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Zusammengelegte Gelder im Konzern – Probleme möglich

Inhaltsverzeichnis

Gleich ob über Anleihen oder Aktien – wenn Anleger Unternehmen Geld überlassen, erwarten sie neben Zinsen, Gewinnbeteiligungen und guten Kursen natürlich auch einen effizienten Umgang mit dem Firmenkapital.

Konzerne und Gesellschaften, die aus einem Firmengeflecht bestehen, optimieren ihr Liquiditätsmanagement häufig über ein Cash Pooling. Der Definition zufolge bündeln die miteinander verbundenen Unternehmen ihre Gelder auf einem zentralen Konto.

Cash Pooling: Definition des Liquiditätsausgleichs

Da sie meist über unterschiedliche Geldreserven verfügen, helfen sie sich gegenseitig aus und machen sich weniger abhängig von Bankkrediten. Die einlegenden Firmen übernehmen die Rolle des Darlehensgebers, was die Zinsbelastung erheblich verringert. Darüber hinaus hat der Konzern bzw. die Holding einen besseren Überblick über die Finanzen. Insofern ist Cash Pooling zugleich die Definition für einen konzerninternen Liquiditätsausgleich.

Technisch unterscheidet beim Cash Pooling die Definition zwischen zwei geläufigen Unterformen: Beim echten Cash Pooling, fließt tatsächlich Geld von den Nebenkonten der Konzerntöchter auf das Masterkonto. Beim unechten Cash Pooling werden lediglich die Valutasalden der Nebenkonten miteinander verrechnet.

Vorrangig geht es darum, Zinsnachteile zu vermeiden. Die können entstehen, wenn das Konto einer Gesellschaft ins Minus rutscht und hohe Sollzinsen kostet, während das Guthaben eines anderen Kontos kaum Zinsen bringt.

Ein Beispiel für Cash Pooling

Das Einsparpotenzial kann enorm sein. Angenommen, bei einem Konzern mit drei Töchtern ist die eine mit 1 € Mio. im Soll, die beiden anderen hingegen mit jeweils 800.000 € im Plus. Dann vereinbaren sie ein Cash Pooling, was bedeutet, dass sie ihre Salden täglich bei einer Bank zusammenführen. Dort entsteht dann ein Haben von 600.000 € (2* 800.000 € – 1 Mio. €).

Die beiden Töchter mit dem Guthaben erhalten dabei Zinsen von derjenigen mit dem Finanzbedarf. Wie viel, das wird vorher vertraglich vereinbart. Sind alle drei im Plus, profitieren sie von umso höheren Erträgen.

Mehr fürs Haben, weniger fürs Soll, das Verfahren drängt sich geradezu auf – zumindest solange der Konzern nicht in Schieflage gerät oder umstrukturiert wird. Sobald die einzelnen Geschäftsführer erkennen, dass sie ihr Geld nicht mehr wieder sehen, sind sie verpflichtet, es zurückzufordern. Die gesetzlichen Damoklesschwerter heißen Insolvenzverschleppung und Untreue.

Problemfälle bei Schieflagen

Kündigen sie aber den Cash Pool-Vertrag, so entsteht ein Dominoeffekt, der alles nur noch schlimmer macht. Die Folgen bekamen beispielsweise Anleiheanleger der Immobilienholding IVG zu spüren. Die meldete 2013 vorsichtshalber Insolvenz an und baute den Konzern komplett um. Die Hybrid- und Wandelanleihen konnten nicht mehr bedient werden und die Anleger mussten sich mit einem Bruchteil ihrer Forderungen begnügen. Die Aktie selbst sackte anschließend auf Ramschniveau.

Umgekehrt gibt es aber auch Fälle, in denen die Ankündigung eines Cash Pools ein Warnzeichen ist. Einer fand ebenfalls 2013 statt. Die Hamburger Immobilien-Investmentgesellschaft Wölbern Invest bat ihre Anleger um Zustimmung für einen Cash Pool, an dem sich alle geschlossenen Fonds des Firmengeflechts beteiligen sollten. Die Investoren waren alarmiert.

Cash Pooling mag bei Unternehmen üblich sein. Da aber die beteiligten Gesellschaften keinen direkten Zugriff mehr auf ihr Geld haben, ist dies bei Fonds ein Problem, sie müssen jederzeit mit ihrem Kapital arbeiten, und zwar im Sinne der Anleger. Zudem ist die Verwendung der Gelder gesetzlich geregelt.

Vor Gericht stellte sich dann der Grund für das ungewöhnliche Ansinnen heraus: Der Fondsbetreiber hatte im großen Stil Geld für private Zwecke entnommen und wollte mit einem Cash Pooling das Schiff wieder flott machen.

Als Anleger kann man in solchen Fällen nur die Zustimmung verweigern und versuchen, die veruntreuten Gelder zurückzufordern. Wenn die Geschäftsleitung des Fonds nicht mit genügend Druck vorgeht, sollten die Anleger zusammentun und das Management auswechseln.