Rückwärtskalkulation – den maximalen Einkaufswert ermitteln

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Wie hoch darf der Einkaufspreis einer Ware sein? Für eine Kalkulation des höchsten Listeneinkaufspreises (der Preis, der auf dem Markt für die Ware bezahlt wird) nutzen beispielsweise Handelsunternehmen die Rückwärtskalkulation. Mit dieser lassen sich bei einem geplanten Verkaufspreis die gebräuchlichen Preise des Marktes ermitteln.

Mit der Rückwärtskalkulation Marktpreise berechnen

Die Rückwärtskalkulation dient also der Ermittlung des maximalen Listeneinkaufspreises einer Ware. Dabei ist der Verkaufspreis zumeist festgeschrieben oder zumindest geplant. Zudem wird von einem fest angestrebten Gewinnprozentsatz ausgegangen.

Die Kalkulation ermittelt – wie der Name vermuten lässt – rückwärts vom Verkaufspreis aus den Listeneinkaufspreis.

Vorwärtskalkulation funktioniert umgekehrt

Die Vorwärtskalkulation stellt das Gegengewicht zur Rückwärtskalkulation dar. Hierbei wird der Verkaufspreis bei einem gegebenen Listeneinkaufspreis ermittelt.

Dafür werden alle Rabatte, Skonti, Handlungskosten, Selbstkosten, Gewinnaufschlag etc. in den Listeneinkaufspreis einberechnet, so dass ein Verkaufspreis ermittelt wird, der nicht nur alle entstandenen Kosten deckt, sondern auch einen Gewinn verspricht.

Bei Kalkulation beachten: vermehrter und verminderter Grundwert

Preisnachlässe zu gewähren, gehört zum täglichen Geschäft eines Kaufmannes. Hierbei sollte allerdings beachtet werden, dass zum Beispiel Kundenskonto und Vertreterprovision „im Hundert“ berechnet werden, die restlichen Kosten jedoch „auf Hundert“, was zu einer Änderung des Grundwertes führt.

Der Grundwert ist ein Teil der Prozentrechnung und stellt das Ganze, also 100% dar. Mithilfe dieses Grundwertes können Preise kalkuliert und Rabatte gewährt werden. Er kann vermehrt („auf Hundert“) oder vermindert („im Hundert“) auftreten, was entweder eine Preiserhöhung oder einen Preisnachlass zur Folge hat.

Gewährt der Kaufmann einen Preisnachlass vom Verkaufspreis, also den klassischen Kundenrabatt, verringert sich der Preis zum sogenannten Zielverkaufspreis. Der Rabatt entspricht dabei einem prozentualem Wert, der vom Listeneinkaufspreis (Grundwert) abgezogen wird.

Der erzielte Zielverkaufspreis liegt nun unter den 100% des Grundwertes. Der Grundwert wurde also vermindert, entspricht jedoch weiterhin 100%. Bei der Berechnung von Gewinn und Handelskosten kommt hingegen der vermehrte Grundwert zum Einsatz. Der Grundwert von 100% wird um den jeweiligen aufzuschlagenden Prozentsatz erhöht, die Berechnung erfolgt „auf Hundert“.

Bei der Rückwärtskalkulation wird bis zum Barverkaufspreis „vom Hundert”, von diesem Zeitpunkt ab „auf Hundert” (vermehrter Grundwert) gerechnet. Bei der Vorwärtskalkulation verhält es sich genau umgekehrt.

Entscheidungshilfe für die Kostenbeeinflussung

Ob Vorwärts- oder Rückwärtskalkulation: Beide Kalkulationsarten der Kostenrechnung helfen Handelsunternehmen bei der optimalen Preispolitik.

Zudem nehmen sie Einfluss auf das Unternehmensmanagement und bieten Entscheidungshilfen bei der Kostensteuerung. Auch dienen beide Kalkulationsarten als Basis der kurzfristigen Erfolgsermittlung des Unternehmens.

