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Albemarle-Aktie: Analyse zum Liontown-Deal – Chance für Sie?

Inhaltsverzeichnis

Es ist nicht ungewöhnlich, dass junge aufstrebende Branchen enorm fragmentiert sind. Derzeit ist das insbesondere in der Lithiumbranche zu beobachten. Wie Sie sicherlich wissen, ist der Batterierohstoff das Schlüsselelement aktueller Akkumulatoren und gilt damit als Grundsäule der Elektromobilität. Kein Wunder also, dass derzeit rund um den Globus neue Lithiumfirmen praktisch aus dem Boden schießen.

Lithiumbranche konsolidiert sich

Sie alle wollen von der Transformation des Individualverkehrs profitieren: Eine neue Goldgräberstimmung entsteht. Doch diese Fragmentierung wird laut Experten nicht von Dauer sein. Vielmehr dürfte es in der Lithiumbranche in den kommenden Monaten und Jahren zu einer weitreichenden Machtballung kommen – ähnlich wie in anderen inzwischen etablierten Wirtschaftssektoren und Rohstoffbranchen.

Das bedeutet: Die heute bereits etablierten, großen Lithiumkonzerne werden alles daransetzen, die kleinen Startups zu absorbieren. Die Big Player werden dadurch noch einflussreicher, während die Projekte der Kleineren von der Finanzkraft und der operativen Erfahrung der Großen profitieren. Und tatsächlich ist die Konsolidierung bereits im vollen Gange. Neustes Beispiel: Albemarle.

Warum Liontown so begehrt ist

Der US-Chemiekonzern ist der größte Lithiumanbieter der Welt und will diese Vormachtstellung weiter ausbauen. Im Mittelpunkt steht das australische Unternehmen Liontown Resources. Die Firma kontrolliert zwei ambitionierte Lithiumprojekte in Westaustralien. Das fortgeschrittenere der beiden hört auf den Namen „Kathleen“ und liegt etwa 60 Kilometer nördlich der Stadt Leinster. Die Umgebung rund um Leinster ist seit Jahrzehnten bekannt für ihre Bergbauindustrie und verfügt daher über eine ausgebaute Infrastruktur.

Aber auch das Projekt selbst ist vielversprechend. Kathleen bietet laut Liontown Mineralressourcen in Höhe von 156 Millionen Tonnen mit einem Lithiumoxidgehalt von 1,4 Prozent. Die Australier wollen dort lithiumhaltige Spodumenkonzentrate fördern. Nach Hochlauf des Betriebs (Phase I) und einer inzwischen geplanten Erweiterung (Phase II) könne der jährliche Output bei 700.000 Tonnen an Spodumenkonzentraten liegen, so die Machbarkeitsstudien von Liontown. Kathleen wäre damit einer der größten und hochgradigsten Lithiumförderbetriebe der Welt. Die Hartgesteinmine soll bereits Mitte 2024 den Phase-I-Betrieb aufnehmen.

Liontown ist also im Vergleich zu manch anderen Lithiumentwicklern schon sehr weit. Das zeigt sich auch anhand der Abnehmer. Die Australier haben nämlich längst Lieferverträge mit den Autokonzernen Ford und Tesla sowie mit dem Batteriegiganten LGES (LG Energy Solution) unter Dach und Fach gebracht. Liontown wird die Unternehmen zunächst fünf Jahre lang mit den Spodumenkonzentraten beliefern und hat die Option, die Verträge um weitere fünf Jahre zu verlängern. Etwa 90 Prozent der Phase-1-Produktion (500.000 tpa) hat Liontown damit bereits für diese drei Großkunden reserviert.

Albemarle: Neues Angebot fruchtet offenbar

Es verwundert also kaum, dass Liontown auch innerhalb der Lithiumbranche Begehrlichkeiten weckt. So hatte Branchenprimus Albemarle in den letzten elf Monaten mehrfach Übernahmeangebote gemacht, die von den Australiern aber allesamt abgelehnt wurden. Nun scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Wie Albemarle am Sonntag bekannt gab, habe das Liontown-Management das inzwischen vierte Angebot akzeptiert. Konkret wird Albemarle demnach 3 Australische Dollar (AUD) pro Liontown-Aktie bezahlen.

