Reaktion auf Krieg: Wasserstoff-Aufbau wird beschleunigt

Angesichts des schrecklichen Krieges in der Ukraine und der Tatsache, dass man sich dringend unabhängig machen möchte von russischem Öl und Gas, hat die EU-Kommission ihre Ziele für grünen Wasserstoff deutlich nachgeschärft.
Es gehe nun darum, „wie Europa deutlich vor 2030 von fossilen Brennstoffen aus Russland, zunächst von Gas, unabhängig werden soll“, teilte die Kommission mit. Die Initiative mit dem Namen REPowerEU sieht unter anderem vor, die im Mai 2020 vorgestellte EU-Wasserstoffstrategie deutlich schneller voranzutreiben.
Bisher war die Zielsetzung, bis 2030 rund 10 Mio. Tonnen grünen Wasserstoff jährlich zu produzieren. Dieses Ziel wird nun deutlich auf 25 Mio. Tonnen pro Jahr ausgeweitet. 10 der 15 Mio. zusätzlichen Tonnen sollen in der EU produziert werden.
Diese zusätzliche Produktionsmenge soll laut EU-Kommission dazu beitragen, die Abhängigkeit vom russischen Gas bis 2030 um 25 bis 50 Mrd. Kubikmeter zu verringern. Das funktioniert aber nur, wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich beschleunigt wird. In Deutschland wurde daher kürzlich das sogenannte „Osterpaket“ beschlossen.
RWE plant mit OGE eine Schnellstraße für Wasserstoff
Darüber hinaus soll der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland deutlich beschleunigt werden. Zu diesem Zweck haben der Energieversorger RWE und der Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) das nationale Infrastrukturkonzept „H2ercules“ entwickelt.
Damit wollen die beiden Unternehmen den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur vorantreiben. Diese soll Elektrolyseure sowie Speicher- und Importmöglichkeiten für grünen Wasserstoff im Norden Deutschlands mit industriellen Endverbrauchern im Westen und Süden des Landes verbinden.
Weitere in Entwicklung befindliche Importrouten aus dem Süden und Osten sollen bis 2030 angeschlossen werden. Das Projekt soll insgesamt 3,5 Mrd. Euro kosten. Der Clou: Da bei einem Großteil der Strecke bestehende Erdgasleitungen auf Wasserstoffbetrieb umgerüstet werden können, ist das Projekt deutlich günstiger als ein Neubau.
Die Rollenverteilung sieht wie folgt aus: RWE wird den grünen Wasserstoff erzeugen und OGE dafür sorgen, dass dieser zum Kunden gelangt. RWE will u.a. bis 2030 bis zu 1 Gigawatt an neuen Elektrolyse-Anlagen realisieren. OGE sorgt dafür, dass ein Leitungsnetz von circa 1.500 Kilometern für den Transport von grünem Wasserstoff entsteht.
RWE: Aktuelle Zahlen im Fokus
Schauen wir zum Schluss noch kurz auf die aktuellen Zahlen von RWE: Das Unternehmen hat seine Ziele für 2021 übertroffen und lag bei allen wichtigen Kennzahlen deutlich über den Vorjahreswerten. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) erreichte 3,65 Mrd. Euro (nach zuvor 3,29 Mrd. Euro).
Damit wurde sogar das obere Ende der prognostizierten Bandbreite von 3,0 bis 3,4 Mrd. Euro übertroffen. Beim bereinigten operativen Ergebnis (bereinigtes EBIT) erzielte RWE 2,19 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,82 Mrd. Euro). Prognostiziert wurde ein Wert zwischen 1,5 und 1,9 Mrd. Euro. Auch das bereinigte Nettoergebnis lag mit 1,57 Mrd. Euro über der eigenen Prognose und über dem Vorjahreswert.
Aus meiner Sicht bleibt RWE ein dividendenstarkes Basisinvestment im Energiebereich mit dem Zusatz-Joker Wasserstoff. Rücksetzer an schwachen Börsentagen könnten hier zum günstigeren Einstieg genutzt werden.