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Thyssenkrupp: Der Niedergang der deutschen Industrie

Inhaltsverzeichnis

Thyssenkrupp steckt tief in einer existenziellen Krise. Was sich seit Monaten abzeichnet, wurde mit Vorlage der Jahresbilanz in der vergangenen Woche noch einmal schmerzlich spürbar.

Die Verluste häufen sich, der Stellenabbau wird wohl noch ausgeweitet, die Dividende gestrichen. Die einzig profitable Sparte, das Aufzuggeschäft, steht möglicherweise vor dem Verkauf oder einem eigenständigen Börsengang. Die Veräußerung des Tafelsilbers soll das nötige Kapital einbringen, um den Rest des Ladens wieder auf Vordermann zu bringen. Falls das nicht gelingt und man die einzige Cash Cow verkauft hat, könnte es richtig eng werden für den Stahlgiganten aus dem Ruhrgebiet.

Thyssenkrupp: Maroder Industrieriese in guter Gesellschaft

Es ist also einiges an Risikobereitschaft gefragt, der anstehende Umbau wird tiefgreifend und schmerzhaft ausfallen, und ob er in eine bessere Zukunft führen wird, ist aktuell ungewiss. Dabei steht der Niedergang von Thyssenkrupp geradezu exemplarisch für die deutsche Industrie. Siemens steht seit Jahren vor ganz ähnlichen Problemen, und selbst Deutschlands Vorzeigebranche Nummer eins, die Autobauer, müssen um ihre Führungsposition an den Weltmärkten bangen.

Deutsche Ingenieurskunst genießt zwar einen weltweit guten Ruf, doch die Industriezweige, die uns zu einem der größten Exporteure der Welt gemacht haben, zählen allmählich sprichwörtlich zum alten Eisen. Die hiesige Stahlindustrie wie auch die Automobilbranche standen im 19. und 20. Jahrhundert für technologischen Fortschritt, für Wandel und Wohlstand, für Arbeitsplätze und Exporte. Es wurden viele Arbeiter und Fachkräfte benötigt, die von ihrem Geld gut leben und private Existenzen aufbauen konnten, das eigene Auto, das beheizte Eigenheim, der Kühlschrank in der Küche und die Waschmaschine im Keller wurden zum Standard in deutschen Haushalten. Marken wie Bosch, Siemens, Daimler, BMW oder Volkswagen sind aus dieser Erfolgsgeschichte kaum wegzudenken.

Deutsche Industrie – nicht zukunftssicher?

Mittlerweile aber ist es weniger die Mechanik, sondern vielmehr die Digitalisierung und Vernetzung, die mit Fortschritt und Zukunft assoziiert werden. Hinzu kommt das neue Klimabewusstsein, das auch politisch und gesellschaftlich neue Standards erforderlich macht. Nun offenbart sich das Dilemma der deutschen Industrie, die sich offensichtlich zu lang auf ihren früheren Erfolgen ausgeruht hat, anstatt in Zukunftstechnologien zu investieren. Was im 19. und 20. Jahrhundert noch für Euphorie und Wachstum sorgen konnte, hat im 21. Jahrhundert womöglich ausgedient.

Das deutsche Mobilfunknetz ist ein Flickenteppich, einige Regionen sind in Sachen Internetgeschwindigkeit scheinbar in den 1990er Jahren steckengeblieben, kurzum: Die deutsche Infrastruktur ist marode und die Industrie ist es auch. Der schöne Schein beginnt zu bröckeln. Der Niedergang von Thyssenkrupp steht exemplarisch für die Fehlentscheidungen ganzer Managergenerationen in den vergangenen 20 Jahren, die Erfolge verwaltet und Gewinne auf Vorstandskonten oder an Aktionäre überwiesen haben, anstatt in die Zukunft zu investieren.

Das rächt sich jetzt. Schöne Grüße von Tesla.