Diese theoretischen Ausführungen klingen zunächst kompliziert und unübersichtlich. Wenn man die Rechnung an einem Beispiel durchführt, erweist sie sich jedoch als nicht besonders kompliziert. Eine beispielhafte Rückwärtskalkulation soll das im Folgenden verdeutlichen.

Rückwärtskalkulation – ein Beispiel

Ein Elektronikhändler möchte einen hochwertigen Drucker verkaufen. Die Preise am Markt sind so gestaltet, dass der Händler den Drucker für höchsten 550 € verkaufen kann. Von diesen 550 € ausgehend muss er nun kalkulieren, wie hoch sein Einkaufspreis sein darf, damit sich der Verkauf des Geräts für ihn lohnt.

Zunächst muss die Umsatzsteuer von 19% abgezogen werden. Diese stellt einen vermehrten Grundwert dar, so dass die 550 € 119% entsprechen und 100% 462,18 € sind. Dies ist der Nettoverkaufspreis.

Gewährt der Händler seinen Kunden einen Rabatt – zum Beispiel bei Abnahme mehrerer Geräte – so wird auch dies berücksichtigt. Liegt der Rabatt bei 5%, ergeben sich dadurch 439,07 €. Dies ist der Zielverkaufspreis.

Darüber hinaus müssen mitunter Vertreterprovisionen oder ein Kundenskonto einberechnet werden. Bei einer Provision von 3% und Skonto von 2% werden 13,17 € und 8,78 € abgezogen, so dass man in Summe nun bei 417,12 € liegt. Dies ist der sogenannte Barverkaufspreis.

Der eigene Gewinn und die Handlungskosten

Weiter geht es mit dem eigenen Gewinn: Diesen hat der Händler mit 25% veranschlagt, was – ausgehend von 417,12 € – 83,42 € sind. Daraus ergibt sich der Selbstkostenpreis, welcher nun bei 333,70 € liegt.

Die Handlungskosten, also Kosten für Miete, Strom etc., schlagen mit 20% zu Buche. Man erhält den Einstandspreis von 278,08 €. Auch die Bezugskosten, die der Händler zahlen muss, um die Ware zu erhalten, sind zu beachten. Dies sind Liefer- oder Versandkosten – in diesem Beispiel 10 €. Damit ergeben sich 268,08 €.

Wie man sieht, fallen für den Händler eine ganze Reihe von Positionen an, die den maximalen Einkaufspreis drücken. Doch auch der Händler kann Rabatte beim Verkäufer oder Hersteller des Druckers bekommen, die sich nun in die andere Richtung auswirken.

Skonto und Rabatt

Auch für den Händler ist es möglich, bei dem Hersteller Skonto zu bekommen, da dies auch für den Hersteller große Vorteile haben kann. Zudem ist ein Lieferrabatt möglich. Der Elektronikhändler des Beispiels bekommt 2% Skonto und 6% Lieferrabatt.

Dies entspricht 5,47 € Skonto und nach Addition (diesmal geht das Skonto zugunsten des Elektronikhändlers) ergeben sich 273,55 €, was der sogenannte Zieleinkaufspreis ist. Die 6% Lieferrabatt (17,46 €) werden ebenfalls hinzuaddiert. Als Ergebnis erhält man 291,01 €. Dies ist der Listeneinkaufspreis und damit derjenige Preis, den der Händler zu zahlen bereit ist.

Sollte der Händler den Drucker nicht zu diesem Preis oder günstiger einkaufen können, so wird das Geschäft für ihn uninteressant. Es bleibt dann noch die Möglichkeit, über höhere Rabatte zu verhandeln oder Gewinneinbußen in Kauf zu nehmen.

Anhand dieses Beispiels kann man gut erkennen, wie sorgfältig kaufmännisch kalkuliert werden muss. Nur eine geringe Erhöhung des Einkaufspreises wirkt sich deutlich auf den Gewinn aus.