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Mercedes-Benz: Großaktionär verkauft Anteile

Mercedes-Benz: Großaktionär verkauft Anteile
Kirill Gorlov / stock.adobe.com
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Turbulente Wochen in Stuttgart: Erst sorgt ein vielbeachtetes Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) für Aufsehen bei Mercedes-Benz, dann wirft ein Großaktionär massenweise Papiere auf den Markt.

Analysten weiter zuversichtlich

Kurzfristig belastet das den Kurs der Aktie, die im Handelsmonat März knapp 2,6 Prozentpunkte abgeben musste und sich zuletzt wieder der 70-Euro-Marke näherte. Dennoch sehen Analysten mittelfristig klares Kurspotenzial: Im März aktualisierten zahlreiche Experten ihre Einschätzungen zur Mercedes-Benz Aktie und stuften das Papier unverändert als Kauf ein. Das Kursziel bezifferten die Analysten zumeist auf 90 Euro, so etwa die Experten von Bernstein Research oder der US-Großbank JP Morgan. Die Schweizer UBS sieht mit 85 Euro ebenfalls Aufwärtspotenzial, die Deutsche Bank geht gar von einem Kursziel von 115 Euro aus.

Der Staatsfonds Kuwait Investment Authority (KIA) hat unterdessen vor wenigen Tagen bekanntgegeben, sich von einem größeren Teil seiner Mercedes-Benz Aktien zu trennen und peilt dabei einen Kurs von 69,27 Euro je Aktie an. Insgesamt sollen rund 20 Millionen Papiere veräußert werden und somit etwas mehr als ein Viertel der rund 73 Millionen Anteilsscheine, die Kuwait bislang an den Stuttgartern hält. Seit fast 50 Jahren ist der Ölstaat bei Mercedes-Benz investiert, nun reduziert der Großaktionär seinen Anteil von 6,84 auf künftig 4,95 Prozent aller verfügbaren Mercedes Aktien.

Chinesische Investoren halten fast 20 Prozent

Anders als andere deutsche Autobauer ist Mercedes-Benz stark von ausländischen Investoren dominiert. Neben Kuwait sind zwei chinesische Investoren die größten Einzelaktionäre, sie halten jeweils etwas unter 10 Prozent der Anteile. Kritiker befürchten, dass Mercedes-Benz damit ein leichtes Ziel wäre für aggressive Investoren aus dem Ausland, die Anteile aufkaufen und die Geschäftspolitik beeinflussen könnten. Insbesondere das starke chinesische Engagement stößt in diesen Zeiten auf Skepsis, da man sich gerade vom Reich der Mitte wirtschaftlich nicht zu sehr abhängig machen will – gerade nach den Erfahrungen mit Russland und dem Energiesektor im vergangenen Jahr.

Dass nur verhältnismäßig wenige deutsche Aktionäre an Mercedes-Benz beteiligt sind, verwundert vor allem angesichts der üppigen Dividende, die von Seiten der Stuttgarter winkt: Satte 5,4 Milliarden Euro sollen für das Geschäftsjahr 2022 an die Aktionäre ausgeschüttet werden, pro Aktie schlägt das Unternehmen 5,20 Euro vor und damit 20 Cent mehr als im Vorjahr. Die Dividendenrendite liegt damit bei mehr als 7 Prozent.

Höhepunkt bereits erreicht?

Skeptiker sehen den Verkauf des kuwaitischen Staatsfonds jedoch als Warnsignal: Zwar verweist der Investor auf Diversifizierungsgründe, doch manch einer befürchtet, es könnte eher um Gewinnmitnahmen gehen. Das würde dafür sprechen, dass Kuwait einen Kursrückgang bei der Mercedes-Benz Aktie für wahrscheinlich hält.

Bislang haben Anleger positiv reagiert auf den Strategiewechsel der Konzernführung, die sich künftig stärker als bisher auf das Luxussegment fokussieren will und vermehrt auf ebenso hochpreisige wie margenträchtige Fahrzeuge setzt. Die zunehmende Konkurrenz aus Fernost, gerade im Hinblick auf die Elektrifizierung, könnte jedoch mittelfristig zum Problem werden, wie einige Beobachter befürchten.

EuGH-Urteil: Droht neue Diesel-Klagewelle?

Hinzu kommt das eingangs erwähnte frische EuGH-Urteil. Danach haben es Besitzer von Dieselfahrzeugen künftig leichter, vom Hersteller Schadenersatz zu verlangen, wenn unzulässige Abgastechniken verbaut wurden. War bislang noch bewusste Täuschung seitens des Herstellers ausschlaggebend für den Schadenersatzanspruch, soll dieser künftig auch bei lediglich fahrlässigem Einbau entsprechender Technologien erhoben werden können.

Im konkreten Fall ging es um sogenannte Thermofenster von Mercedes-Benz, das Urteil dürfte jedoch auch für andere Hersteller weitreichende Konsequenzen haben. Zahlreiche Dieselklagen waren wegen des ausstehenden EuGH-Urteils pausiert worden, weitere Klagewellen könnten nun folgen.