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Mercedes-Benz: Schwaches Auftaktquartal erwartet

Mercedes-Benz: Schwaches Auftaktquartal erwartet
Kirill Gorlov / stock.adobe.com
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Nach den Jahreszahlen ist vor den Quartalsberichten: In rund zwei Wochen wird Mercedes-Benz seine Bilanz für das Auftaktquartal 2022 vorlegen. Die Erwartungen sind verhalten.

Rückläufige Absatzzahlen zum Jahresauftakt

Ein Blick auf die Absatzzahlen deutet bereits die Richtung an. Laut einer Mitteilung des Unternehmens gingen die Verkaufszahlen im Zeitraum von Januar bis Ende März im Vergleich zum Vorjahresquartal um 15 Prozent zurück.

In Deutschland fiel das Minus mit 7 Prozent weniger drastisch aus. In Europa ging der Absatz um 14 Prozent zurück, ebenfalls 14 Prozent beträgt der Absatzrückgang in China. Besonders schwach lief es am US-Markt: Dort verkaufte Mercedes-Benz rund 20 Prozent weniger Fahrzeuge als noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Auch Volkswagen, Audi und Porsche mit Absatzproblemen

Das deckt sich mit den Erfahrungen der Konkurrenz: Auch der Volkswagen-Konzern verzeichnete am US-Markt einen schwachen Jahresauftakt, und das nicht nur bei der Kernmarke VW. So verkaufte die Luxustochter Porsche mit gut 13.000 Stück etwa ein Viertel weniger Neuwagen im Auftaktquartal als noch ein Jahr zuvor.

Audi, ein direkter Wettbewerber von Mercedes-Benz im Premiumsegment, musste sogar einen noch deutlichen Rückgang um 35 Prozent hinnehmen und verkaufte lediglich rund 35.500 Autos an Kunden in den USA. Demgegenüber konnte BMW seine Verkaufszahlen am US-Markt im Auftaktquartal leicht steigern um 3,2 Prozent auf 73.700 Neuwagen der Kernmarke. Im Bereich Mercedes-Benz Vans lagen die Verkaufszahlen mit 89.900 Fahrzeugen auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Mercedes-Benz setzt auf Elektromodelle

Unterdessen setzt man in Stuttgart verstärkt auf elektrische Antriebsformen. Betrachtet man lediglich Plug-in-Hybride oder vollelektrische Fahrzeuge, steigerte sich der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent auf 67.800 Stück – fast 22.000 davon waren vollelektrische Modelle. Mercedes-Benz scheint die wenigen zur Verfügung stehenden Mikrochips also vorrangig in den neuen Antriebskategorien zu verbauen.

Tatsächlich ist es wohl vor allem die anhaltende Chipkrise, die nach wie vor die Absatzzahlen bei den Autobauern schmälern. Volle Auftragsbücher können kaum abgearbeitet werden, weil es an Materialnachschub fehlt. Dafür können auf der anderen Seite höhere Verkaufspreise durchgesetzt werden. Doch auch das ist keine rein erfreuliche Nachricht: Denn zum einen steigen auch die Energie-, Produktions- und Transportkosten für die Hersteller selbst – und zum anderen steigen die Preise derzeit überall.

Inflation und weitere Unsicherheiten belasten die Marktlage

Für Deutschland wurde gerade erst eine Inflationsrate von mehr als 7 Prozent ausgewiesen, es ist die höchste Teuerungsrate seit der Wiedervereinigung. Das zehrt an der Kaufkraft der privaten Haushalte, die die Anschaffung eines hochpreisigen Neuwagens daher vielleicht verschieben.

Geopolitische Unsicherheiten, Corona-Lockdowns in China und Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegsgeschehens in der Ukraine sorgen für zusätzlichen Ballast, mit dem die Autobauer derzeit konfrontiert sind. Konnte der Hersteller im vergangenen Jahr seine Gewinne noch trotz rückläufiger Verkaufszahlen steigern, scheint dieser Effekt allmählich zu verpuffen.

