gebracht, nachdem die Kurse in der letzten Zeit nach unten zeigten.

Dieser Trade hat zum richtigen Zeitpunkt jetzt ganz offensichtlich den schwachen Markt ausgenutzt. Keiner kaufte Bitcoin oder UST. Somit ging der Plan auf.

Anleger verlieren ihre Ersparnisse

Auf der Internetseite Reddit ging es im TerraLuna-Forum eine Liste mit Notrufnummern zur Seelsorge zum Thema Suizid. Kein Wunder: Wer seine gesamten Ersparnisse zur „Sicherheit“ in einen Stablecoin packt, erwartet nicht, dass sich dieser in Luft auflösen kann.

Andere wiederum sagen, dass es absehbar war, dass mit Terra etwas nicht stimmte, weil Anleger für das Staking (Festanlegen) 20 Prozent Zinsen im Jahr bekamen. Das kann nicht dauerhaft funktionieren. 20 Prozent Zinsen bedeuten immer ein Risiko.

Dass sich der Coin offiziell Stablecoin nennen durfte, wird wohl weitere Regulatoren auf den Plan rufen. Crypto ist noch immer ein bisschen Wilder Westen. Das kann sich durch solche Ereignisse aber ändern und das ist gut so.

Was allerdings noch verrückter ist: Die Geschichte ist vielleicht noch nicht zu Ende. Die Betreiber von Terra versuchen jetzt 1,5 Milliarden US-Dollar aufzutreiben, um den ursprünglichen Wert wiederherzustellen. Deshalb zocken schon einige und kaufen Luna zum Spottpreis, falls das Wunder geschieht.

Unterm Strich war der Trade nicht illegal, aber jenseits von ethisch und moralisch korrekt. Doch so ist das nun einmal an den Finanzmärkten, wenn die großen Jungs gegen die kleinen Anleger spielen. Vor allem, wenn es besonders wenig Regeln gibt.

Vielleicht stirbt UST jetzt auch und bald wird der nächste Stablecoin attackiert. Wir befinden uns auf jeden Fall in einer einmaligen Zeit, die hoffentlich auch zukünftig wieder große Gewinne ermöglicht – wenn sich irgendwann alles bereinigt hat.