Medizintechnik: Boom nach Corona-Krise

Die Medizintechnik erfährt mit der Erholung von der Corona-Krise einen regelrechten Boom. Die Nachfrage ist im Vergleich zu Branchen wie Hotellerie und Gastronomie nicht verfallen, sie wurde nur verschoben. Schmerzen, Krankheiten und andere gesundheitliche Beschwerden lösen sich nicht von allein und wurden mit der Öffnung von Praxen und der fallenden Angst vor Corona durch höhere Impfquoten umso stärker nachgefragt.
2021 könnte für viele Medizintechnik-Unternehmen zu einem Rekordjahr werden, da die Umsätze von 2020 auf 2021 verschoben wurden. Der Verschiebungseffekt könnte sich zudem teilweise auf 2022 niederschlagen, sollte sich aber spätestens 2023 relativieren. Unterstrichen wird diese Beobachtung durch Anhebungen der Prognosen innerhalb der Branche.
So kam es bei Eckert & Ziegler, Medtronic und Sartorius zu Prognoseanhebungen. Zudem hat die Corona-Krise eine Flut an Kostensparmaßnahmen initiiert. Viele Unternehmen reihen sich ein und veräußern Sparten, die nicht vollständig zum Hauptgeschäft passen. So veräußerte Henry Schein seine Tiermedizin-Sparte, und verabschiedete sich von der Tumorbestrahlung.
Innovationen in der Medizintechnik
Die Medizintechnik profitiert von neuen Innovationen. 3D-Druck und Robotik könnten in Zukunft eine größere Rolle spielen. Laut dem Softwareentwickler für 3D-Druck Materialise aus Belgien kommen bereits 99% aller Hörgeräte aus dem 3D-Drucker. Davon profitieren Drucker-Hersteller wie Formlabs, EnvisionTec und Sonova. Prototypen gibt es schon für Zahn- und Kieferprothesen. Roboter könnten vor allem in der Chirurgie Anwendung finden. Intuitive Surgical produziert Hochpräzisions-Roboter, die in der Lage sind, minimalinvasive Chirurgie durchzuführen.
Sartorius zieht in den DAX 40 ein
Bei der Erweiterung des DAX auf 40 Unternehmen am 20. September kam es auch in der Medizintechnik zu Veränderungen. Sartorius sowie Qiagen und Siemens Healthineers haben es in die erste Börsenliga geschafft. Im DAX 30 waren bereits Fresenius und dessen Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care enthalten. Sartorius hat neben seinem ohnehin schon profitablen Hauptgeschäft durch die Corona-Krise einen weiteren Wachstumsschub erfahren. Etwa ein Drittel der Umsatzsteigerung im 1. Halbjahr konnte auf Corona zurückgeführt werden. Sartorius belieferte fast alle Entwickler von mRNA-Impfstoffen mit Laborzubehör.
Der Aufstieg in den DAX bietet Sartorius zwar mehr Aufmerksamkeit in den Medien und eine höhere Gewichtung in diversen Indizes. Vor der Aufnahme machte Sartorius-CEO Dr. Joachim Kreuzberg jedoch deutlich, dass der Erfolg von Sartorius nicht von der Notierung im DAX, sondern durch die langjährig zielstrebige Unternehmensstrategie garantiert wird. Die Notierung im DAX verdeutlicht den bereits 10 Jahre andauernden Siegeszug von Sartorius. Der stetige Erfolg verhalf Sartorius schließlich zur Aufnahme in den DAX mit dessen Erweiterung auf 40 Unternehmen.