Merck & Co : Aktie trotz Übernahmepläne stark

Haben Sie derzeit Pharma-Aktien im Depot? Dann können Sie sich glücklich schätzen, denn die Branche stellt dieses Jahr einmal mehr ihre vielbeschworene Krisenresistenz unter Beweis. Viele Pharma-Aktien weisen 2022 Kursgewinne auf.
Eine der erfolgreichsten Pharma-Aktien 2022 ist Merck & Co. Hier sind in den vergangenen Wochen Gerüchte durchgesickert, dass die US-Amerikaner eine 40 Mrd. schwere Übernahme des US-Biotech-Konzerns Seagen planen. Dem Aktienkurs von Merck & Co hat es nicht geschadet. Im Gegenteil: Freitag kletterte die Aktie auf ein neues Jahreshoch.
Unternehmensportrait
Der US-Pharmakonzern besitzt ein überaus breites Sortiment an Medikamenten und Impfstoffen. 17 der 20 weltweit bedeutendsten Krankheiten lassen sich mit Merck-Produkten behandeln.
Das mit Abstand wichtigste Medikament von Merck & Co ist Keytruda, das sich innerhalb weniger Jahre zum umsatzstärksten Krebs-Medikament der Welt entwickelt hat. 2021 erzielte Keytruda einen Jahresumsatz von 17 Mrd. US-Dollar.
Bei Keytruda handelt es sich um einen sogenannten Checkpoint-Hemmer aus dem Bereich der Krebsimmuntherapie. Dieser greift Krebszellen nicht direkt an, sondern versetzt das körpereigene Immunsystem in die Lage, diese aufzuspüren und zu bekämpfen. Dazu blockiert Keytruda die von Krebszellen ausgesendeten Tarnsignale. Dieses Wirkungsprinzip wurde 2018 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.
Verhandlungen mit Seagen im fortgeschrittenem Stadium
Als Übernahmeziel macht Seagen für Merck & Co Sinn. Seagen hat mehrere innovative Krebs-Medikamente in seiner Forschungspipeline, denen Milliardenumsätze zugetraut werden. An diesen dürfte das Hauptinteresse bei der möglichen Übernahme liegen.
Außerdem hat das US-Biotech-Unternehmen bereits vier Medikamente zur Zulassung gebracht, die im laufenden Jahr voraussichtlich einen Umsatz von zusammen 1,8 Mrd. US-Dollar erzielen.
Fokussierung auf Krebs-Medikamente
Mit der Seagen-Übernahme würde Merck & Co seine Fokussierung auf die Onkologie-Sparte weiter vorantreiben. Erst im vorherigen Jahr hatte der Konzern einige Geschäftsbereiche in seine Tochter Organon ausgegliedert und diese an die Börse gebracht. Dazu zählen die Sparten Frauengesundheit und Biosimilars (Nachahmerprodukte von biotechnologisch erzeugten Wirkstoffen) sowie ältere Markenmedikamente.
Alle diese Aktivitäten haben gemeinsam, dass sie aus Anlegersicht als eher langweilig gelten und kaum Wachstumsperspektiven bieten. Der Börsengang der Tochter spülte 9 Mrd. US-Dollar in die Kassen. Zusammen mit den derzeitigen Cash-Positionen könnte Merck & Co damit rund die Hälfte des Kaufpreises für Seagen bestreiten.
Aus meiner Sicht würde eine Übernahme von Seagen für Merck & Co Sinn ergeben. Natürlich kann man über die Höhe des Kaufpreises streiten, aber für eine Übernahme ist eben immer ein gewisser Aufschlag zu zahlen, um sich die Zustimmung der Aktionäre zu erkaufen. Die Tatsache, dass die Übernahmegerüchte die Aktie des Käufers – unüblicherweise – überhaupt nicht belasten, deutet darauf hin, dass viele andere Marktteilnehmer die Übernahme ebenfalls positiv sehen.