Analysten rechnen mit Rückgang bei Umsatz und Gewinn

Analysten erwarten für das Auftaktquartal dementsprechend einen Dämpfer. Beim Ergebnis je Aktie gehen Analysten im Schnitt von 2,44 Euro aus nach 3,36 Euro im Vorjahreszeitraum. Das würde einem Rückgang um gut 27 Prozent entsprechen. Beim Umsatz rechnen die Experten mit einer Verringerung um rund 20 Prozent auf 32,5 Milliarden Euro nach 41 Milliarden Euro im Auftaktquartal 2021.

Die negativen Vorzeichen gelten indes nicht nur für den Jahresauftakt. Angesichts des herausfordernden Marktumfelds rechnen Analysten auch für das Gesamtjahr mit einem Rückgang von Umsatz und Gewinn. Im Schnitt liegt die Erwartung hier bei einem Jahresumsatz von knapp 146 Milliarden Euro nach 168 Milliarden Euro im Vorjahr. Beim Gewinn je Aktie rechnen die Experten im Schnitt mit einer Verringerung auf knapp 10,9 Milliarden Euro nach 12,9 Milliarden Euro in der Vorjahresbilanz.

Erste Quartalsbilanz seit Trennung von Daimler Trucks

Die Quartalszahlen, die für den 27. April erwartet werden, sind zugleich die erste Bilanz der Mercedes-Benz Group für ein vollständiges Vierteljahr als eigenständigem Unternehmen. Die vormalige Daimler AG hatte sich im Dezember aufgespalten und die Sparten Pkw und Vans auf der einen, sowie Lkw und Busse auf der anderen Seite in jeweils eigenständige Unternehmen überführt.

Die Daimler Truck AG ist seit Dezember ebenfalls mit eigenen Aktien an der Börse platziert und schaffte im März den Aufstieg in die Riege der Dax-40. Anleger und Analysten hatten die Konzerntrennung begrüßt, die es beiden Unternehmen ermöglichen soll, den Bedürfnissen der jeweiligen, sehr unterschiedlichen Zielgruppen und Marktbedingungen flexibler begegnen zu können.

Aktien von Daimler Truck und Mercedes-Benz: Analysten sehen starkes Aufwärtspotenzial

Überschattet wurden erste Erfolge vom russischen Einmarsch in die Ukraine in der Nacht zum 24. Februar – jenem Tag, an dem die Mercedes-Benz Group ihre Jahreszahlen für 2021 vorstellte. Angesichts der insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen hat die Aktie der Mercedes-Benz Group seit Beginn des Jahres rund 10 Prozent an Wert eingebüßt und wurde zuletzt für rund 63 Euro gehandelt. Die Daimler Truck Aktie verzeichnet seit dem Jahreswechsel einen Kursverlust von rund einem Viertel und war zuletzt für knapp 24 Euro zu haben.

Analysten sehen bei beiden Aktien Kurschancen und raten mehrheitlich zum Kauf. Für Anteilsscheine der Mercedes-Benz Group sehen sie das Kursziel dabei überwiegend zwischen 83 Euro (Credit Suisse) und 90 Euro (Berenberg Bank, JP Morgan). Zum Teil liegen die Kaufempfehlungen aber auch im dreistelligen Bereich: So sieht die britische Barclays Bank die Aktie des Autobauers bei 100 Euro, Warburg Research gibt 104 Euro als faire Bewertung aus und die Deutsche Bank sieht das Kursziel für Mercedes-Benz derzeit bei 105 Euro.

Die Aktie der Daimler Truck AG könnte sich nach Einschätzung der Experten sogar verdoppeln: Ein Kursziel von 48 Euro sieht JP Morgan, die kanadische RBC sowie die Deutsche Bank halten 50 Euro für eine faire Bewertung. Einen Kursanstieg auf immerhin 41 Euro halten die Analysten der US-Großbank Goldman Sachs für realistisch.