Bayer rechnet nach Monsanto-Übernahme mit weniger Synergien
Der Pharma- und Chemie-Konzern Bayer kann die Monsanto-Übernahme voraussichtlich in wenigen Wochen unter Dach und Fach bringen. Auf der heutigen Hauptversammlung sagte Bayer-Vorstandschef Werner Baumann, dass man davon ausgehe, die Transaktion „in Kürze“ abschließen zu können.
2 Jahre bemühten sich die Leverkusener um den Abschluss der 56 Mrd. Euro schweren Transaktion mit dem Pflanzenschutz- und Saatgut-Hersteller – ein Behörden-Marathon, der so vorher nicht erwartet wurde.
Ebenfalls nicht erwartet wurde, dass für die Deal-Genehmigung so viele Geschäftsbereiche verkauft werden müssen. Dies hat nun Auswirkungen auf die Vorteile des Deals.
Monsanto-Übernahme nach wie vor wertsteigernd
Baumann musste auf der Hauptversammlung einräumen, dass das ursprüngliche Synergiepotenzial voraussichtlich nicht mehr zu generieren ist. Statt mit 1,5 Mrd. Dollar werden die Synergien ab 2022 jetzt mit 1,2 Mrd. Dollar taxiert.
Der Verkauf von Unternehmensteilen über das zunächst angestrebte Maß hinaus, macht die Monsanto-Übernahme also weniger rentabel. Dennoch verteidigt Baumann den Deal. Die Übernahme habe unter verschiedenen Aspekten ein hohe Wertschöpfungspotenzial und sei noch genauso attraktiv wie vor 2 Jahren.
Reduzierung der Synergie-Erwartung lässt Aktionäre kalt
Dass die Übernahme letztendlich weniger Synergien freilegt als prognostiziert, wurde bereits aufgrund der Vielzahl an Verkäufen erwartet. Dementsprechend gelassen reagierten heute auch die Aktionäre: Kurz vor Handelsschluss notiert die Bayer-Aktie um 0,9% fester – zeitgleich liegt der DAX mit 0,5% vorne.
Ebenfalls im Plus liegt die BASF-Aktie (+0,3%). Die Ludwigshafener sind der große Gewinner der harten Auflagen und schnappen sich für 7,6 Mrd. Euro unter anderem das Geschäft mit Gemüse- und Feldsaatgut.
Monsanto-Aktie knapp unter Angebotspreis: Markt erwartet planmäßigen Dealabschluss
Bayer muss laut Übernahme-Vereinbarung den Deal bis zum 14. Juni abschließen, ansonsten kann Monsanto ohne Strafzahlung vom Vertrag zurücktreten. Einige Anleger spekulieren, dass der Zeitrahmen nicht eingehalten wird und der Übernahme-Kandidat eine Angebotserhöhung verlangen könnte.
Doch auch wenn sich das Zeitfenster schließt und die theoretische Möglichkeit besteht, ist dies höchst unwahrscheinlich. Monsanto hat stets die Vorteile des Deals hervorgehoben, der den Aktionären den maximalen Wert einbringt.
Auch an der Börse wird die Möglichkeit einer Angebotsaufstockung nicht eingepreist. Die Monsanto-Aktie notiert nur 1,6% unter dem Angebotspreis, was kurz vor Deal-Abschluss üblich ist.
Bayer-Kapitalerhöhung könnte positiv überraschen
Unterdessen lohnt es sich, auf die Phase nach der Übernahme zu schauen. Analysten halten die Bayer-Aktie mehrheitlich für gewinnbringend und empfehlen den Kauf. Für einige Analysten gehört das Papier aufgrund des Monsanto-Deals sogar zu den aussichtreichsten Positionierungen im Chemie-Sektor.
Eine positive Überraschung könnte dabei die anstehende Kapitalerhöhung werden. Nachdem Bayer den Einstieg des singapurischen Staatsfonds Temasek mit 3,6% verkündete, 7,6 Mrd. Euro von BASF kommen und durch den Covestro-Anteilsverkauf bereits ordentlich Geld in die Kasse floss, ist absehbar, dass der 2016 genannte Finanzierungsbedarf von 17 Mrd. Euro kleiner ausfallen wird.
Gut möglich, dass es am Ende sogar weniger als 10 Mrd. Euro werden und die Investoren – mit 2 Unsicherheitsfaktoren (Übernahme-Genehmigung und Höhe der Kapitalerhöhung) aus dem Weg geräumt – zugreifen. Die Bayer-Aktie ist einen genaueren Blick wert.