So lassen sich Chancen und Risiken von Investments analysieren
Wie sind die Aussichten für die Aktie eines Unternehmens? Wie steht es um dessen künftige Entwicklung? Hinweise darauf ergeben sich aus der Abwägung von Stärken und Schwächen des Unternehmens sowie seiner Chancen und Risiken am Markt. Dies ist praktisch das Unternehmensprofil im Spiegel der äußeren Gegebenheiten.
SWOT-Analyse schafft Überblick
So wie in der Betriebswirtschaft oder bei Analysten üblich, können auch Anleger die Lage mithilfe der SWOT-Analyse einschätzen und bewerten. SWOT steht für Strengths (Stärken), Weakness (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken). Dabei werden Kernkompetenzen und Potenziale, aber auch Schwachpunkte sowie mögliche Bedrohungen betrachtet und gegeneinander abgewogen. In der Gesamtbewertung zeigt sich dann, ob die positiven die negativen Aspekte überwiegen oder umgekehrt.
Dieses Abwägen entspricht zwar dem logischen Gedanken, der sich wohl jedem aufdrängt, doch der Vorteil der SWOT-Analyse besteht in der strengen systematischen Zuordnung der einzelnen Aspekte: Stärken und Schwächen eines Unternehmens als interne Analyse einerseits, umweltbedingte Chancen und Risiken als externe Analyse andererseits.
Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken
Stärken können etwa eine starke Finanzkraft oder Marktstellung sein. Schwächen beispielsweise fehlende Investitionen oder dünne Finanzdecke. Als Chancen kämen neue Märkte oder Zielgruppen in Betracht. Klassische Risiken sind Aktivitäten von Mitbewerbern oder gesetzliche Vorgaben in bestimmten Ländern.
Sobald die Stärken, Schwächen sowie Chancen und Risiken zugeordnet sind, ergeben sich in der Regel 4 Fragen:
1) Reichen die Stärken aus, um die Chancen zu nutzen?
2) Werden Chancen verpasst, weil die Schwächen zu ausgeprägt sind?
3) Reichen die Stärken aus, um die Risiken zu bewältigen?
4) Welche Risiken schlagen sich aufgrund der Schwächen durch?
Aus den Antworten ergibt sich das Ergebnis der SWOT-Analyse als Basis zum weiteren Vorgehen.
Aktienbewertung mit Kennzahlen und Marktumfeld
Will sich ein Anleger eine Aktie anschauen, so kann er nach der SWOT-Analyse die Stärken und Schwächen zunächst den Bilanz-Kennzahlen entnehmen. Wenn beispielsweise ein global agierendes Pharmaunternehmen mehrmals in Folge Gewinn und Umsatz steigern konnte, so kommt dies in die Kategorie Stärken.
Ebenso eine nachhaltige Verbesserung der Eigenkapitalrendite, die Anlegern zeigt, dass mit ihrem Geld rentabel gewirtschaftet wird. Wenn zugleich die Eigenkapitalquote hoch genug aber ausgewogen ist, so ist auch das eine Stärke. Solide Finanzen bei geringer Verschuldung deuten auf ein stabiles und krisenfestes Value-Unternehmen hin.
Ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie sehr hoch, so ist dies in Bezug auf das Investment eher eine Schwäche. Ebenso, wenn der Kurs auf einem Allzeithoch notiert. Das Papier wäre beim Einstieg zu teuer.
Marktumfeld und externe Einflüsse
Die Chancen ergeben sich mit Blick auf die Branchenbetrachtung. In vielen Industrieländern wächst die Zahl älterer Menschen, die verstärkt Medikamente brauchen. Und mit zunehmender Weltbevölkerung wird die Nachfrage auch in den Schwellenländern größer. Der Markt wächst global und damit die Branche. Entsprechend sind Aktien großer Pharmakonzerne als Value-Titel auch in Krisenzeiten gefragt.
Risiken liegen etwa in der Tatsache begründet, dass Japan in der Rezession ist und China geringere Zuwachsraten verzeichnet. Auch ist die weitere Entwicklung in der Eurozone und vor allem in Osteuropa ungewiss. Zudem dürfte in etlichen Ländern der Zwang zum Sparen das Gesundheitswesen beeinträchtigen.
Abwägungsergebnis zur Investmententscheidung
In der Gesamtbetrachtung zeigt sich, dass letztlich die positiven Kriterien überwiegen. Langfristig und global betrachtet agiert das Unternehmen trotz aktueller Unsicherheiten in einem Wachstumsbereich. Es ist weniger konjunkturabhängig als etwa Autohersteller und mit einem starken Finanzpolster im Rücken gut aufgestellt. Unterm Strich spricht alles für ein Aktieninvestment in das Value-Unternehmen.
Die SWOT-Analyse ist ein schlichtes und bestechendes Verfahren, das von der Harvard Business School entwickelt wurde. Es dient zur Positionsbestimmung und danach der strategischen Ausrichtung ganzer Firmen, neuer Produkte oder Geschäftsfelder. Für Anleger ist es ein einfaches Instrument zur Einschätzung von Investitionen – vorausgesetzt, die einzelnen Aspekte werden nüchtern und ohne Beschönigung erfasst.