Assa Abloy will Emtek und Smart Residential verkaufen
Bei den weltweiten M&A-Aktivitäten kommt es immer wieder vor, dass eine Übernahme weitere Übernahmen auslöst. Dieser „Billardeffekt“ wird in der Regel durch kartellrechtliche Auflagen ausgelöst. So wird eine große Übernahme oft nur dann von den Aufsichtsbehörden genehmigt, wenn der Käufer sich im Gegenzug von kleineren Einheiten trennt.
Über einen solchen Billardeffekt möchte ich Ihnen in der heutigen Ausgabe meines Newsletters berichten. So gab der weltweit führende schwedische Schließtechnik-Produzent Assa Abloy AB am vergangenen Freitag bekannt, dass er seine Tochtergesellschaften Emtek und das Smart Residential-Geschäft in den USA und Kanada an den US-amerikanischen Mitbewerber Fortune Brands Home & Security, Inc. verkaufen werde.
Fortune Brands zahlt 800 Mio. USD in bar
Eine entsprechende Übernahmevereinbarung sei bereits unterzeichnet worden. Für den Kauf des US-amerikanischen Türschlösser und Türgriffproduzenten Emtek und das Smart Residential Wohnungsbaugeschäft wird Fortune Brands 800 Mio. US-Dollar (USD – entspricht etwa 760,7 Mio. Euro) in bar an Assa Abloy zahlen. Nicht zum Deal gehört das Wohnungsbaugeschäft außerhalb der USA und Kanadas.
In der Pressemitteilung betont Assa Abloy ausdrücklich, dass es durch den Verkauf seiner nordamerikanischen Tochtergesellschaften alle angeblichen Wettbewerbsbedenken im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme von HHI ausräumen möchte.
HHI-Übernahme bereits im September vereinbart
Bereits am 8. September 2022 hatte der weltweit führende schwedische Schließtechnik-Spezialist Assa Abloy bekannt gegeben, dass er die Hardware & Home Improvement-Tochter (HHI) des US-Mischkonzerns Spectrum Brands übernehmen werde.
HHI verfügt über ein breites Portfolio innovativer Produkte, darunter die patentierte SmartKey-Technologie sowie elektronische, intelligente und biometrische Schlösser. In der Übernahmevereinbarung wurde ein Kaufpreis von 4,3 Mrd. USD (etwa 4,1 Mrd. Euro) vereinbart.
US-Justizministerium stellt sich quer
Am 15. September reichte das US-Justizministerium beim Distriktgericht von Columbia eine zivilrechtliche Klage gegen die geplante Übernahme der HHI durch Assa Abloy ein. Begründung: Das geplante Geschäft würde zwei der drei größten Wettbewerber im Bereich Türbeschläge für Wohngebäude zusammenführen und die Konzentration der US-Märkte weiter vorantreiben.
Daraufhin hat Assa Abloy am 14. Oktober eine offizielle Antwort auf die Beschwerde des US-Justizministeriums beim Distriktgericht von Columbia eingereicht. Darin kündigten die Schweden an, einen Verkaufsprozess für Emtek und das Smart Residential-Geschäft einzuleiten,
Durch den Verkauf von Emtek und dem US-amerikanischen und kanadischen Smart Residential-Geschäft sollen die angeblichen wettbewerbsrechtlichen Bedenken im Zusammenhang mit der Übernahme von HHI vollständig ausgeräumt werden, so Assa Abloy.
So reagierten die Börsen
Die an der Nasdaq Stockholm notierte Assa Abloy-Aktie reagierte kaum auf die Verkaufsankündigung. Der Kurs der Assa Abloy B-Aktie verlor 0,04% und ging mit 241,8 Schwedischen Kronen (SEK – entspricht 22,21 Euro) fast unverändert aus dem Handel.
Die Anleger reagierten also abwartend. Sie scheinen nicht wirklich davon überzeugt zu sein, dass der Verkauf der nordamerikanischen Assa Abloy-Töchter das US-Gericht bewegen kann, die Klage des US-Justizministeriums zurückzuweisen.
Wie es weitergehen kann
Ob der Verkauf von Emtek und des Smart Residential-Geschäfts an Fortune Brands zustande kommt, hängt von der noch ausstehenden Entscheidung des Distriktgerichts von Columbia ab. Gleiches gilt auch für die Übernahme der HHI durch Assa Abloy.
Weist das Gericht die Klage des US-Justizministeriums ab, kommen beide Deals zustande. Folgt das Gericht jedoch dem US-Justizministerium, platzen beide Deals.
Assa Abloy zeigt sich jedenfalls optimistisch und erwartet, dass sowohl die geplante Übernahme von HHI als auch die Veräußerung der nordamerikanischen Tochtergesellschaften im 2. Quartal 2023 abgeschlossen werden können.