AGL Energy lehnt Übernahmeangebot kategorisch ab
Der größte australische Energieversorger AGL Energy Ltd. hat am vergangenen Samstag ein unaufgefordertes Übernahmeangebot von einem Bieterkonsortium erhalten und dieses am Sonntag kategorisch abgelehnt.
Begründung: Das mit 5 Mrd. Australische Dollar (AUD – entspricht etwa 3,2 Mrd. Euro) dotierte Angebot liege weit unter dem Wert der AGL und sei daher nicht im Sinne der Aktionäre.
Der Clou: Bieter sind Umweltaktivisten
Das besondere an dem Übernahmeangebot ist, dass es sich bei dem Bieterkonsortium um erklärte Umweltaktivisten handelt. Ziel der Bieter ist es, die umweltschädlichen Kohlekraftwerke, die AGL zu einem der größten Umweltverschmutzer Australiens machen, vorzeitig stillzulegen.
Konkret besteht das Bieterkonsortium aus dem zweitreichsten Australier, Mike Cannon-Brookes, und der kanadischen Fondsgesellschaft Brookfield Asset Management Inc. Beide Bieter haben eines gemeinsam: Sie wollen ihr Geld (bzw. das Geld ihrer Anleger) in umweltfreundliche Energien anlegen.
Zwar befinden sich im AGL-Portfolio Anlagen, die erneuerbare Energien produzieren, doch besitzt das Unternehmen aus dem Großraum Sydney auch einige Kohlekraftwerke, die für mehr als 8% der australischen Kohlenstoffemissionen verantwortlich sind.
Das Angebot des Bieterkonsortiums zielt also darauf ab, nach dem Kauf den Anteil der erneuerbaren Energien der AGL zu erhöhen und die umweltschädigenden Kohlekraftwerke der AGL früher als geplant zu schließen.
Das Bieterkonsortium im Kurzporträt
Mike Cannon-Brookes hat in 2002 zusammen mit Scott Farquhar das erfolgreiche Softwareunternehmen Atlassian gegründet. Das Vermögen des erst 42-jährigen Selfmademan wird aktuell auf stolze 18,2 Mrd. US-Dollar geschätzt.
Cannon-Brooks hat sich in den australischen Medien bereits mehrfach als lautstarker Befürworter von Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise geäußert und auch Investitionen in erneuerbare Energien getätigt.
Der kanadische Vermögensverwaltungsriese Brookfield Asset Management hat bereits im November den australischen Energienetzbetreiber AusNet Services für stolze 7,7 Mrd. USD (6,8 Mrd. Euro) geschluckt.
Auch Brookfield verfügt über genügend Kleingeld, um AGL zu übernehmen. So haben die Kanadier den von ihnen angelegten Global Transition Öko-Fonds, der für das Angebot verwendet werden soll, nahezu abgeschlossen. Laut Brookfield ist dieser Fonds der weltweit größte, der sich auf Investitionen in den Übergang zu einer CO2-freien Wirtschaft konzentriert.
Brookfield und Cannon-Brookes planen laut Presseberichten, die börsennotierte ALG zu privatisieren. Danach sollen bis zu 20 Mrd. AUD in das Unternehmen investiert werden, um aus dem größten Kohlenstoffemittenten Australiens einen der größten Anbieter für erneuerbare Energien zu machen.
Angebot mit geringer Übernahmeprämie
Konkret hat das Bieterkonsortium 7,50 AUD pro AGL-Aktie geboten. Bei knapp 659 Mio. ausgegebenen AGL-Papieren beläuft sich das Übernahmeangebot somit auf knapp 5 Mrd. AUD. Laut Insidern soll sich die Offerte einschließlich der AGL-Schulden sogar auf etwa 8 Mrd. AUD belaufen.
Allerdings beinhaltet das Angebot nur einen Aufschlag von 4,7% auf den Schlusskurs der Aktie vom Freitag. Das Bieterkonsortium kam in seiner Berechnung auf einen wesentlich höheren Wert. Es teilte mit, dass der Aufschlag etwa bei 20% liege.
Grund hierfür ist eine unterschiedliche Berechnungsgrundlage: Das Bieterkonsortium hat die Übernahmeprämie – wie nicht ungewöhnlich – auf Basis des volumengewichteten Drei-Monats-Durchschnittskurs von 6,28 AUD je ALG-Aktie kalkuliert.
Anleger spekulieren auf weitere Angebote
Der Kurs der ALG-Aktien sprang am gestrigen Montag, dem ersten Börsentag nach Bekanntwerden des Übernahmeangebots, um bis zu 13% auf einen Höchststand von 8,09 AUD. Die Anleger gehen offensichtlich davon aus, dass das Bieterkonsortium noch eine Schüppe drauflegen wird.
Laut Financial Times soll Cannon-Brookes nach Ablehnung des Angebots gesagt haben, das erste Angebot sei „nur der Startschuss“. „Wir werden den Aktionären immer wieder erklären, worin wir den Wert unseres Angebots sehen, und sehen, wie sich die Sache entwickelt“, so Cannon-Brookes weiter.
Wie es weitergeht
Es ist also damit zu rechnen, dass das Bieterkonsortium sein Übernahmeangebot nachbessern wird. Denkbar ist aber auch, dass andere Energieversorger ein alternatives Angebot unterbreiten werden und es somit zu einem Bieterwettstreit kommen könnte.