Tencent: Der politische Gegenwind hält nicht ewig an
China-Aktien haben nach einem starken Start ins neue Börsenjahr den Rückwärtsgang eingelegt. Grund ist der z.T. doppelte politische Gegenwind. Dieser erzeugt Unsicherheiten, die Anleger bekanntlich gar nicht mögen. Aber getreu der Börsenweisheit „politische Börsen haben kurze Beine“ lohnt sich aus antizyklischer Sicht gerade jetzt ein Blick auf chinesische Aktien. Interessant ist dabei Chinas Internet-Gigant Tencent.
Unternehmensportrait Tencent
Bei Tencent handelt es sich um den größten chinesischen Internetkonzern. Tencent hat quasi in allen Bereichen „seine Finger im Spiel“, egal ob bei sozialen Netzwerken, Nachrichtendiensten, Web-Portalen oder Online-Spielen.
In den meisten Bereichen ist der Konzern Marktführer in China, beispielsweise beim bekanntesten Produkt, dem Messenger-System WeChat. Hierbei handelt es sich um einen echten Alleskönner, der mit zahlreichen Funktionen über einer Milliarde Nutzern dabei hilft, den Alltag zu organisieren, zu kommunizieren, Onlineeinkäufe und Bankgeschäfte zu tätigen.
Und mit seiner Spielesparte ist Tencent sogar Weltmarktführer. Zu den bekanntesten Spielen des Tencent-Imperiums zählen League of Legends, Fortnite und Clash of Clans.
Starke Zahlen für das 1. Quartal
Die Ergebnisse für das 1. Quartal können sich einmal mehr sehen lassen: Der chinesische Internet-Gigant meldete einen Umsatzanstieg von +25% auf 134 Mrd. Yuan (20,6 Mrd. US-Dollar) und einen Gewinnsprung von +65% auf 47,8 Milliarden Yuan (7,3 Mrd. US-Dollar). Die Ergebnisse lagen leicht über den Analystenprognosen. Wachstumstreiber war mit einem Umsatzwachstum von +47% das Cloud- und Fintech-Geschäft. Die größte Sparte Online-Spiele verzeichnete ein Wachstum von +17%.
Politischer Gegenwind aus den USA lässt etwas nach
Der neue US-Präsident Joe Biden hält den harten China-Kurs seines Vorgängers zu Jahresbeginn aufrecht. Wobei inzwischen aber ein Verbot von Tencents erfolgreichster App WeChat in den USA erst einmal vom Tisch. Die Trump-Regierung hatte u.a. WeChat als Gefahr für die nationale Sicherheit eingestuft, was doch sehr an den Haaren herbeigezogen war. Nachfolger Joe Biden verzichtet auf diese Holzhammer-Methode. Stattdessen sollen die US-Behörden nach einem neuen Erlass im Einzelfall prüfen, ob eine Bedrohung vorliegen könnte.
Druck von der eigenen Regierung
Die chinesischen Internetgiganten sind allerdings auch dem Druck der chinesischen Behörden ausgesetzt. Lange Zeit hatte die eigene Regierung dem rasanten Aufstieg wohlwollend zugeschaut, doch nun will sie die Marktmacht der Konzerne etwas beschränken. Dies hatte schon Konkurrenz Alibaba im Vorjahr beim geplatzten Börsengang seiner Fintech-Sparte zu spüren bekommen.
Politische Börsen haben kurze Beine
Nach ihrem starken Start ins neue Jahr hat die Tencent-Aktie in den vergangenen Monaten aufgrund des politischen Gegenwinds den Großteil ihrer Gewinne wieder eingebüßt. Kurzfristig kann die Belastung der Aktie durch die Unsicherheit bezüglich möglicher Regulierungen anhalten.
Doch für Langfristanleger gilt die bekannte (und oftmals zutreffende) Börsenweisheit „politische Börsen haben kurze Beine“. In Anbetracht der guten Wachstumsperspektiven sowie der im Vergleich zu den US-Internet-Giganten niedrigen Bewertung sehe ich auf lange Sicht gute Perspektiven für die Aktie.