Existiert die „vollkommene Konkurrenz“ in der Realität?

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Es gibt verschiedene wirtschaftliche Faktoren, die in einer Industrie mit einer vollkommenen (bzw. perfekten) Konkurrenz vorhanden sein müssen:

  1. Alle Firmen verkaufen ein identisches Produkt
  2. Alle Firmen sind Preisnehmer
  3. Alle Firmen haben einen relativ geringen Marktanteil
  4. Die Käufer wissen über die Art des Produkts sowie alle Preise Bescheid
  5. In der jeweiligen Industrie besteht Freiheit von Ein- aus Austritt

Diese 5 Bedingungen existieren allerdings selten alle zusammen in ein- und derselben Industrie. Dementsprechend kommt eine „vollkommene Konkurrenz“ kaum in der Realität vor.

Beispielsweise liegt bei den meisten Produkten ein bestimmter Differenzierungsgrad vor.

Selbst wenn es sich um solch ein simples Produkt wie eine Wasserflasche handelt, wenden die Produzenten dennoch verschiedene Methoden der Reinigung, Produktgröße, Markenidentität, etc. an.

Lediglich Waren wie agrarrohstoffliche Produkte kommen diesem Ideal vollkommen identischer Produkte am nächsten – obwohl auch hier Unterschiede in Bezug auf die Qualität vorliegen.

Liegt tatsächlich keine Differenzierung vor, besteht die Industrie meistens aus einem Oligopol (es gibt wenige, aber große Firmen).

Die meisten Industrien haben zudem erhebliche Zulassungsbeschränkungen, wie hohe Anlaufkosten (wie zum Beispiel in der Automobilindustrie) oder strikte Regierungsbeschränkungen (so in der Versorgungsindustrie).

Diese vermindern die Möglichkeiten der Unternehmen, in solche Industrien ein- bzw. wieder aus ihnen auszutreten.

Zwar hat das Bewusstsein der Verbraucher durch das Informationszeitalter zugenommen, doch trotzdem gibt es kaum Industrien, in denen sich der Käufer über alle möglichen Produkte und Preise bewusst ist.

All diese Hindernisse sorgen dafür, dass letztendlich so gut wie keine vollkommene Konkurrenz in der heutigen Wirtschaft vorkommt.

Nur innerhalb des landwirtschaftlichen Sektors ist eine perfekte Konkurrenz möglich, da die vielen kleinen Produzenten so gut wie keine Möglichkeit haben, den Verkaufspreis ihrer Produkte zu ändern.

Des Weiteren sind die kommerziellen Handelskäufer von Agrargütern generell sehr gut informiert. Und schließlich ist es – trotz einiger Beschränkungen – nicht wirklich schwer, auf dem landwirtschaftlichen Marktplatz als Produzent anzufangen.