Zum Vergleich: Das Erstangebot aus dem letzten Oktober hatte bei 2,20 AUD gelegen. Darauf folgten zwei weitere Offerten (2,35 AUD und 2,50 AUD). Doch mit dem neuen, deutlich höheren Angebot scheint Albemarle nun endlich auf Gegenliebe gestoßen zu sein. Wie Sie sicherlich schon vermuten, sorgte die jüngste Unterstützung der Übernahme durch den Liontown-Vorstand auch an der Börse für Furore.

Vor Veröffentlichung der Albemarle-Mitteilung hatte die Liontown-Aktie bei 2,62 AUD notiert. Entsprechend würden die Amerikaner für die Akquisition einen satten Aufschlag bezahlen. Der aufstrebende Lithium-Titel jedenfalls reagierte schnell und schoss am Montag um 8,7 Prozent auf 2,85 AUD nach oben (Stand: 04.09.2023, 10:00 Uhr MEZ).

Deshalb ist der geplante Deal so interessant

Die sich anbahnende Übernahme von Liontown durch Albemarle ist aus mehrerer Hinsicht interessant. So ist der 6,6 Milliarden AUD schwere Deal ein Signal, dass Albemarle in Sachen Lithium weiterhin zuversichtlich ist. Dass die Amerikaner viel Geld investieren und sogar einen signifikanten Aufschlag für Liontown auf den Tisch legen wollen, zeigt, dass Albemarle langfristig steigende Lithiumpreise erwartet.

Zudem ist das Engagement in Australien auch aus politischer Sicht zu bewerten. In Chile, wo Albemarle derzeit im großen Stil engagiert ist, drohen den Amerikanern deutlich verschärfte Regularien bis hin zu einer Teilverstaatlichung. Kein Wunder also, dass Albemarle zunehmend auf Diversifizierung setzt – etwa über Investitionen im Heimatland USA, in Kanada oder eben in Australien.

Ebenfalls wichtig: Wenn Sie sich die Entwicklung der Liontown-Aktie in den letzten Monaten anschauen, merken Sie schnell, dass der Titel schon mehr wert war. Im Folgenden sehen Sie den Chart in Euro (Stand: 04.09.2023, 10:00 Uhr):

Die gelben Striche markieren die bisherigen Höchststände der Aktie Mitte Mai und Mitte Juni. Der Titel war damals – zumindest kurzzeitig – mehr als 3 AUD wert, also teurer als das nun offenbar fruchtende Albemarle-Angebot. Wie andere Lithium-Aktien geriet auch Liontown nach seinen Rekordhöhen in den Sog eines sich abkühlenden Marktes – bedingt durch die gefallenen Lithiumpreise. Die Folge: Durch die Abwertung (auf hohem Niveau) sind die kleineren Lithiumfirmen als Übernahmeziele attraktiver geworden.

Mein Fazit für Sie

Klar: Der Deal zwischen Albemarle und Liontown ist noch längst nicht unter Dach und Fach. Dass die Übernahme aber tatsächlich stattfinden könnte, ist jetzt immerhin wahrscheinlicher geworden.

Die Albemarle-Aktie reagierte am Montagvormittag übrigens mit einem leichten Minus auf die Meldung (Stand: 04.09.2023, 10:00 Uhr). Offenbar war die Börse angesichts des Preisaufschlags zunächst eher vorsichtig gestimmt. 

Tatsächlich allerdings hat Albemarle derzeit die nötigen Finanzmittel, um sein Wachstum enorm zu beschleunigen. Trotz der niedrigeren Lithiumpreise verdienten die Amerikaner auch im zweiten Quartal 2023 prächtig. Gleichzeitig muss Albemarle den Turbo zünden, um die Investment-Fantasie rund um das Lithium aufrechtzuerhalten.

Ob sich das im Endeffekt langfristig auszahlen wird, kann nur die Zukunft beantworten. Zumindest aus heutiger Sicht ist die Strategie des Lithiumprimus meiner Meinung nach folgerichtig.