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Novo Nordisk: Preisdruck bei Insulin – K.O. für den Aktienkurs?

Inhaltsverzeichnis

Der weltweit führende Insulin-Hersteller Novo Nordisk war bislang die Enttäuschung des Jahres für die Aktionäre. Die insbesondere bei defensiven Anlegern so populäre Novo Nordisk Aktie verlor in diesem Jahr bereits mehr als 40 % an Wert – eine schnelle Erholung ist bislang nicht in Sicht.

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Zum einen hat sich Novo Nordisk in den vergangenen 10 Jahren vor allem dem Kampf gegen Diabetes verschrieben. Dieser Geschäftsbereich macht zusammen mit Adipositas rund 80 % des Umsatzes der Dänen aus.

Doch die größte Herausforderung, die sich Novo Nordisk stellen muss, sind die steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung und der gleichzeitige Preisdruck in den USA.

Novo Nordisk: Insulin-Preise in der Vergangenheit rasant gestiegen

Dazu ein kurzer Blick zurück in die Geschichte. Gab ein amerikanischer Diabetes-Patient im Jahr 2002 noch im Schnitt 231 US-$ im Jahr für Insulin aus, waren es im Jahr 2013 bereits 736 US-$ (Quelle: Journal of the American Medical Association).

Der Preis für Insulin ist also in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Der Grund: Novo Nordisk und anderen Herstellern ist es gelungen, durch hohen Forschungsaufwand ein besseres Insulin auf den Markt zu bringen, wobei die Marktneueinführungen stets von Preiserhöhungen begleitet wurden.

Davon hat auch Novo Nordisk profitiert. Zum Beispiel kostet die neue Insulin-Generation Tresiba (443,85 US-$ Listenpreis) von Novo Nordisk um etwa 10 % mehr als der Vorgänger Levemir.

Doch nunmehr scheint das Ende der Fahnenstange erreicht. Novo Nordisk sieht das neue Insulin-Produkt Tresiba nahe an der Perfektion, weitere Verbesserungen scheinen zu vertretbaren Kosten kaum mehr möglich.

US-Politiker kritisieren hohe Preise für Insulin

Gleichzeitig empören sich US-Politiker wie der US-Senator Bernie Sanders über die Preiserhöhungen für Insulin in den vergangenen Jahrzehnten. Seit 2006 sei zum Beispiel der Preis für Humalog, ein Insulin-Produkt aus dem Hause Eli Lily, um 280 % gestiegen.

Das Insulin-Konkurrenzprodukt Novolog von Novo Nordisk verzeichnete ähnliche Preissteigerungen, argumentiert Sanders. Der US-Senator fordert daher eine Untersuchung der US-Kartellbehörden zu dieser Entwicklung.

Novo Nordisk und andere Insulin-Hersteller weisen die Vorwürfe zurück. Doch könnten die hohen Insulin-Preise in den USA trotzdem bald der Vergangenheit angehören, wenn die USA zum Beispiel die Restriktionen für den Import von Medikamenten aus dem Ausland lockert.

Zum Beispiel kostet das Insulin-Produkt Lantus SolaStar vom amerikanischen Insulin-Marktführer Sanofi in Frankreich nur 70 US-$, während das gleiche Produkt in den USA für 450 US-$ verkauft wird.

Novo Nordisk Aktie: Preisdruck bei Insulin kann sich in 2017 fortsetzen

Das bisherige Geschäftsmodell von Novo Nordisk wankt, denn zum einen steigt der Forschungs- und Entwicklungsaufwand, um das Basisprodukt Insulin zu verbessern, gleichzeitig jedoch geraten die Insulin-Preise aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs durch günstige Nachahmer-Produkte (Generika) in den USA unter Druck.

Dies hat dazu geführt, dass Novo Nordisk schon im Vorjahr 55 % Rabatt auf den Listenpreis für seine Produkte in den USA gewährt hat. Für Novo Nordisk ist dies besonders problematisch, erzielen die Dänen etwa die Hälfte ihres Umsatzes in den USA. Der anhaltende Preisdruck bei Insulin hat Novo Nordisk dazu bewogen, sein Ziel für das operative Gewinnwachstum für 2017 zu halbieren (von 10 auf 5 %).

Novo Nordisks scheidender Firmenchef Lars Rebien Sorensen macht den Anlegern dann auch wenig Hoffnung, dass sich an der Preisfront schnell etwas ändern wird. Vielmehr dürfte die Ungewissheit bei den Insulin-Preisen auch bis ins Jahr 2018 weitergehen, so der Manager.

Die Zeit der stetig steigenden Insulin-Preise dürfte vorerst vorbei sein. Novo Nordisk tut daher gut daran, sich breiter aufzustellen und in neue Marktbereiche wie zum Beispiel in die Behandlung von Fett-Leber, diabetische Nierenerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu expandieren.

Der Nachteil für die Anleger: Die Neuaufstellung dürfte mit höheren Investitionen verbunden sein, wodurch das Gewinnwachstum bei Novo Nordisk mittelfristig leiden dürfte, was wiederum den Novo Nordisk Aktienkurs kurzfristig weiter belasten könnte.