Hohe Kursaufschläge lassen Biotech-Aktien anspringen

Lange Zeit war es etwas ruhiger, doch inzwischen geht es am Markt für Fusionen und Übernahmen wieder richtig heiß her. Vor allem Deals in der Biotechnologie-Branche haben wieder Hochkonjunktur. In der vergangenen Woche berichtete ich ihnen über Transaktionen im Wert von mehr als 12 Milliarden Dollar. Branchenbeobachtern zufolge dürfte sich dieser Trend 2023 fortsetzen, unterstützt durch makroökonomische und bestimmte branchenspezifische Faktoren.
Spektakuläre Milliarden-Deals innerhalb weniger Tage
Lassen Sie uns noch einmal kurz zurückblicken: Nur wenige Tage nachdem Merck die Übernahme des auf Immunologie spezialisierten Unternehmens Prometheus Biosciences für rund 11 Milliarden Dollar vereinbart hatte, folgte der nächste Paukenschlag. Der britische Pharmariese GSK legte eine Offerte über rund 2 Milliarden Dollar auf den Tisch. Ziel war das kanadische Biotech-Unternehmen Bellus Health.
Hohe Kursaufschläge lassen Anleger jubeln
Dabei greifen die Käufer tief in die Tasche, um die Anleger der Zielunternehmen von ihren Angeboten zu überzeugen. Die jüngst gezahlten Übernahmeprämien lagen bei rund 75% für Prometheus Bioscience und beachtlichen 103% bei Bellus Health. Damit lagen die Preisaufschläge weit über dem Aufschlag von 33%, den Pfizer bei seinem 43 Milliarden Dollar – schweren Übernahmeangebot für den Krebsmedikamentenhersteller Seagen im letzten Monat bot.
Deal-Volumen erreicht 71 Milliarden Dollar
Auch ein Rückblick auf die Entwicklung im ersten Quartal macht deutlich, dass die Übernahmeaktivität wieder deutlich angesprungen ist. Laut KPMG summierte sich das Volumen bei Fusionen und Übernahmen im Bereich Gesundheit und Biowissenschaften auf satte 71 Milliarden Dollar.
Das ist bemerkenswert und zwar aus zwei Gründen: Zum einen liegt damit das Volumen in diesem Marktsegment mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Damals gingen lediglich Deals im Wert von 28 Milliarden Dollar über den Verhandlungstisch.
Biotech-Segment koppelt sich ab
Zum anderen steht die Entwicklung diametral zu einem insgesamt schwächelnden Übernahmevolumen. So ging die gesamten M&A-Aktivitäten in den USA im ersten Quartal auf 300 Milliarden Dollar zurück. Zum Vergleich: Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum betrug das Transaktionsvolumen noch 400 Milliarden Dollar. Ausschlaggebend für den Rückgang dürften die deutlich höheren Zinsen und die Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung sein.
Übernahmen strategisch derzeit hoch im Kurs
Kristin Pothier, die Leiterin der Transaktionsberatung im Bereich Gesundheitswesen und Biowissenschaften bei KPMG fasst die Sonderkonjunktur wie folgt zusammen: „Wir treten in eine Phase ein, die ich als intelligenten Optimismus im Gesundheitswesen und in den Biowissenschaften bezeichnen würde“.
Dabei gibt es mehrere Treiber. Vor allem sind es auslaufende Patente, durch die es immer wieder zu großen Deals kommt. Die Pharma-Giganten sitzen auf zum Teil riesigen Cash-Bergen, die nun verwendet werden, um die Produktpipeline zu stärken und zukünftige Umsatzeinbußen auszugleichen.
Verkaufsbereitschaft durch hohe Zinsen gestiegen
Auf der anderen Seite dürften auch die verschärften Finanzierungsbedingungen (Anm.: höhere Zinsen) ihren Teil dazu beitragen, dass die Deal-Aktivität in dem forschungsintensiven Sektor hoch bleibt. Nicht jedes Biotech-Unternehmen kann in dem aktuellen Umfeld das Kapital aufbringen, um Produkte bis zur Marktreife zu bringen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Pharma-Riesen mit ihren tiefen Taschen als finanzstarke Partner Gehör finden und ihre Zukäufe über die Ziellinie bringen.