Holcim und Wienerberger trotzen dem schwachen Umfeld

Holcim hat exzellente Halbjahresergebnisse präsentiert. Der Umsatz stieg um 16,9% und der Gewinn um 37,9%. Alle Regionen und Sparten haben zum Wachstum beigetragen. Die operative Marge verringerte sich nur leicht von 14,3 auf 14,1%. Dies zeigt: Der Konzern hat die gestiegenen Kosten nahezu vollständig kompensieren können.
Große Fortschritte bei der Transformation des Geschäftsmodells
Die Zahlen belegen aber auch, dass die Transformation, weg vom kapital- und CO2-intensiven Zement-Geschäft, erfolgreich verläuft. Der Umsatzanteil des Zement-Geschäfts ist von 58,5 auf 53,8% geschrumpft. Der Anteil des hochprofitablen Geschäfts mit Bedachungen, Dämmstoffen und Spezialbau-Lösungen, das in der Sparte Produkte & Lösungen zusammengefasst ist, vergrößerte sich dagegen von 11,2 auf 17,6%. Das Ziel für 2025 lautet 30%. Holcim wird daher auch in Zukunft in wachstums- und margenstarke Nischen außerhalb des Zement-Bereichs investieren.
Akquisitionen kann sich der Konzern leisten
Allein der Verkauf von Zementaktivitäten in Indien und Brasilien spülte 7,5 Mrd. SFr in die Kasse. Angesichts der guten Auftragslage hat das Management die Umsatzprognose für das laufende Jahr angehoben. Erwartet wird jetzt ein Wachstum von mindestens 10%. Den Gewinn schätzen wir auf 2,6 Mrd. SFr. Auch über 2022 hinaus sind die Aussichten gut: Ab 2023 sollte Holcim von den in vielen Ländern verabschiedeten Infrastrukturprogrammen profitieren.
Es gibt aber auch schlechte Nachrichten. In Indien droht eine Kartellstrafe in noch unbekannter Höhe wegen Preisabsprachen. Zahlen und Ausblick kamen an der Börse gut an.
Unternehmensporträt
Holcim ist der weltweit bedeutendste Konzern in der Baustoffindustrie. Der Fokus liegt auf Zement, Beton und Zuschlagstoffe. LH bietet seinen Kunden die größte Bandbreite an Produkten, innovativen Services und Lösungen für alle denkbaren Bauprojekte. Der Konzern ist in mehr als 60 Ländern weltweit vertreten.
Wienerberger kann Effizienz steigern
Wienerberger hat in einem herausfordernden Umfeld, das geprägt ist von geopolitischer Instabilität, Kosteninflation und steigender öffentlichen Verschuldung, ausgezeichnete Ergebnisse erzielt. Der Umsatz stieg im 1. Halbjahr um 37,7%, und der Gewinn hat sich nahezu verdreifacht. Das EBITDA, die wichtigste Steuerungsgröße des Konzerns, stieg um 79% auf 545 Mio. €.
Alle Sparten und Regionen haben zum Wachstum beigetragen. Gründe für die insgesamt überzeugende Geschäftsentwicklung waren erfolgreiche Maßnahmen zur Effizienzsteigerung, ein exzellentes Beschaffungsmanagement sowie ein starkes Renovierungs- und Wasserinfrastruktur-Geschäft. Zudem leisteten die in Europa und Nordamerika getätigten Akquisitionen dank zügiger Integration bereits hohe Ergebnisbeiträge.
Strategische Zukäufe
Im Juni hat Wienerberger seine Kompetenz in den Bereichen Neubau und Renovierung durch 2 weitere Zukäufe in Deutschland und Österreich erweitert. Wienerberger erwartet auch im weiteren Jahresverlauf eine stabile Entwicklung im Bereich Renovierung. Hier stehen erhebliche öffentliche Mittel zur Verfügung, um die Energieeffizienz von Altbauten zu erhöhen und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Ähnliches gilt für den Infrastrukturbereich, denn auch für die Modernisierung und Instandsetzung von Wasser- und Energienetzen in Europa und Nordamerika stehen Mittel zur Verfügung.
Vor diesem Hintergrund erwartet der Konzern im Gesamtjahr ein EBITDA von über 900 Mio. €. Den Umsatz schätze ich auf 4,8 Mrd. € und den Gewinn auf 400 Mio. €.
Unternehmensporträt
Die im Jahr 1819 gegründete Wienerberger AG ist in Europa die Nummer 1 bei Tondachziegeln und gehört in Europa zu den führenden Anbietern von Rohrsystemen. Der Konzern ist mit 195 Werken in 30 Ländern Europas und in Nordamerika vertreten.