Uniper: Übernahme durch Fortum in die Ferne gerückt
Sie stehen stärker unter Strom als man letztes Jahr noch hätte vermuten können: Deutsche Energietitel legen kräftig zu und erfreuen Anleger. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Eon-Ableger Uniper.
Erst recht, seitdem sich Mutmaßungen zu einer Übernahme von Uniper verdichteten. Aktuell aber zeichnet sich ab, dass es zumindest nicht ganz so schnell gehen dürfte. Der finnische Interessent, der Versorger Fortum, hat es nun wohl doch nicht so eilig.
Uniper-Übernahme vorerst auf Eis
Generell ist das Übernahmethema allerdings nicht komplett vom Tisch. Immerhin wurden mit der Abspaltung von Innogy und Uniper die Karten im Energiesektor neu gemischt. Und das sorgt für Begehrlichkeiten. Die Branche steht ohnehin davor, sich europaweit zu konsolidieren.
Zwar scheint es Gerüchten zufolge Interessenten auch für die Versorger Innogy, dessen Konzernmutter RWE und sogar Eon zu geben, doch nirgends wurden die Fakten und Namen so offen gehandelt wie bei Uniper. Für eine Übernahme sprach noch unlängst der mit 5,2 Mrd. € vergleichsweise geringe Börsenwert des Betreibers von Kohle- und Gaskraftwerken.
Zunächst schien der tschechische Energiekonzern interessiert. Immerhin hatte er letztes Jahr das deutsche Geschäft mit Braunkohle von Vattenfall gekauft. Doch schon bald verdichteten sich die Hinweise, dass der finnische Versorger Fortum nach Uniper greifen könnte. Mittlerweile aber ist allein der Börsenwert deutlich gestiegen. Uniper bringt nun im Mdax rund 6,5 Mrd. € auf die Waage.
Die Resterampe auf dem richtigen Weg
Dem Vernehmen nach ist das dem finnischen Interessenten Fortum zu viel. Was noch gegen eine Übernahme von Uniper spricht: Fortum scheint nach neuesten Verlautbarungen an Teilen des Kohle- und Gasgeschäfts genauso wenig interessiert zu sein wie am Rohstoffhandel. Ganz einfach, weil sie nicht zum eigenen Geschäftsmodell passen.
Inwieweit die Beteiligungen von Uniper an Kernkraftwerken in Schweden stören, steht auf einem anderen Blatt. Zudem: Eon wäre bereit, sich von seinem 47 %-Paket an Uniper zu trennen und den Erlös mitzunehmen – allerdings nicht vor 2018. Ein früherer Verkauf würde steuerliche Nachteile bringen.
Derweil wird Uniper-Chef Klaus Schäfer nicht müde, die eigene Unabhängigkeit und Stärke zu betonen, wie jüngst auf der Hauptversammlung. Er sieht das gerne als „Eon`s Resterampe“ bezeichnete Unternehmen auf dem richtigen Weg. Der bisherige Kursverlauf zumindest gibt ihm Recht. Seit dem Börsengang im Herbst letzten Jahres konnte die Aktie um 80 % zulegen. Die Rekordmarke lag Anfang Juni bei 18,30 €.
Der faire Wert scheint überschritten
Dass der Wert mittlerweile leicht nachgab, ist nicht verwunderlich: Viele Anleger nutzten die Gelegenheit und machten mal eben Kasse. Die Dividende brachte 55 Cent pro Aktie. Nun geht es wieder aufwärts. Fragt sich nur wie lange noch. Viele Analysten sehen den fairen Wert bei 15 €. Wer auf eine Neuauflage der Übernahmephantasien im nächsten Jahr setzt und auf neue Kurssprünge spekuliert, muss genügend Risikobereitschaft mitbringen.
Interessanter ist da schon die Aktie von RWE. Der jahrelang gebeutelte Versorger konnte auf Jahressicht um mehr als 66 % zulegen, allein im letzten Monat um fast 24 %. Nachdem im letzten Jahr der Atomstreit mit der Regierung zur Finanzierung der Altlasten beigelegt wurde, sorgte jetzt die vom Bundesverfassungsgericht gekippte Brennelemente-Steuer für Auftrieb.
RWE erwartet eine Steuerrückzahlung von über 1,8 Mrd. € inklusive 6 % Verzugszinsen, was die Schulden von rund 23 Mrd. € ein gutes Stück schmälert. Außerdem hält RWE 77 % am Spin-Off Innogy, das den Mutterkonzern mit hohen Dividendenerträgen versorgt.