Wasserstoff: Die Branche bleibt nach Korrektur aussichtsreich

Wasserstoff: Die Branche bleibt nach Korrektur aussichtsreich
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Da mich in den vergangenen Tagen und Wochen angesichts der teils heftigen Korrekturen einige Anfragen rund um Wasserstoff-Werte wie Plug Power oder Nel erreichten und ich gefragt wurde, ob ich die Branche weiterhin so positiv bewerte, möchte ich mich heute hier im Schlussgong etwas ausführlicher dazu äußern.

Eine Bemerkung vorab: In meinen Börsendiensten meide ich spekulative Wasserstoff-Unternehmen, die noch rote Zahlen schreiben und nur von der Wachstums-Phantasie leben. Daher stehen Unternehmen wie Plug Power, Ballard Power, Nel etc. nicht auf meiner Empfehlungsliste. Es gibt in der Branche genug Unternehmen, die bereits profitabel arbeiten.

Grundsätzlich ist die Situation wie folgt: Egal, ob Politik, Unternehmen oder Investoren – alle setzen auf die Karte Wasserstoff. Da mit Joe Biden jetzt auch ein Anhänger der grünen Energie die größte Volkswirtschaft der Welt regiert, wird das Tempo rasant zunehmen.

Die Wasserstoff-Technologie ist zwar an sich schon sehr alt, aber der flächendeckende Einsatz erfordert modernste Technologien. Gefragt sind Spezialisten für Maschinen- und Anlagenbau. Länder wie Deutschland, Österreich, Schweiz oder Japan, die seit Jahrzehnten erstklassige Anlagen- und Maschinenbauer beheimaten, haben die besten Chancen, die großen Aufträge zu ergattern.

Viele Wasserstoff-Werte waren deutlich überbewertet

Obwohl wir von einer Boom-Branche sprechen, muss ich dennoch Wasser in den Wein schütten und die Erwartungen etwas dämpfen. Die Kurse vieler Wasserstoff-Aktien waren viel zu weit nach oben geschossen. Hier hatten und haben wir eine spekulative Blase am Kapitalmarkt, die sich mit der Internet-Blase vergleichen lässt.

Die Internet-Technologie hat vor 20 Jahren eine wirtschaftliche Revolution ausgelöst. Die Aktienkurse von Amazon, Cisco, Microsoft etc. erlebten damals einen raketenhaften Anstieg. Umsatz und Gewinn konnten damals aber nicht mithalten. Es hat fast 20 Jahre gedauert, bis die Internet-Unternehmen in die Kursregionen von damals hineingewachsen sind.

Ähnlich sieht es heute in der Wasserstoff-Branche aus. Viele reine Wasserstoff-Unternehmen spiegelten beim erreichten Börsenwert zuletzt Umsätze und Gewinne des Jahres 2030 wider. Die Aktienkurse hatten sich von der wirtschaftlichen Realität abgekoppelt. Diese Blase ist in den vergangenen Wochen ein Stück weit geplatzt.

Das US-amerikanische Unternehmen Plug Power beispielsweise – bis Mitte Februar dieses Jahres noch ein gefeierter Wasserstoff-Star – erlebte in den vergangenen Wochen ein Blutbad an der Börse. Die Plug-Power-Aktie gab in der Spitze um 67% nach.

Plug Power: Bewertung immer noch zu hoch

Laut Analysten-Datenbank steigert Plug Power den Umsatz in diesem Jahr von 337 Mio. US-Dollar auf 444 Mio. US-Dollar und 2022 auf 677 Mio. US-Dollar. Phantastische Wachstumsraten! Aber: Das Unternehmen schreibt Verluste und der Börsenwert lag in der Spitze bei weit über 30 Mrd. US-Dollar!

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis lag zwischenzeitlich für 2020 bei 109, für 2021 bei 74 und für 2022 bei 49. Dagegen gibt es andere Unternehmen, die vom Wasserstoff-Boom profitieren, die auf Kurs-Umsatz-Verhältnisse im niedrigen einstelligen Bereich kommen und bereits Geld verdienen.

Sicher: Diese Unternehmen wachsen langsamer. Aber dennoch bin ich überzeugt, dass diese Unternehmen bessere Chance/Risiko-Verhältnisse bieten und setze daher auch nach der heftigen Korrektur bei Plug Power und anderen ehemaligen Wasserstoff-Überfliegern auf etwas konservativere Werte aus der Branche.